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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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zurückversetzt. Der Zauber hört auf. Und wir sind frei!«
    »Und was ist mit Nachtfrost?«
    »Ach, um den musst du dir keine Sorgen machen. Der geht dann wieder zu Aruna zurück.«
    »Und – können wir dann nie wieder herkommen?«
    »Willst du das denn? Überall warten sie doch nur auf Sonja, nicht auf dich.«
    »Melanie«, sagte Darian beschwörend. »Hör nicht auf sie! Sie will dich nur ausnutzen!«
    »Schweig, kleiner Prinz«, sagte Isarde. »Vergiss nicht,dass auch dein Leben davon abhängt, wie sie sich entscheidet.«
    Melanie zog sich zum Tisch zurück. Ihr Herz schlug bis zum Hals. »Wieso? Was haben Sie vor?«
    »Ich? Gar nichts. Ich bitte dich nur um deine Hilfe. Denn ich weiß, dass du uns helfen kannst – auch wenn unser Prinz hier dir das wohl nicht zutraut.«
    Unvermittelt stieß die stumme Schwester auf dem Bett ein meckerndes Lachen aus, bei dem es Melanie kalt überlief. Gleich darauf verstummte sie wieder, und nichts an ihr verriet, dass sie überhaupt noch lebte.
    Nun hatte Melanie restlos genug. Die beiden Alten waren völlig irre, das Haus war dreckig und vergammelt, der Pilzwald finster und deprimierend. Sie wollte nur noch weg von hier. Abrupt drehte sie sich um und stieß dabei den Hocker um. »So, das reicht. Wir gehen jetzt. Danke für das Essen. Darian, komm!«
    Sie marschierte zur Eingangstür und niemand versuchte sie aufzuhalten. Aber als sie die geflochtene Tür öffnete, sah sie vor sich nicht den dämmrigen Pilzwald, wie sie es erwartet hatte, sondern eine finstere Kammer wie die, in der sie vorhin gefangen gewesen waren. Ungläubig starrte Melanie in den Raum. Das konnte doch nicht die falsche Tür sein? Sie drehte sich um und sah, dass Isarde und Darian sie beobachteten. Darian war noch nicht einmal aufgestanden. Niemand sagte etwas. Melanie warf die Tür zu und ging zu der anderen Tür hin, obwohl sie wusste, dass das nicht der Ausgang war. Sie öffnete sie und fand dahinter die dunkle Kammer. Angst stieg in ihr auf, und Angst machte sie grundsätzlich wütend. Was war das für eine Hexerei? Wie eine Schlange schnellte sie herum. »Was soll das? Lassen Sie uns gehen!«
    Isarde kicherte und kratzte sich an der Nase. Darian sagte leise: »Das hat keinen Sinn, Melanie.«
    »Wie, es hat keinen Sinn? Ich lass mich doch hier nicht einsperren! Ich will hier raus!« Sie fuhr herum, rannte wieder zu der Eingangstür und riss sie auf. Diesmal lag ein schmaler Gang vor ihr, wie in einer Höhle. Ohne nachzudenken, rannte sie los. Nach zehn Schritten schloss sich völlige Dunkelheit um sie und sie tastete sich mit klopfendem Herzen vorwärts. Nach weiteren zwanzig Schritten veränderte sich die kalte Erde unter ihren Fingern. Holz. Ein Holzbrett. Eine Tür! Zitternd vor Angst und Hoffnung suchte Melanie nach einem Riegel oder einem Griff, und plötzlich schwang die Tür nach außen weg. Dahinter lag ein Raum … ein unregelmäßig geformter Raum mit brennendem Kamin, Tisch, Hockern und zwei Betten. Einer der Hocker war umgeworfen. Auf dem anderen saß Darian, auf dem Bett saß Idore, und Isarde war dabei, im Feuer herumzustochern. Auf der anderen Seite des Raumes befand sich eine offene Tür – die Tür, durch die Melanie gerade eben hinausgerannt war. Sie drehte sich um und sah statt eines Höhlenganges die Erdkammer, in der sie gefangen gewesen waren.
    »Sieh es ein, kleine Melanie«, sagte Isarde freundlich. »Du hast die Nebelbrücke verlassen und bist damit unter unser Gesetz geraten. Wenn wir es wollen, kommst du hier nie wieder heraus, und wir alle bleiben für alle Zeit hier. Hilfst du uns?«
    »Melanie«, sagte Darian mit sehr blassem Gesicht. »Tu es nicht.«
    Melanie schwieg und versuchte nachzudenken. Schon jetzt ertrug sie es nicht mehr, in dem kleinen Haus eingesperrt zu sein. Aber gegen den Willen der beiden Hexenwürde sie nie hier herauskommen. Sie war völlig sicher, dass Isarde sie angelogen hatte – entweder hatte sie einen anderen Plan oder verschwieg etwas sehr Wichtiges. Aber da war sie bei Melanie an die Falsche geraten. Nicht umsonst war sie die Tochter einer Rechtsanwältin. Sie würde schon herausbekommen, was Isarde vor ihr zu verbergen versuchte. Aber dafür musste sie sie erst in Sicherheit wiegen. Wenn die beiden Alten glaubten, dass Melanie auf ihrer Seite war, ließen sie vielleicht in ihrer Wachsamkeit nach. Und dann konnte Melanie entweder die Wahrheit herausfinden – oder sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen.
    »Sie sind echt ekelhaft«,

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