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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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»Das brennt nicht, Sonja. Das Holz ist viel zu frisch. Für ein Lagerfeuer braucht man trockenes, abgestorbenes Holz – am besten Äste, die heruntergefallen sind. Verfault dürfen sie natürlich auch nicht sein.«
    »Mach dir nichts daraus«, tröstete Elri sie, als sie zurückkam. »Ich habe genug gefunden.«
    Lorin schichtete das Holz auf und schlug mit zwei schwarzen Steinen Feuerfunken auf ein kleines Moosbüschel. Als es zu brennen begann, blies er vorsichtig darauf und schob es dann unter ein paar dünne Zweige des Holzhaufens.Gespannt schaute Sonja zu, wie die Zweige Feuer fingen. Was für ein Glück, dass Elri und Lorin bei ihr waren! Sie selbst wäre ohne Feuerzeug oder Streichhölzer hier draußen rettungslos verloren.
    Sie wickelten sich in ihre Decken und kuschelten sich aneinander. Elri verteilte Brot und getrocknetes Fleisch, und sie knabberten daran, während sie in die Flammen schauten.
    Irgendwo in weiter Ferne heulte ein Wolf. Es klang traurig und einsam. Aber nach einer kurzen Pause antwortete ihm ein zweites Heulen und dann ein ganzer Chor von Wolfsstimmen.
    »Sind das alles Tesca?«, flüsterte Sonja.
    Elri schüttelte den Kopf. »Wir sind zu weit westlich vom Stammesgebiet der Tesca. Sie leben östlich des Kristallsees.«
    »Was ist das für ein See?« Sonja wollte lieber über Erdkunde nachdenken als über wilde Wölfe in der Nähe ihres ungeschützten Lagers.
    »Der Kristallsee ist der größte See in Parva«, sagte Lorin. »Er liegt etwa zehn Meilen östlich von uns. Morgen früh müssen wir nach Süden abbiegen und dann durch den Kristallwald zur Furt über den Nebelfluss.« Er verstummte und setzte nach einer Pause hinzu: »Das ist die Furt, an der uns der Spürer angegriffen hat, Sonja.«
    »Ich weiß.« Sonja erschauerte. »Müssen wir wirklich durch den Kristallwald? Dort sind doch die Erdgnome –«
    »Nicht im Winter«, sagte Elri. »Da schlafen sie unter der Erde.« Sie grinste schief. »Und dieses Alte Volk möchtest du bestimmt nicht aufwecken.«
    »Ganz sicher nicht!«
    »Aber vielleicht treffen wir deinen Troll«, sagte Lorin. »Das wäre schön … ich würde zu gern einmal einen lebendigen Troll sehen.«
    »Sind sie eigentlich gefährlich?«
    »Natürlich sind sie das«, sagte Lorin. »Ein Troll könnte mit einem gezielten Schlag einen bewaffneten Mann töten. Sie sind aus Stein, verstehst du? Nicht aus Fleisch und Blut. Aber niemand mit einem klaren Verstand würde einen Troll angreifen. Sie sind keine Kämpfer, sie sind Wächter. Die Hüter der Erde, sagt Ganna. Sie wachen über das Land. In früheren Zeiten haben die Stämme sie verehrt und ihnen Geschenke gemacht, aber im Lauf der Jahre ist das alles vergessen worden.«
    »Aha.« Sonja tauchte noch tiefer in ihre warme Decke. Sie war müde, aber eigentlich wollte sie gerne noch mehr Geschichten über dieses seltsame, fremde Land hören. »Was schenkt man denn einem Troll?«
    »Blumen«, sagte Lorin und lächelte. »Leuchtende, goldene Sommerblumen.«
    »Wie soll das denn gehen? Hält man ihm einen Blumenstrauß vor die Nase?«
    Lorin schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Man schenkt doch einem Hüter der Erde keine toten, abgeschnittenen Pflanzen! Nein, es gibt irgendwo im Osten ein Tal, in dem Goldblüten wachsen. Wir nennen sie Trollblumen. Sie wachsen direkt aus Steinen heraus und man kann sie ganz leicht aus dem Stein lösen. Wenn man sie einem Troll schenkt, wachsen sie auf ihm weiter. Wenn du mal irgendwo einen Steinhügel voller goldener Blüten siehst, ist es vielleicht ein Troll.«
    »Ich wäre gerne im Sommer hier«, sagte Sonja sehnsüchtig. »Ich möchte diese Blüten sehen.«
    »Wer weiß?«, meinte Elri. »Vielleicht bleibst du diesmal länger hier. Dann kannst du sehen, wie schön die Steppe ist, wenn der Frühling kommt. Stell dir nur vor, auf einemschwarzsilbernen Einhorn durch ein Meer von rosa Schaumkraut zu reiten …«
    »Ach, der Winter ist auch schön«, sagte Lorin. »Man hat ein warmes Zelt, ein gutes Feuer, die Alten erzählen Geschichten … ich mag den Winter.«
    »Ich möchte das alles sehen«, sagte Sonja.
    Lorin schob die Hand aus seiner Decke und streichelte ganz kurz ihre Schulter. Als sie zu ihm hinschaute, lächelte er. »Ich fände es schön, wenn du bei uns bleiben könntest.«
    Am nächsten Morgen ritten sie früh weiter. Elri wollte eigentlich frühstücken, aber Sonja wollte sich für ihre Reise nicht allzu viel Zeit lassen. Solange sie nicht wusste, dass Melanie und Darian in

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