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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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schüttelte den Kopf, stand auf, ging zu ihrem Reittier, bückte sich unterwegs nach dem Messer, schnitt eine armlange Strähne von dem zottigen Fell ab und kam zurück, ohne ein Wort zu sagen.
    »Es tut mir leid«, sagte Sonja kläglich.
    Elri beachtete sie nicht. Sie schmierte die zerkaute Paste auf das Blatt, legte es auf die Wunde und band es mit der Strähne fest. Dann stand sie auf und befestigte den Beutel wieder an ihrem Gürtel. Nachtfrost schnaubte und stieß sie leicht mit dem Maul an, und sie lächelte und sah richtig nett aus. Aber das Lächeln verschwand, als sie Sonja anschaute. »Warum hast du ihm nicht geholfen?«
    »Was?«, sagte Sonja verdutzt und empört. »Ich habe doch gesagt, dass ich nach Wasser gesucht habe, um das Blut abzuwaschen!«
    »Damit hättest du die Wunde nur noch mehr zum Bluten gebracht. Weißt du denn gar nichts über Heilpflanzen?«
    »Nein! Woher denn auch? Ich bin noch nie hier gewesen und kenne eure blöden Pflanzen nicht!«
    »Dann wird es Zeit, dass du es lernst! Vielleicht solltest du das tun, bevor du hier die Prinzessin spielst!«
    »Was? Spinnst du? Ich hab doch überhaupt nichts gemacht!«
    »Du reitest auf dem Taithar, du hast das Amulett – das nennst du nichts?«
    »Ich wollte dir das Amulett doch zurückgeben! Was kann ich dafür, dass du mich nicht verstehst!« Sonja stutzte. »Moment mal. Du verstehst mich ja doch!«
    Und auch Elri sah plötzlich völlig verblüfft aus. »Ich dachte, du könntest meine Sprache nicht?«
    »Kann ich auch nicht, ich –« Sonja stockte wieder. »Aber ich spreche doch –« Deutsch, wollte sie sagen, aber das konnte doch nicht sein?
    »Du hast eine harte, seltsame Sprache gesprochen, als ich dich begrüßt habe«, sagte Elri. »Jetzt sprichst du meine. Gut, dann können wir ja doch miteinander reden. Wie heißt du? Ich bin Elri vom Stamm der Elarim.«
    »Ich bin Sonja«, sagte Sonja verwirrt. »Aber ich habe dich schon die ganze Zeit verstanden.«
    »Es wird ein Zauber sein«, sagte Elri, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. »Warum bist du so komisch angezogen? Woher kommst du?«
    Aber bevor Sonja antworten konnte, gab der Birjak plötzlich ein Geräusch von sich, das wie ein Husten klang. Elri drehte sich rasch um und schaute auf die Ebene hinaus. »Ihr müsst weg hier!«
    »Was?« Sonja erschrak. »Warum?«
    »Keine Zeit! Beeil dich!« Sie griff in das dichte Fell des Birjaks und turnte mühelos nach oben. Nachtfrost stupste Sonja mit dem Horn an, die Welt drehte sich, und schon saß sie wieder auf seinem Rücken. Aus dieser Höhe konnte sie in weiter Entfernung eine schnelle Bewegung sehen, aber noch bevor sie erkennen konnte, was es war, schob sich der riesige Körper des Birjaks davor.
    Elri setzte sich in ihrem Nest zurecht. »Ihr müsst euch in der Herde verstecken. An die Birjaks wagen sie sich nicht heran. Beeilt euch!«
    »Aber wer –« Weiter kam Sonja nicht. Nachtfrost galoppierte los, und weil sie nicht damit gerechnet hatte, fiel sie fast herunter. Nur ein hastiger und viel zu fester Griff in seine Mähne retteten sie. Und bevor sie noch recht wusste, was geschah, waren sie schon mitten zwischen den Birjaks, die sie gelassen musterten und dann weitergrasten. Aber beim Grasen rückten sie wie zufällig enger zusammen, bis Sonja und Nachtfrost von einer Mauer aus dunkelbraunem Fell und gefährlichen Hörnern eingeschlossen waren. Sonja hielt den Atem an, aber keins der Tiere kam ihr zu nahe.
    Jetzt hörte Sonja schnellen Hufschlag von mehreren Pferden. Sie stoppten und eine Männerstimme sagte etwas in einem barschen Ton. Die ersten Worte waren noch unverständlich, aber dann schien der Sprachzauber plötzlich wieder zu wirken.
    »– schlecht bekommen, Mädchen. Einer von denen ist hier in Duntalye gesehen worden!«
    Sonja erschauerte unwillkürlich. Diese Stimme klang böse – viel böser noch als die von Max und seinen ekelhaften Freunden. Die waren wenigstens nur zum Spaß boshaft. Aber die Stimme dieses Mannes klang, als ob er noch nie im Leben freundlich oder heiter gewesen wäre und gar nicht wüsste, wie das ging. Nachtfrost schien die Stimme ebenso wenig zu mögen und legte die Ohren flach zurück. Sie streichelte seinen Hals und hoffte nur, dass er ruhig blieb.
    »Es tut mir leid, edler Herr,«, sagte Elri sehr höflich, »aber ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Verstehe«, sagte der Mann. »Zu welchem Pack gehörst du? Elarim oder Nepe?«
    »Duntalye ist das Land der Elarim, edler Herr.«
    »Spielt

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