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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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keine Rolle. Du weißt, was passiert, wenn ihr Ärger macht.«
    »Wir sind Hirten, edler Herr. Wir wollen bestimmt keinen Ärger machen!«
    »Schön. Dann hör mir jetzt genau zu. Sag deinen Leuten, sie sollen Augen und Ohren gut aufsperren. Wenn sie etwas erfahren, sollen sie einen Boten schicken. Und ...«, seine Stimme wurde ein wenig leiser, » ... wenn wir herausfinden, dass ihr etwas damit zu tun habt, schicken wir unsere Boten. Bin ich verstanden worden?«
    »Ja, edler Herr«, sagte Elri eingeschüchtert.
    Die Reiter galoppierten davon.
    Die Birjaks grasten weiter und bewegten sich dabei gemächlich von Sonja und Nachtfrost weg, bis sie Elri und ihr Reittier wieder sehen konnte. Das Nomadenmädchen sah wütend aus, und ihr Gesicht hellte sich auch nicht auf, als das schwarze Einhorn auf sie zutrottete. »Hast du verstanden, was er gesagt hat?«, fragte sie Sonja.
    »Ja – die Worte schon. Aber ich weiß nicht, worum es ging. Das hatte doch nichts mit mir zu tun? Wer waren diese Leute?«
    »Das war Gundar von Keban, wir nennen ihn den Spürer. Er sucht jemanden.« Sie schaute Sonja lange und nachdenklich an. »Sag mal ... woher hast du eigentlich das Amulett?«
    »Ich hab’s gefunden. Es hing dahinten, an einer Felskante über dem Abgrund.«
    »Hm«, machte Elri. »Und gab es da irgendwelche Spuren? Als ob jemand abgerutscht wäre?«
    Bestürzt schaute Sonja sie an. »Meinst du etwa –? Nein! Das Amulett hing nur da.«
    »Seltsam«, murmelte Elri. »Hast du die Drohung gehört?Dass er uns seine Boten schicken will?«
    »Ja. Was heißt das?«
    »Es heißt, dass sie unsere Hütten niederbrennen und uns töten oder verschleppen werden, falls sie auch nur vermuten, dass wir etwas gegen sie planen.« Sie sah jetzt ziemlich blass aus und Sonja wurde es übel.
    »Töten?«, brachte sie heraus.
    Elri nickte. »Steck das Amulett unter dein – äh – Wams. Oder was es auch ist. Ich bringe dich in mein Dorf. Die Jeravi – das sind unsere Anführer – müssen entscheiden, was wir jetzt tun.«
    »Kann ich nicht einfach wieder nach Hause?«, fragte Sonja.
    »Wie denn?«, fragte Elri zurück.
    Sonja warf einen Blick auf Nachtfrost, der friedlich graste. »Vielleicht, wenn ich ihn antreibe – aber sein Bein ist so schlimm, dass –«
    Elri schüttelte heftig den Kopf. »Sonja, einen Taithar treibst du nicht an! Der trägt dich nur, weil er es will, und er wird genauso schnell oder langsam laufen, wie er es für richtig hält! Verlass dich drauf: Wenn er es will, bringt er dich sicher nach Hause, ganz gleich, was mit seinem Bein ist. Aber bis dahin musst du wohl hierbleiben. Und ich bin sicher, dass es einen Grund gibt, warum er dich hergebracht hat. Arunas Boten – das sind die Taitharas – tun nichts ohne Grund.«
    »Aber –«
    Elri hörte nicht mehr zu. Sie beugte sich vor und sagte ein paar leise Worte zu ihrem Birjak, der sich daraufhin umzudrehen begann. Nachtfrost nahm die Nase aus dem Gras, schüttelte stolz den Kopf und folgte hinkend dem riesigen Tier, das auf seinen sechs Beinen gemächlich davonschritt.
    »Unser Land heißt Duntalye«, erzählte Elri, während sie und Sonja über die Ebene ritten. »Wir folgen den Birjaks auf die Sommerweide zur Küste und im Winter folgen wir ihnen ins Große Lager bei den Bergen im Norden. Dort treffen wir dann die anderen Stämme. Meine Mutter stammt von den Nepe und ich habe viele Verwandte dort.«
    »Hier nicht?«
    »Doch, natürlich! Alle Verwandten meines Vaters, und meine Geschwister! Ich habe drei ältere und vier jüngere Geschwister.«
    »Acht Kinder?«, staunte Sonja.
    »Und natürlich die Kinder meiner Tanten und Onkel. Hast du keine Geschwister?«
    »Doch, eine Schwester und zwei Brüder.« Unvermittelt überfiel sie das Heimweh – nicht so sehr nach der zu kleinen Etagenwohnung oder den ewig meckernden Eltern, sondern nach Philipp. Würde sie ihn überhaupt je wiedersehen? Sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Jetzt nur nicht heulen! Wonach konnte sie Elri noch fragen?
    »Wer ist Aruna?«
    »Du weißt wirklich gar nichts!«, stellte Elri verwundert fest und klang in diesem Moment fast wie Melanie. »Aruna ist die Göttin, die das alles hier erschaffen hat! Aber sie ist krank; das Nebelmeer ist ihre Krankheit. Und wir – die Elarim, aber auch die Nepe und die anderen Stämme – verteidigen das Land gegen die schrecklichen Wesen aus dem Nebel.«
    Bei dem Gedanken daran, wie nahe sie dem Abgrund gewesen war, wurde es Sonja ganz schlecht. Eigentlich

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