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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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räusperte sich und grinste ein wenig. »Ja, okay. Du bist übrigens schon frei, falls du das nicht gemerkt hast. Und wo liegt dieses – Parva? Ist das ein Land?«
    »Allerdings ist das ein Land!«, fuhr Darian ihn an. »Es liegt oberhalb des Nebels – also bring mich zur Küste, dann klettere ich schon alleine hoch!«
    »Da gibt’s leider ein Problem«, sagte Philipp trocken. »Wir haben hier keine Küste.«
    »Aber das hier ist doch das Versunkene Land, oder etwa nicht? Ich bin doch in den Abgrund gestürzt!«
    »Hör mal, Darian«, sagte Philipp, »es ist mir ziemlich egal, in welchen Abgründen du dich gerade befindest. Ich hab keine Zeit für so einen Kram, ich will meine Schwester finden. Du hast gesagt, du wüsstest etwas über sie. Also schieß los.«
    Darian zögerte. Dann hob er den Kopf und schaute Philipp gerade ins Gesicht. »Ich weiß nichts über deine Schwester. Es tut mir leid. Ich wollte nur aus diesem Haus herauskommen und brauchte eure Hilfe. Aber –«
    »Das ist doch wohl das Letzte!«, brauste Philipp auf. »Du kleiner, mistiger –«
    »Nun warte doch. Es tut mir wirklich leid! Vielleicht kann ich euch ja helfen!«
    »Es kann dir auch leidtun! Wir haben hier stundenlangunsere Zeit mit dir verschwendet, statt sie zu suchen! Ihr kann wer weiß was passiert sein!«
    »Phillipp«, sagte Melanie. »Hat sie dir denn gar nicht gesagt, was sie vorhatte?«
    »Natürlich hat sie das graue Pferd gesucht. Offenbar wimmelt es in diesem Wald von herumstreunenden Gäulen.« Er machte eine Pause und warf Darian einen scharfen Blick zu. »Sag mal, du hast doch gesagt, dein Pferd hätte dich abgeworfen und sei abgehauen. Ist es vielleicht dasselbe Pferd? Ist es zufällig grau und halb verhungert?«
    »Was?«, fuhr Darian auf. »Ich lasse meine Pferde nicht verhungern! Und es ist auch kein Pferd. Ich kenne euer Wort dafür nicht. Es ist groß und schwarz, mit silberner Mähne und silbernem Schweif. Und es hat ein Horn auf der Stirn, mit dem es euch töten könnte.«
    »Jetzt reicht’s!«, sagte Philipp scharf und Darian blieb stehen und drehte sich um. »Du erzählst hier schon einen ganzen Haufen Blödsinn, aber wenn du glaubst, dass du uns mit Einhörnern kommen kannst, dann –«
    »Philipp!« Melanie hatte wie erstarrt dagestanden, aber jetzt schrie sie fast seinen Namen. Verärgert drehte er sich zu ihr um. »Was?«
    »Philipp – Sonjas Zeichnung! Auf ihrem Tisch! Das war auch ein schwarzes Pferd mit silberner –«
    Philipp zuckte zusammen. »Bist du sicher?«
    »Ja, natürlich! Darian, kann es sein, dass sie dein – dein –«
    »Weiß ich nicht«, sagte er bitter. »Es könnte sein, ja. Und wenn das hier nicht das Versunkene Land ist, dann bin ich wohl nicht mehr in meiner Welt, wie ich gedacht hatte. Stattdessen hat der Taithar deine Schwester in meine Welt gebracht. Und ohne ihn komme ich nicht zurück. Ich bin hier gestrandet.«

I
m Kristallwald
    Ein Klingeln wie von winzigen Glöckchen schlich sich in Sonjas Schlaf und weckte sie schließlich auf. Sie öffnete die Augen und sah nichts als hohes Gras, durch das ein leichter Wind strich. Wo war sie? Verwirrt setzte sie sich auf und rieb sich die Augen. Es dauerte einen Moment, bis sie sich daran erinnerte, wie sie hergekommen war. Nachtfrost stand neben ihr. Er graste nicht mehr, sondern hatte den Kopf gehoben und schien angespannt zu lauschen.
    »Was ist? Kommt jemand?«
    Er reagierte nicht, nur seine Ohren bewegten sich. Sonja horchte, aber sie konnte nicht erkennen, woher das Klingeln kam. Es mussten unzählige Glöckchen sein, aber das Geräusch kam nicht näher und schien sich auch nicht zu entfernen. Gefährlich klang es jedenfalls nicht.
    Sie stand auf und wischte sich Gras und Erde von ihrem Wildlederhemd und der Hose. Zum ersten Mal sah sie ihre neue Kleidung bei Tageslicht. Es waren schöne Stücke, hellbraun, mit Fransen und bunten Perlenstickereien wie bei den Indianern. Ob sie ihren Pullover, die Jeans und ihre Reitstiefel wohl je wiedersah? Vielleicht würde sie sie durch Zauberei wieder tragen, sobald sie nach Hause zurückkehrte. Aber im Moment war sie ganz froh, keine Reitstiefel zu tragen. Die Lederschuhe waren viel bequemer.
    Sie war durstig, und ihr Magen knurrte vernehmlich und erinnerte sie daran, dass sie noch überhaupt nichts gegessen hatte, seit sie in diese Welt gekommen war. Wie langewar das her? Einen Tag? Schon zwei? War es nicht erst am vergangenen Abend gewesen? Seitdem war so viel passiert, dass es ihr schon viel

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