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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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einem Pfeil im Körper zusammen und blieb reglos liegen, die weit aufgerissenen Augen auf Sonja gerichtet. Schluchzend vor Angst und Entsetzen wich sie zurück, drehte sich um und rannte blindlings in den Wald – aber nach kaum zwanzig Schritten stieß sie mit einem großen Tier zusammen. Es war ein Pferd, das den Kopf hochwarf und schnaubend zurückwich. Auch Sonja wich zurück – und wurde von hinten an beiden Armen gepackt.
    »Da bist du ja«, sagte der Spürer mit einer Stimme wie Eis.

D
as Recht des Stärkeren
    Im Forstwald war es dunkel geworden. Noch immer fiel ein leichter Nieselregen und Nebel hing in den düsteren Ecken des Waldhofes. Philipp, Melanie und Darian waren kurzerhand in das leer stehende Haus eingebrochen, wo sie wenigstens ein bisschen Schutz vor der Kälte fanden. Herr Frickel hatte das Haus nur nachlässig ausgeräumt und jede Menge Müll zurückgelassen, und er hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Teppichboden im Schlafzimmer herauszureißen. Darian tappte mit seinen nackten Füßen darauf herum. »Das ist besser als viele andere Nachtlager, die ich gehabt habe. Wenn ich jetzt noch mein Messer hätte, um mich gegen wilde Tiere zu verteidigen, wäre das hier ein wunderbarer Unterschlupf!«
    »Es gibt hier keine wilden Tiere«, sagte Philipp. »Nichts Größeres als Füchse.«
    »Wildschweine«, sagte Melanie.
    »Ja gut, aber die kommen nicht ins Haus. Soll ich dir noch ein paar Decken bringen, Darian?«
    Darian schüttelte den Kopf. »Aber ich könnte etwas zu essen vertragen. Du bist ganz sicher, dass ich hier nicht auf die Jagd gehen kann? Bogen und Pfeile kann ich schnell herstellen – ich brauche nur ein Messer.« »Du darfst auf keinen Fall hier irgend etwas jagen! Ich bringe dir morgen früh etwas her. Und dann beraten wir, was wir tun. Komm, Melanie, ich bringe dich nach Hause, bevor deine Mutter mich wegen Kindesentführung verhaften lässt.«
    »Ich bin kein Kind«, sagte Melanie beleidigt.
    »Dann eben wegen Teenagerentführung, das macht es nicht besser und klingt auch noch blöd. Gute Nacht, Darian. Und denk dran – geh nicht raus!«
    Darian machte ein abfälliges Geräusch. »Ich bin auch kein Kind, Philipp.«
    »Ist klar«, sagte Philipp genervt und ging. Melanie winkte Darian zu und folgte ihm nach draußen.
    Als sie zu seinem Moped gingen, fröstelte sie. »Philipp, was machen wir denn jetzt wegen Sonja?«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer«, sagte Philipp grimmig. »Ich kann versuchen, meinen Eltern zu erzählen, dass sie heute Nacht bei dir schläft. Aber was morgen nach der Schule ist, weiß ich wirklich nicht. Und ich muss morgen arbeiten. Ich kann Darian zwar das Frühstück bringen, aber für den Rest des Tages falle ich aus.«
    »Glaubst du, deine Eltern rufen die Polizei?«
    »Ziemlich wahrscheinlich. Ich kann ihnen ja kaum sagen, dass Sonja gerade in einer fremden Welt auf einem schwarzsilbernen Einhorn herumreitet ... falls das nicht sowieso alles kompletter Blödsinn ist, von vorne bis hinten erstunken und erlogen.«
    »Aber ich glaube nicht, dass Darian lügt.«
    Philipp kratzte sich am Nacken. »Ja, verdammt, das glaube ich ja auch nicht.« Er schwang sich auf sein Moped. »Na los, komm.«
    Melanie stieg auf ihr Fahrrad und sie fuhren nebeneinander los. Das Knattern des Mopeds klang laut durch den Wald und im Schein der Lampen sah der Nebel noch dichter und düsterer aus. Melanie war froh, dass Philipp bei ihr war ... und dann dachte sie darüber nach, wie seltsam es war, dass sie Sonjas großen Bruder plötzlich gar nichtmehr so eklig fand. Eigentlich war er sogar ziemlich nett und ohne ihn wäre sie bestimmt nicht an Darian herangekommen. Jetzt musste nur Sonja wieder heil nach Hause kommen und dann war alles wieder in Ordnung. Aber was sollten sie nur mit Darian anfangen?
    Dann fiel ihr noch etwas ein und trotz der Herbstkälte wurde ihr plötzlich ganz heiß. Sie hatte ihren Eltern erzählt, dass Sonja verschwunden war! Was sollte sie sagen, wenn sie sie jetzt fragten – oder sogar bei Sonjas Eltern anriefen? Ihre Mutter wollte zwar mit »diesen Leuten« nichts zu tun haben, aber in diesem Fall machte sie vielleicht eine Ausnahme; schließlich hatte sie Melanie ja auch erlaubt, mit Philipp wegzugehen.
    Sie warf Philipp einen Blick zu und winkte. Aber sie waren jetzt auf der geteerten Straße angekommen, die in den Ort hineinführte, und Philipp verstand das Winken falsch. Er winkte zurück, gab Gas und knatterte durch den Nieselregen davon.

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