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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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wo es aufflammte und rasch verbrannte. Dann nahm sie das Wolfskopfamulett in die Hand und schaute es nachdenklich an.
    »Großmutter«, sagte Elri respektvoll, »möchtest du uns die Geschichte erzählen?«
    Veleria nickte. »Das werde ich tun. Aber zuerst erzählt ihr mir eure Geschichte. Ich habe manches davon gesehen, aber nicht alles.«
    Also erzählten sie der Reihe nach alles, was passiert war. Vor allem musste Sonja ganz genau erzählen, in welchem Zustand sie Nachtfrost in ihrer Welt gefunden hatte. Als sie von den Peitschenstriemen und der eitrigen Schnittwunde am Bein des Einhorns erzählte, stieß Veleria ein Knurren aus, und ihre Augen funkelten plötzlich in einem grünlichen Licht. Erschrocken brach Sonja ab, aber Veleria beruhigte sich rasch wieder. »Es ist nicht deine Schuld. Sprich weiter.«
    Nach und nach erfuhr sie die ganze Geschichte. Als Elri und Lorin von dem Angriff des Spürers und ihrer Rettung durch Sonja und Nachtfrost erzählten, lächelte sie kurz und murmelte ein paar Worte, die Sonja nicht verstand. Am Schluss nickte sie ein wenig vor sich hin, als hätte die Erzählung ihr etwas bestätigt, das sie sich schon gedacht hatte. Einer der Wölfe stand auf, tappte zu ihr hin, ließ sich neben ihr nieder und legte seinen Kopf in ihren Schoß. Sie streichelte ihn fast geistesabwesend, während sie zu sprechen begann.
    »Die Geschichte unseres Kampfes gegen die Dämonen aus dem Nebelmeer ist alt, sehr alt. Ich will sie nur kurz erwähnen, weil wir noch anderes zu besprechen haben. Wichtig ist, dass die Angriffe im Osten in den letzten Jahren stärker geworden sind. Elri und Lorin wissen dasschon, denn im letzten Winter sind Läufer durch die Winterlager gezogen und haben Nachricht von den Kari und den Marui gebracht. Was ihr aber nicht wisst, ist, dass die Kari in diesem Sommer den Kampf um Endra verloren haben – das ist ihr Land, Sonja, so wie Duntalye das Land der Elarim ist.«
    Elri und Lorin fuhren heftig zusammen. »Sie haben Endra verloren?«, rief Elri entsetzt.
    »Das ganze Land.« Veleria nickte traurig. »Sie sind zu den Marui nach Tinaltan geflohen. Die Marui verteidigen jetzt das letzte Stück der Ostküste, aber die Dämonen kommen jetzt von drei Seiten. Es ist nur noch eine Frage von Wochen, bis die Marui die Küste verlieren und sich zurückziehen müssen.« Sie machte eine Pause und blickte die beiden Mädchen und den Jungen ernst an. »Wir verlieren diesen Kampf, Kinder. Wir verlieren unser Land. Wenn wir uns jetzt nicht zusammenschließen, gehen wir unter.«
    Elri ballte die Fäuste. »Duntalye bekommen sie nicht!«
    »Die Jeravi haben mit den Läufern im Winterlager gesprochen«, sagte Lorin. »Großmutter, sie waren alle bereit, den Kari, den Marui und den Lorej zu helfen!«
    »Ah, aber das reicht nicht.« Die alte Frau hob das Amulett hoch und das Licht des Feuers fing sich in dem geschnitzten Wolfskopf. »Wir brauchen die Ava und Teshante ... wir müssen uns mit ihnen verbünden.«
    »Was?«, entfuhr es Elri. »Aber sie fordern doch Tribut von uns! Und wir wollen sie bekämpfen!«
    Auch Lorin schüttelte heftig den Kopf. »Großmutter, das können wir nicht tun!«
    »Wir können und wir werden es tun«, sagte Veleria ruhig und fest. »Es gab bereits Verhandlungen. Zum Zeichen ihres guten Willens haben König Ghadan und Königin Aletheia mir ihren Sohn Darian geschickt. Zum Zeichen unseres guten Willens haben wir ihn zurückgeschickt ... mit diesem Amulett.«
    »Dann war es also kein Dämon?«, fragte Sonja abrupt. »Dieser – dieser Darian hat Nachtfrost so furchtbar misshandelt?«
    »Nein!« Energisch schüttelte Veleria den Kopf. »Nachtfrost ist ein Bote der Göttin – keinen Schritt hätte Darian auf ihm reiten können, wenn er versucht hätte, ihn zu misshandeln! Nein, sie kamen gut miteinander aus. Sie sind hier vor sechs Tagen aufgebrochen. Wir haben sie bis zum Waldrand begleitet und ich habe noch länger über sie gewacht. Aber an der Westküste wurden sie angegriffen. Etwas kam aus dem Nebel und versuchte sie zu töten. Ich weiß, dass Darian stürzte und das Amulett verlor. Aber dann verschwanden er und Nachtfrost von dieser Welt und ich konnte sie nicht mehr sehen. Ich fürchtete, dass sie in den Abgrund gestürzt seien. Aber dann tauchte Nachtfrost gestern wieder auf.« Sie schaute Sonja an. »Mit dir und dem Amulett. Also glaube ich jetzt, dass Darian in deiner Welt gelandet und dort zurückgeblieben ist ... vielleicht verletzt oder gefangen. Und

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