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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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deshalb bitte ich dich, dorthin zurückzukehren und ihn zu suchen. Darian muss zurückkehren und das Amulett nach Chiarron bringen.«
    »Er ist in meiner Welt?« Sonja versuchte, sich einen leibhaftigen Nomadenprinzen vorzustellen, der in einer wichtigen Mission unterwegs war und dann ausgerechnet in einer deutschen Kleinstadt strandete ... es war absurd. Unmöglich!
    Aber Elri unterbrach diesen Gedanken. Sie sprang auf und der Wolf neben Veleria schreckte hoch und knurrte. Elri kümmerte sich nicht darum. »Großmutter, ich kann nichtglauben, was du da sagst. Mit den Ava und Teshante verbünden? Die Herrschaft dieser verrückten Jeravi anerkennen, die sich in einem steinernen Haus selber einsperren und von den freien Stämmen Tribut fordern? Das hätte ich nie von den Tesca gedacht! Ihr verratet uns alle! Keinen Augenblick will ich mehr bei euch bleiben!«
    Der Wolf knurrte lauter. Elri kümmerte sich nicht darum. Sie fuhr auf dem Absatz herum und stürmte in den Wald.
    Veleria seufzte. »Und du, Lorin?«
    Der Junge mit dem vernarbten Gesicht dachte eine Weile nach, während Sonja ihn ängstlich beobachtete. Endlich sagte er: »Ich habe Angst um die Kari und Marui ... und uns alle. Die Nebelkönige werden keine Ruhe geben, bevor sie uns versklavt oder vertrieben haben. Aber meine Schwester lasse ich nicht allein.« Er warf Sonja einen traurigen Blick zu. »Es tut mir leid, Yeriye. Hoffentlich sehen wir uns wieder.« Unbeholfen stand er auf, verbeugte sich leicht vor Veleria und hinkte hinter Elri her.
    Veleria schaute ihm vollkommen ausdruckslos nach und wandte den Blick dann Sonja zu. »Und was denkst du?«
    Sonja hatte den plötzlichen Aufbruch ihrer Freunde völlig entgeistert verfolgt. »Ich weiß nicht. Ich verstehe das alles nicht. Was soll ich denn jetzt machen?«
    »Reite nach Hause«, sagte Veleria ruhig. »Hilf Darian, zurückzukommen. Das ist alles, worum ich dich bitte.«
    »Aber –«
    »Denke darüber nach.«
    Die alte Frau stand auf.
    »Aber da ist noch –«
    »Du musst jetzt nichts sagen. Ich zwinge dich zu nichts. Wir werden morgen früh wieder miteinander reden. Im Langhaus wartet ein Schlafplatz auf dich, wenn du gegenwarmes Wolfsfell nichts einzuwenden hast.« Sie lächelte und wirkte plötzlich viel jünger.
    »Aber du verstehst nicht!«, rief Sonja verzweifelt. »Der Spürer –«
    »Vor ihm musst du jetzt keine Angst haben«, sagte Veleria freundlich und verwandelte sich in eine schwarze Wölfin mit grauer Schnauze, die trotz ihres Alters leichtfüßig davontrabte. Wo sie gestanden hatte, lag jetzt nur noch das Wolfskopfamulett.
    »Na toll«, sagte Sonja erbittert. »Warum hören die Erwachsenen eigentlich niemals zu – egal in welcher Welt?«
    Sie hob das Amulett auf und hängte es sich um den Hals. Sie würde am nächsten Morgen noch einmal mit Veleria reden, bevor sie aufbrach.
    Ja – bevor sie aufbrach! Und wohin? Gab es jetzt wirklich nur noch den Weg nach Hause, um einen fremden Jungen zu suchen? War sie etwa nur aus Versehen in diese Geschichte hineingestolpert, als mickriger Ersatz für den wahren Helden, der auch noch ein Prinz war? Was würde passieren, wenn er das Amulett nach Chiarron brachte? Was würde überhaupt aus den Menschen dieses Landes werden? Und vor allem – was wurde nun aus Elri und Lorin? Gerade hatte sie sich mit ihnen angefreundet und nun sollte sie schon wieder verschwinden? Nach nur zwei Tagen? Natürlich hatte sie noch immer Angst – Parva war nicht das zauberhafte Märchenland, von dem sie früher einmal geträumt hatte. Aber es war eine fremdartige Zauberwelt, und nach nur zwei Tagen wieder zu Schule und Alltag heimgeschickt zu werden, war ... einfach schäbig.
    Und sie würde Nachtfrost verlieren. Denn dieser dämliche, bescheuerte Prinz Darian würde auf ihm durch den Nebel reiten und niemals zurückkommen.
    Sie stand auf, schlang ihre Arme um den Hals des schwarzen Einhorns und vergrub ihr Gesicht in seiner silbrigen Mähne.
    »Warum hast du mich hergebracht?«, flüsterte sie. »Was muss ich tun? Vielleicht ist das alles falsch, was sie gesagt hat!«
    Nachtfrost wandte den Kopf und schnupperte an ihren Haaren.
    Hab keine Angst , hörte sie. Wir gehen zusammen.
    Sie drehte sich abrupt um. »Aber ich verstehe das nicht! Wohin gehen wir? Nach Hause? Ich darf dich doch nicht behalten! Wenn du mit Veleria reden kannst, warum dann nicht mit mir – ich meine so, dass ich dich verstehe?«
    Er schnaubte nur leise und schaute sie aus sanften dunklen Augen an.

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