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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Kerzen?
    Seltsamerweise gab es nichts dergleichen. Das Haus war hell und modern eingerichtet, mit gemütlichen Polstersesseln und einer Couch im Wohnzimmer. Etwas dampfte aber doch: aus drei bunten Bechern, die auf einem Glastisch vor der Couch standen, duftete es verführerisch.
    »Setzt euch«, sagte Frau von Stetten mit einer Handbewegung. Zögernd gehorchten die drei. Sonja wagte einen Blick auf ihren Becher. Das Getränk darin war grau und roch wie …
    »Heißer Kakao«, sagte Frau von Stetten. »Genau das Richtige, wenn man im Herbst nachts durch die Gegend geradelt ist.«
    »Woher wussten Sie, dass wir kommen?«, fragte Melanie.
    Frau von Stetten zog die Brauen hoch und lächelte. »Wie kommst du darauf, dass ich es wusste?«
    »Wir waren nur ein paar Minuten auf dem Hof und bei Ihnen war alles dunkel. Aber es dauert länger, aufzuwachen, sich anzuziehen und Kakao zu kochen. Zumindest wussten Sie, dass wir zu dritt sind.«
    »Sehr gut«, sagte die Frau anerkennend. »Ja, ich habe euch erwartet. Ich möchte –«
    Da hielt Sonja es nicht mehr aus. »Wo ist Nachtfrost?«, platzte sie heraus und stand auf. »Sie haben ihn mitgenommen! Er muss hier irgendwo sein – wo haben Sie ihn versteckt? Und warum?«
    »Ich habe ihn gar nicht versteckt«, sagte Frau von Stetten ruhig. »Er hat seinen eigenen Stall und eine Weide abseits der anderen. Ich werde dich nachher zu ihm bringen, wenn du das möchtest.«
    So leicht ließ Sonja sich jedoch nicht beschwichtigen.
    »Aber wie geht es ihm? Er war verletzt und halb verhungert, als ich ihn fand. Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    »Ich habe gar nichts mit ihm gemacht.« Das klang jetzt ziemlich scharf. »Und wenn du mich endlich mal zu Wort kommen lassen würdest, könnten wir vielleicht über diese und andere wichtigen Dinge reden! Setz dich!«
    Sonja klappte beleidigt den Mund zu und setzte sich wieder auf die Couch.
    Frau von Stetten platzierte sich im Sessel gegenüber und schaute ihre Besucher der Reihe nach an. »Warum seid ihr eigentlich nicht tagsüber hergekommen? Ihr müsst dochtodmüde sein. Und wenn eure Eltern entdecken, dass ihr nicht in euren Betten liegt, gibt es ein Riesenproblem. Was soll also diese Nachtaktion?«
    Sonja schwieg. Es hatte doch keinen Sinn, dieser blöden Hexe zu erklären, was für Sorgen sie sich um Nachtfrost gemacht hatte. Melanie schaute nur auf ihren Kakao. Endlich sagte Darian: »Wir wollten sehen, ob es Nachtfrost gut geht. Und wenn nicht, wollten wir ihn mitnehmen.«
    »Warum habe ich mir nur so etwas gedacht?« Frau von Stetten seufzte. »Und wo wolltet ihr ihn hinbringen?«
    »Zurück nach Parva natürlich«, erwiderte Darian erstaunt. »Wohin denn sonst?«
    »Ja – wohin denn sonst? Weißt du noch immer nichts über die Taitharas, Junge? Sie gehen, wohin sie wollen, und niemand hält sie fest. Nachtfrost ist hier, weil er hier sein will. Andernfalls könnte und wollte ich ihn keine Sekunde hier halten. Wenn Nachtfrost nach Parva zurückgehen will, wird er es tun. Ob mit oder ohne dir. So einfach ist das.«
    »Aber warum will er hier sein? Hier ist doch –« Darian stockte, suchte nach Worten und schloss ziemlich lahm: »– nichts!«
    »Du bist hier«, sagte Frau von Stetten. »Das Wolfskopfamulett der Tesca ist hier. Das nennst du nichts? Es ist ihm wichtig genug, um hierzubleiben. Obwohl er hier auf Dauer nicht leben kann. Er kann das Gras dieser Welt nicht fressen.« Sonja zuckte zusammen und blickte auf, aber Frau von Stetten beachtete sie nicht und fuhr fort: »Aber wir fangen am falschen Ende an. Ich habe euch noch nicht gesagt, wer ich bin.
    Mein wirklicher Name ist Asarié. Ich bin eine Brückenwächterin. Der Weg, über den Nachtfrost dich, Darian, hierher und Sonja nach Parva gebracht hat, ist die Nebelbrücke. Einfach gesagt: Ich bewache diese Brücke und achte darauf, dass niemand sie überquert, der das nicht soll.«
    Sonja trank ihren Kakao und steckte ihre Nase tief in den Becher, während sie Asarié über den Rand hinweg beobachtete. Sie wusste selbst nicht, was sie so an dieser Frau störte. Der seltsame Name bestimmt nicht, der passte viel besser zu ihr als »Waltraud von Stetten«. Vielleicht die Tatsache, dass sie ihr Nachtfrost weggenommen hatte – und er ganz selbstverständlich mitgegangen war. Aber gleichzeitig war sie ein Mensch aus der Welt, in die Sonja unbedingt zurückkehren wollte. Also hörte sie fast gegen ihren Willen gespannt zu.
    »Ich dachte, dass nur die Einhörner durch den Nebel gehen

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