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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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in einen Gegenstand binden. Aber das Wolfskopfamulett der Tesca ist einmalig. Es ist einer der ältesten Schätze unseres Landes, und nicht einmal wir Brückenwächterinnen kennen alle seine Kräfte. Es ist schon seit vielen Jahrhunderten im Besitz der Wolfsmenschen. Dass Veleria bereit war, es Ghadan und Aletheia zu überlassen, beweist, wie wichtig den Tesca dieses Bündnis mit Chiarron ist. In den falschen Händen könnte das Amulett großen Schaden anrichten – oder seinen gesamten Zauber verlieren, ich weiß es nicht. Wenn der Spürer wirklich ein Verräter ist, darf er es niemals bekommen.« Sie machte eine Pause und schaute von Darian zu Sonja, als könnte sie noch immer nicht so recht glauben, was passiert war. Endlich seufzte sie. »Nun gut. Wir haben keine andere Wahl. Sonja, hast du das Amulett bei dir?«
    Sonja nickte beklommen. Da trug sie also einen Schatz mit sich herum und hatte es nicht gewusst …
    »Dann wirst du noch heute Nacht aufbrechen. Darian muss dich begleiten; er kennt den Weg nach Chiarron. Nachtfrost wird euch beide tragen.«
    »Heute Nacht?«, fragte Sonja entgeistert. »Aber was ist mit unseren Eltern? Wenn wir morgen nicht da sind –«
    »Keine Sorge, deine Eltern werden nichts merken.«
    »Wie wollen Sie das denn machen?«
    »Ich kümmere mich darum. Mach dir keine Sorgen.«
    Das gefiel Sonja überhaupt nicht. Natürlich wollte sie nach Parva, aber eigentlich hätte sie lieber noch ein bisschen länger darüber nachgedacht. »Aber was –«
    »Und was ist mit mir?«, platzte Melanie dazwischen. »Ich gehe doch schließlich auch mit!«
    »Nein, das tust du nicht«, sagte Asarié knapp. »Du hast keine Aufgabe und bleibst hier.« Melanie schnappte nach Luft, aber Asarié beachtete sie nicht weiter. »Kommt!« Sie stand auf und ging mit raschen Schritten zur Tür.
    »Nein!«, schrie Sonja. »Warten Sie doch!«
    Asarié blieb stehen und drehte sich um.
    »Ich will, dass Melanie mitkommt! Ohne sie gehe ich nicht!«
    Melanie nickte heftig. »Ich will mitkommen!«
    »Jetzt hört mir mal zu«, sagte Asarié. »Ich weiß nicht, was ihr euch vorstellt, und es ist mir auch egal. So läuft das jedenfalls nicht. Parva ist kein Vergnügungspark, sondern eine fremde Welt, und die Monster dort sind nicht aus Plastik, sondern aus Fleisch und Blut. Sonja, nie im Leben würde ich dich bitten, dorthin zurückzukehren, wenn ich auch nur die geringste Wahl hätte. Ich hoffe, dass Nachtfrost und Darian auf dich aufpassen können.«
    »Ich?«, sagte Darian. »Wie soll ich das machen? Ich habe ja nicht einmal mehr mein Messer!«
    »Ich gebe dir eins.« Asarié stand auf und ging zu einer schönen antiken Kommode, die an der Wand stand. Sie zog die oberste Schublade auf und nahm einen Dolch heraus, der in einer verzierten Lederscheide steckte. Offenbar fand sie es ganz normal, gefährliche Waffen im Wohnzimmer aufzubewahren. Sie kam zurück und reichte Darian den Dolch. »Damit könnt ihr euch natürlich nicht lange wehren. Umso wichtiger ist es, dass ihr euch verborgen haltet. Ihr reitet geradewegs nach Chiarron, liefert das Amulett ab, und danach bringt Nachtfrost dich sofort hierher zurück, Sonja. Und ich denke nicht im Traum daran, noch ein Kind der Gefahr auszusetzen. Melanie, du bleibst hier. Ich fahre dich nachher nach Hause.«
    »Aber –«
    »Darian, Sonja, kommt jetzt! Ich dachte, ihr wolltet Nachtfrost besuchen?« Und ohne ein weiteres Wort abzuwarten, fegte sie hinaus.
    Sprachlos schauten Darian, Sonja und Melanie einander an. Melanie hatte die Hände zu Fäusten geballt. »Ich hassesie!«, presste sie schließlich heraus. »Ich will mitkommen! Du hast gesagt, du willst, dass ich deine Freunde kennenlerne, und die Birjaks und –«
    »Was soll ich denn machen?«
    »Weiß ich nicht! Sag, dass du ohne mich nicht gehst!«
    »Hab ich doch!«
    »Dann steh auch dazu! Bleib hier und lauf nicht wie ein Dackel hinter ihr her!«
    »Denk doch mal nach«, sagte Darian langsam. »Es ist wirklich sehr gefährlich. Wenn dir etwas zustößt –«
    »Quatsch! Ich kann auf mich aufpassen! Sonja kann auch etwas zustoßen! Und dir auch!«
    »Ich muss zurück, weil mein Volk dort lebt. Sonja muss hin, weil das Amulett sie ausgewählt hat. Warum musst du hin? Um Birjaks zu sehen?«
    Das war unfair und Sonja zuckte ebenso wie Melanie zusammen. Aber Melanie gab nicht auf. »Warum hat denn das bescheuerte Amulett nicht mich ausgewählt?«
    »Das weiß ich nicht. Jedenfalls brauchst du mich deshalb nicht anzuschreien;

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