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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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höchster Eile die Stiefel aus und sprang über Bord. Das Wasser ging ihm nur bis an den Hals.
    »Herunter, herunter!« schrie er. »Jetzt ist es noch Zeit. Wenn das Schiff sinkt, begräbt es in seinem Strudel Alle, die sich noch an Bord befinden!«
    Er hatte die Kleider von sich geworfen, um sie nicht naß zu machen. Daß der Kapitän der Erste war, der sich rettete, daß er sich vorher halb entkleidete, darüber dachte keiner der Sezessionisten nach. Das Entsetzen hatte sie ergriffen. Sie sprangen über Bord und arbeiteten sich schleunigst nach dem Ufer, ohne darauf zu achten, daß der Kapitän nach der andern, dem Ufer abgekehrten Seite des Schiffes schwamm und dort am schnell niedergelassenen Fallreep an Bord stieg. Das Schiff war nun gesäubert, und wo eine Minute vorher der bleiche Schrecken geherrscht hatte, ertönte jetzt ein lautes, lustiges Lachen.
    Eben als die ersten der sich Rettenden an das Land stiegen, gab der Kapitän den Befehl, vorwärts zu dampfen. Das seicht gehende, unten breit und sehr stark gebaute Fahrzeug hatte nicht den mindesten Schaden gelitten, und es gehorchte willig dem Drucke der Räder. Seinen Rock wie eine Flagge schwenkend, rief der Kapitän zum Ufer hinüber:
    »
Farewell,
Gentlemen! Habt Ihr wieder einmal Lust, eine Jury zu bilden, so hängt Euch selber auf. Eure Sachen, welche sich noch an Bord befinden, werde ich in La Grange abgeben. Holt sie Euch dort ab.«
    Es läßt sich denken, welchen Eindruck diese höhnischen Worte auf die Gefoppten machte. Sie erhoben ein wüthendes Geheul, forderten den Kapitän auf, sie augenblicklich wieder aufzunehmen, drohten mit Anzeige, Tod und anderen Schreckmitteln, ja schossen ihre Gewehre, so weit dieselben nicht naß geworden waren, auf den Steamer ab, doch ohne irgend welchen Schaden anzurichten. Endlich brüllte Einer in ohnmächtiger Wuth zu dem Kapitän herüber:
    »Hund! Wir warten hier auf Deine Rückkehr und hängen Dich an Deiner eigenen Esse auf!«
    »
Well,
Sir! Kommt dann gefälligst an Bord! Bis dahin aber laßt mir die Generale Mejia und Marquez grüßen!«
    Jetzt hatten wir volle Kraft und dampften in beschleunigtem Tempo weiter, um die versäumte Zeit einzuholen.

3. Kapitel
Die Kukluxes
    Obiges Wort ist noch heut’ ein sprachliches Räthsel, das verschiedentliche Lösungen gefunden hat. Der Name des berüchtigten Kukluxklan, oder anders geschrieben Ku-Klux-Klan, soll nach Einigen nur eine Nachahmung des Geräusches sein, welches durch das Spannen eines Gewehrhahnes hervorgebracht wird. Andere setzen ihn zusammen aus
cuc,
Warnung,
gluck,
glucksen und
clan,
dem schottischen Worte für Stamm, Geschlecht oder Bande. Mag dem sein, wie ihm wolle; die Mitglieder des Ku-Klux-Klan wußten wohl selber nicht, woher ihr Name stamme und was er zu bedeuten habe; es war ihnen auch gewiß ganz gleichgiltig. Einem von ihnen war das Wort vielleicht in den Mund gekommen, die Andern fingen es auf und sprachen es nach, ohne sich um den Sinn oder Unsinn dieser Bezeichnung zu bekümmern.
    Nicht so unklar war der Zweck, welchen diese Verbindung verfolgte, die zuerst in einigen Grafschaften Nordkarolina’s auftrat, dann sich schnell auch über Südkarolina, Georgien, Alabama, Missisippi, Kentucky und Tennessee verbreitete und endlich gar ihre Glieder auch nach Texas sandte, um dort für ihre Zwecke thätig zu sein. Der Bund umfaßte eine Menge grimmiger, gegen die Nordstaaten erbitterter Feinde, deren Aufgabe es war, mit allen Mitteln, auch den unerlaubtesten und verbrecherischesten, gegen die nach der Beendigung des Bürgerkrieges eingetretene Ordnung anzukämpfen. Und in der That hielten die Kukluxes eine ganze Reihe von Jahren lang den Süden in beständiger Aufregung, machten jeden Besitz unsicher, hemmten Industrie und Handel, und selbst die strengsten Maßregeln vermochten es nicht, diesem unerhörten Treiben ein Ende zu machen.
    Der Geheimbund, welcher in Folge der Reconstructionsmaßregeln, welche die Regierung dem besiegten Süden gegenüber zu treffen gezwungen war, entstand, rekrutirte sich aus Leuten, welche Anhänger der Sclaverei, aber Feinde der Union und der republikanischen Partei waren. Die Mitglieder waren durch schwere Eide zum Gehorsam gegen die heimlichen Satzungen und durch Androhung der Todesstrafe zur Geheimhaltung ihrer Organisation verbunden. Sie scheuten vor keiner Gewaltthat, auch nicht vor Brand und Mord zurück, hatten regelmäßige Zusammenkünfte und erschienen bei der Ausübung ihrer ungesetzlichen Thaten stets zu

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