Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen
Pferde und in tiefer Vermummung. Sie schossen Pfarrherren von den Kanzeln und Richter von ihren Plätzen, überfielen brave Familienväter, um sie mit bis auf die Knochen zerfleischtem Rücken inmitten ihrer Familien liegen zu lassen. Alle Raufbolde und Mordbrenner zusammengenommen waren nicht so zu fürchten, wie dieser Ku-Klux-Klan, welcher es so entsetzlich trieb, daß zum Beispiel der Gouverneur von Südkarolina den Präsidenten Grant ersuchte, ihm militärische Hilfe zu senden, da dem Geheimbunde, welcher bereits die bedenklichsten Dimensionen angenommen hatte, nicht anders beizukommen sei. Grant legte die Angelegenheit dem Congresse vor, und dieser erließ ein Anti-Ku-Klux-Gesetz, welches dem Präsidenten dictatorische Gewalt verlieh, die Bande zu vernichten. Daß man gezwungen war, nach einem so drakonischen Ausnahmegesetze zu greifen, ist ein sicherer Beweis, welche außerordentliche Gefahr sowohl für den Einzelnen, wie für die ganze Nation in dem Treiben der Kukluxes lag. Der Klan wurde nachgerade zu einem infernalischen Abgrunde, in welchem sich alle umstürzlich gesinnten Geister zusammen fanden. Einer der geistlichen Herren, welcher von der Kanzel geschossen wurde, hatte nach der Predigt für das Seelenheil einer Familie gebetet, deren Glieder bei hellem Tage von den Kukluxes ermordet worden waren. In seinem frommen Eifer und auch ganz der Wahrheit gemäß bezeichnete er das Treiben des Klans als einen Kampf der Kinder des Teufels gegen die Kinder Gottes. Da erschien auf der gegenüberliegenden Empore eine vermummte Gestalt und jagte ihm eine Kugel durch den Kopf. Ehe die erschrockene Gemeinde sich von ihrem Entsetzen zu erholen vermochte, war dieser Teufel verschwunden.
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Als unser Steamboot in La Grange anlangte, war es Abend geworden, und der Kapitän erklärte uns, daß er wegen der im Flußbett drohenden Gefahren für heute nicht weiter dampfen könne. Wir waren also gezwungen, in La Grange auszusteigen. Winnetou ritt vor uns über die Planke und verschwand zwischen den anstehenden Häusern im Dunkel der Nacht. Wir erwarteten, ihn morgen früh wieder an Bord zu sehen, und bekümmerten uns also nicht um ihn, zumal auch er uns nicht zu beachten schien und nur einmal, nachdem die Sezessionisten vom Schiffe entfernt worden waren, uns einen längern Blick geschenkt hatte. Dieser Blick aber war kein sehr sympathischer, sondern im Gegentheile ein ziemlich verächtlicher gewesen, wohl deßhalb, weil wir uns von den sezessionistischen Schuften so in Schach halten ließen. Er wußte vielleicht nicht, daß wir von dem Kapitän darum gebeten worden waren, und ich gestehe aufrichtig, daß dieser geringschätzende Blick mich noch für lange Zeit gewaltig irritirte.
Auch in La Grange stand der Commissioner bereit, die Interessen des Schiffseigners zu versehen. Old Death wendete sich sofort an ihn:
»Sir, wann ist das letzte Schiff aus Matagorda hier angekommen, und stiegen alle Passagiere aus?«
»Das letzte Schiff kam vorgestern um dieselbe Zeit an und alle Passagiere gingen an Land, denn der Steamer ging erst am andern Morgen weiter.«
»Und Ihr waret hier, als früh wieder eingestiegen wurde?«
»Ganz natürlich, Sir.«
»So könnt Ihr mir vielleicht Auskunft ertheilen. Wir suchen zwei Freunde, welche mit dem betreffenden Steamer gefahren und also auch hier geblieben sind. Wir möchten gern wissen, ob sie dann früh die Fahrt fortgesetzt haben.«
»Hm, das ist nicht leicht zu sagen. Es war so dunkel, und die Passagiere drängten so von Bord, daß man dem Einzelnen gar keine besondere Aufmerksamkeit schenken konnte. Wahrscheinlich sind die Leute früh Morgens alle wieder mitgefahren, einen gewissen Master Clinton ausgenommen.«
»Clinton? Ah, den meine ich. Bitte, kommt einmal her zu Eurem Lichte! Mein Freund wird Euch eine Photographie zeigen, um zu erfahren, ob es die Master Clinton’s ist.«
Wirklich erklärte der Commissioner mit aller Entschiedenheit, daß es diejenige des Mannes sei, den er meine.
»Wißt Ihr, wo er geblieben ist?« fragte Old Death.
»Genau nicht; aber sehr wahrscheinlich bei Sennor Cortesio, denn dessen Leute waren es, welche die Koffer holten. Er ist Agent für Alles, ein Spanier von Geburt. Ich glaube, er beschäftigt sich jetzt mit heimlichen Waffenlieferungen in’s Mexico hinein.«
»Hoffentlich lernt man in ihm einen Gentleman kennen?«
»Sir, heut’ zu
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