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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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keine Zeit mehr dazu. Es gibt Ahnungen, Ahnungen, denen man es sofort anmerkt, daß sie die Verkünderinen der Wahrheit sind. Ich bitte Euch, geht! Schlaft in Gottes Namen; Ihr habt kein böses Gewissen. Gute Nacht, Sir!«
    Ich kehrte langsam zum Lager zurück und legte mich dort nieder. Wohl erst nach Stunden schlief ich ein, kurz vor dem Morgengrauen, und noch war der Alte nicht da. Als geweckt wurde, saß er bereits auf seinem Pferde, als ob er große Eile habe, seine Todesahnung in Erfüllung gehen zu lassen. Der Cambusino erklärte, daß er sich, außer einigen Schmerzen auf dem Rücken, ganz frisch und gesund fühle. Er erhielt eine Pferdedecke wie einen Frauenrock umgeschnallt und darüber eine zweite Decke als Mantel. Ein Apache nahm ihn zu sich auf das Pferd; dann brachen wir auf.
    Wir kamen von Neuem durch Cannons, in deren Tiefen wir fast bis zur Mittagszeit ritten. Sodann aber hatten wir dieses schwierige Terrain wenigstens für heute hinter uns. Es gab grasige Ebenen, über welche wir stundenlang ritten und aus denen einzelne Berge aufstiegen. Bis dahin hatten wir stets die Fährte der Tschimarra von den Pferdehufen.
    Nun aber ließ uns der Gambusino halten und sagte in befriedigtem Tone:
    »Hier müssen wir die Spur verlassen. Harton hat meinen Rath befolgt und einen Umweg eingeschlagen. Wir aber biegen nach rechts ab, wohin der gerade Weg führt.«
    »
Well!
Folgen wir also nun Eurer Richtung.«
    Im Nordwesten wohin wir jetzt ritten, lagerten bläuliche Massen am Horizonte. Der Gambusino erklärte, daß es Berge seien. Aber dieselben waren so weit entfernt, daß wir erst nach Stunden merkten, daß wir ihnen näher kamen. Kurz nach Mittag wurde eine kleine Rast gehalten; dann ging es mit erneuter Schnelligkeit weiter. Endlich sahen wir den ersten, freilich ziemlich dürren Strauch. Bald fanden wir mehrere, und dann ging es über grüne Prairien, in denen hier und da Inseln von Gebüsch zu umreiten waren. Wir lebten von Neuem auf. Wirklich bewundernswerth aber hielten sich unsere Pferde. Das waren freilich noch ganz andere Thiere als diejenigen, welche uns Sennor Atanasio gegeben hatte. Sie trabten so frisch dahin, als ob sie soeben erst vom Lagerplatze kämen.
    Die Berge waren uns mittlerweile näher getreten. Es war aber auch Zeit dazu, denn die Sonne neigte sich bereits zu ihren Spitzen nieder. Da sahen wir den ersten Baum. Er stand mitten auf der Prairie, mit von den Stürmen zerfetzten Aesten. Aber wir begrüßten ihn als Vorboten des willkommenen Waldes. Bald rechts, bald links, bald grad vor uns erblickten wir andere, welche hier näher zusammen, dort weiter aus einander traten und endlich einen lichten Hain bildeten, dessen Boden lehnenartig emporstieg und uns auf eine Höhe brachte, jenseits welcher das Terrain steil in ein nicht zu tiefes Thal abfiel. Da hinunter mußten wir, um es zu durchkreuzen. Dort aber stieg der Boden langsam zu einer beträchtlichen Höhe an. Sie war nackt und kahl, trug aber eine grüne Waldkrone auf ihrem Rücken. Längs dieses lang gedehnten Rückens ging es nun unter Bäumen hin und dann in eine steile Tiefe hinab. Dann kamen wir durch eine Schlucht hinauf auf eine kleine, baumfreie und grasbewachsene Hochebene. Kaum hatten die Hufe unserer Pferde sie betreten, so sahen wir einen Strich, welcher sich quer über unsere Richtung durch das Gras zog.
    »Eine Fährte!« rief der Gambusino. »Wer mag hier geritten sein.«
    Er stieg vom vierten oder fünften Pferde, auf welchem er heute gesessen hatte, ab, um die Fährte zu untersuchen.
    »Kann es sehen, ohne abzusteigen,« zürnte Old Death. »So eine Fährte kann nur eine Truppe machen, welche über vierzig Reiter zählt. Wir kommen also zu spät.«
    »Meint Ihr wirklich, daß es die Tschimarra gewesen sind?«
    »Ja, das meine ich sogar sehr, Sennor!«
    Der »alte Jüngling« stieg ab. Er schritt die Spur einer Strecke weit ab und berichtete sodann:
    »Zehn Bleichgesichter und viermal so viele Rothe. Seit sie hier vorüberkamen, ist die Zeit einer Stunde vergangen.«
    »Nun, was sagt Ihr dazu, Sennor Gambusino?« fragte Old Death.
    »Wenn es auch wirklich so ist, so können wir ihnen doch noch zuvorkommen,« antwortete der Gefragte. »Auf jeden Fall recognosziren sie doch vor dem Angriff. Und das erfordert Zeit.«
    »Sie werden Harton zwingen, ihnen Alles zu beschreiben, so daß sie nicht mit langem Suchen ihre Zeit zu verschwenden haben.«
    »Aber Indianer greifen ja stets erst vor Tagesgrauen an.«
    »Bleibt mir mit

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