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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aber ganz ohne Sorge vor Ueberraschung plaudern konnte.
    Das war allerdings eine kleine Pflichtverletzung, aber keine gefährliche. Wozu die Brücke bewachen? Die Kotschisoapachen lebten gerade jetzt mit jedermann in Frieden, und hätte es je einen Feind gegeben, welcher sich heranschleichen wollte, so hätte er an dem Liebespaare vorüber gemußt und wäre ganz gewiß von demselben entdeckt worden.
    So kamen die beiden auch heut über die Brücke und wendeten sich, mit einander plaudernd, nach der Schlucht der Quelle.
    Der Mormone kehrte um und schlich ihnen nach, um zu wissen, wo sie bleiben würden. Als sie sich niedergesetzt hatten, huschte er wieder zurück, von dieser Beobachtung sehr befriedigt, denn er brauchte den Posten nicht zu töten, welcher übrigens die That erst dann bemerken konnte, wenn es unmöglich war, sie ungeschehen zu machen.
    Bruder Jeremias kroch auf allen Vieren über die Brücke und blieb dann stehen, um den Plan noch einmal durchzudenken. Er wollte die Apachen in den Flammen umkommen lassen. Nahrung für das Feuer gab es genug. Die Wipfel der Bäume waren halb verdorrt, dürre Ranken und Schlinggewächse waren auch da und überall stand das hohe, breite Espadagras in saftlosen Büscheln. Wenn das Feuer sich schnell verbreitete, so waren die Indianer verloren.
    Er zog das Feuerzeug aus der Tasche und kniete nieder. Ein Funken glühte auf, ein kleines Flämmchen zuckte ins Gras und fraß sich weiter. Schnell kroch der Mormone über die Brücke zurück und zog das Messer, um die Seile derselben zu durchschneiden. Sie waren außerordentlich hart und er mußte alle seine Kraft anwenden; es gelang ihm aber doch.
    Als der letzte Strang entzwei war, rutschte das Hängewerk ab und flog prasselnd gegen die jenseitige Cannonwand. Der einzige Rettungsweg war den Apachen abgeschnitten.
    Nun konnte Bruder Jeremias seine Aufmerksamkeit wieder dem Feuer zuwenden.
    Wie hatte der eine kleine Funken sich so schnell vergrößert! Bereits säumten hohe Flammen die ganze Cannonseite ein; rechts und links fraßen sie sich an den Schluchten hin und schon leckten auch feurige Zungen an den vordersten Bäumen empor.
    Und die Apachen schliefen alle, alle, indem sie sich auf den Wächter an der Brücke verließen! Aber es gab noch andere Wächter, die Pferde und Hunde. Die ersteren begannen zu schnauben und zu wiehern, die letzteren bellten und heulten; die Roten mußten erwachen.
    Jeremias duckte sich eng an das Gestein, um mit teuflischer Freude das Fortschreiten seines Werkes zu beobachten.
    Die beiden Liebenden konnten, wie bereits gesagt, das Plateau nicht sehen, aber sie hörten das Wiehern und Bellen. Sie sprangen auf und eilten nach der Quelle. Durch die offene Schlucht derselben blickten sie in das Flammenmeer, welches bereits den Himmel zu röten begann.
    Vor Entsetzen aufschreiend, rannten sie vorwärts, nach der Brücke hin, er voran und sie hinterdrein. Den Blick nur hinüber auf die Flammen geheftet, kam er bei der Stelle an, wo sie befestigt gewesen war; schon im Sprunge, bemerkte er zu spät, daß sie nicht mehr vorhanden war … ein entsetzlicher, markdurchschneidender Schrei, und er flog in die grausige Tiefe hinab.
    Schwarzauge kam nahe hinter ihm gesprungen, aber sein Schrei und sein Fall warnten sie; sie vermochte noch, die Schritte anzuhalten, sie blieb stehen und blickte, als ob sie es nicht glauben könne, starr in den schwarz gähnenden Abgrund hinab.
    Da richtete hart neben ihr der Mormone seine dunkle Gestalt auf und fragte: »Ist er hinab, Dein Bräutigam? Auch Du mußt hinunter! Dein ganzer Stamm verbrennt und Dich werde ich dem Tod ansiegeln!«
    Da zeigte sich das Indianerblut, welches selbst im höchsten Schreck nur einen einzigen Augenblick zu stocken vermag. Noch hatte Jeremias nicht ganz ausgesprochen, so trat Intah-tikila einen Schritt zurück und rief: »Du bist’s, Ungeheuer? Fahre Du selbst hinab!«
    Sie sprang, ehe er sich dessen versehen konnte, auf ihn ein … ein kräftiger Stoß von ihr, ein unbeschreibliches Gebrüll aus seinem Mund … und er stürzte seinem zerschmetterten Opfer nach.
    Schwarzauge sank zusammen. Händeringend starrte sie hinüber.
    Die Flammen bildeten jetzt eine einzige wogende Masse. Dunkle Punkte rannten in derselben hin und her; es waren die Tiere und die Menschen. Letztere stürzten brüllend aus ihren Hütten. Rettung konnte es nur dann geben, wenn man die Brücke erreichte; aber schon nach wenigen Schritten fielen sie geblendet, versengt und

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