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Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Titel: Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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vielmals.«
    Jetzt gerieten wir allmählich in Panik. Mit dem Mute der Verzweiflung wandte ich mich an einen älteren Herrn, der in unsrer Nähe saß, und fragte ihn, was er täte, wenn er sich zum Beispiel eines schmutzigen Stückes Papier entledigen wollte. Der ältere Herr dachte nach und meinte dann, der von mir angenommene Fall sei so unwahrscheinlich, daß er sich ihn kaum vorstellen könne, aber rein theoretisch gesprochen würde er das Papier zu sich nach Hause nehmen und es am Sonntag verbrennen. Ich weihte ihn in mein Geheimnis ein und fügte hinzu, daß das fragliche Papiermaterial in die Kategorie »Abfall« gehörte. Daraufhin gab er mir seine Adresse und lud uns für den nächsten Nachmittag ein; wir könnten dann gleich ein paar Monate zu Gast bleiben, seine Frau würde sich freuen.
    Ich war drauf und dran, seine Einladung anzunehmen, besann mich aber rechtzeitig, daß wir uns ja gar nicht so lange in der Schweiz aufhalten wollten, dankte ihm mit überströmender Herzlichkeit und gab ihm zu verstehen, daß ich von seinem Angebot nur in einem unvorhergesehenen Dringlichkeitsfall Gebrauch machen würde; mittlerweile sei mir nämlich ein andrer, näherliegender Ausweg eingefallen: ich würde das Zeug als »Muster ohne Wert« mit der Post nach Israel schicken.
    »Aber was werden sie in Israel damit machen, erkundigte sich besorgt mein theoretischer Gastgeber.«
    »Sie werden es in den Jordan werfen.« Damit war er beruhigt, und wir nahmen tränenreich Abschied voneinander.
    In einem alleenreichen Villenvorort stiegen wir aus. Mein Plan, die Dunkelheit abzuwarten und das Papierbündel unter einem Baum zu vergraben, erwies sich leider als undurchführbar, weil alle Bäume mit schmiedeeisernen Schutzgittern umgeben waren. Hängenden Kopfes trotteten wir in die Stadt zurück.
    Und da - plötzlich - mitten in der Stadtmitte - an einem Laternenpfosten - sah ich einen Abfallbehälter hängen, einen wirklichen, wahrhaftigen, zauberhaft gelb gestrichenen Kasten mit der Inschrift: HALTET ZÜRICH REIN! ABFÄLLE - HIER!
    Ich torkelte hin, umklammerte den Kasten wie ein Fliehender die rettende Freistatt, warf den Pappendeckel hinein und schloß meine Frau, deren Antlitz von einem unirdischen Lächeln der Glückseligkeit strahlte, in die Arme. Dann machten wir uns Hand in Hand auf den Weg ins Hotel.
    »Entschuldigen Sie«, sagte der Polizist, der uns nach wenigen Schritten aufhielt. »Sie müssen Ihr Päckchen wieder herausnehmen. Das ist ein ganz neuer Abfallkorb. Wir wollen ihn reinhalten.«
    »Ja... aber...«, lallte ich und deutete mit einer lahmen Gebärde auf die Inschrift. »Es heißt doch ganz ausdrücklich: Abfälle - hier!«
    »Das gilt nur für Kehricht. Nicht für Müll oder sonstige kompakte Gegenstände. Haltet Zürich rein.«
    Ich senkte meinen Arm tief in den Abfallkorb und fischte den Pappendeckel heraus. Mir war zumute wie einem verendenden Reh. Meine Stimme klang mir selber fremd, als ich mich an die beste Ehefrau von allen wandte:
    »Es bleibt nichts anderes übrig. Ich muß es aufessen.«
    »Um Himmels willen! Untersteh dich nicht, dieses dreckige Zeug in den Mund zu nehmen!«
    »Gut«, flüsterte ich. »Dann lasse ich's kochen!«
    Damit stürzte ich in das Restaurant, an dem wir gerade vorbeikamen. Der Oberkellner sah mich und eilte herbei.
    »Abfallpapier?« fragte er diensteifrig. »Wünschen Sie es gedünstet oder gebraten?«
    »Gebraten, bitte. Halb englisch.«
    »Wie üblich«, nickte der Ober, legte das Zeug auf einen Silberteller und trug es in die Küche.
    Nach zehn Minuten brachte er es zurück, dampfend und mit Gemüsen garniert. Ich nahm den ersten Bissen und spuckte ihn aus:
    »Das ist ja angebrannt!« rief ich. »Vollkommen ungenießbar!«
    Wir sprangen auf und enteilten. Vor unsrem geistigen Auge erschien der gute, alte Rothschild-Boulevard in Tel Aviv mit hunderten kleinen Abfallhäufchen, die in der strahlenden Sonne des Mittelmeeres lustig glitzerten.
     
     

Ein Obelisk in jedem Rucksack
     
    Aufregende Mitteilungen über die Geheimnisse von Paris, mit zahlreichen pornographischen Untertönen. - Der Tourist als Verkörperung des absoluten Nichts. - Wir brechen den Langstreckenrekord im Taxi-Umwegfahren - Ich werde wie durch ein Wunder in die Privatwohnung eines Franzosen eingeladen und dort von den sieggewohnten Truppen der Grande Armee überrannt. - Die Gefahren des Rauchens. - Ich begebe mich freiwillig meiner Touristen-Immunität und beschwöre eine gastronomische Katastrophe

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