Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
längere Zeit. Sie fanden die Mutter im Garten. Sie hatte Schläge auf den Kopf bekommen, vermutlich mit einem Ziegel oder einem Stein vom Gartenweg. Jemand hatte einen Teil des Zauns eingetreten. Am Zaun sind Blutspuren, derjenige, der da durchgekrochen ist, muss sich verletzt haben.«
»Die Frau?«
»Der Arzt sagt, sie ist an einem der beiden Schläge auf den Kopf gestorben.«
Jane atmete scharf ein.
»Ah ja. Die Spurensicherung ist da?«
»Klar.«
»Übernehmen Sie das jetzt, Nathan, finden Sie so viel wie möglich heraus, setzen Sie Leute auf die Nachbarn an und so weiter. Ich möchte, dass jeder in dem Gebiet befragt wird, jeder, der heute Nachmittag jemanden auf dem Treidelpfad gesehen haben könnte. Verwandte?«
»Ein Bruder in Bevham. Um den kümmert sich schon jemand.«
»Das Baby?«
»Ist beim Sozialdienst.«
»Gute Arbeit. Ich weiß nicht, wann ich zurück sein werde, ich fahre eine Freundin – ihre Mutter ist ins Krankenhaus gebracht worden. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Geht klar, Chef.«
»Sie sehen Lafferton jetzt sicher mit anderen Augen«, sagte Simon.
»Nein. Ich wollte nicht in einen Rentnerort.«
»Trotzdem. Sie wurden in Ihrem eigenen Haus gefangen gehalten. Nicht gut.«
»Sie wohnen am Kathedralenhof, nicht wahr?«
Er nickte.
»Das friedvolle Leben?«
»Am Ende eines Arbeitstages zwischen den Gewalttätigen und Unzufriedenen, ja.«
»Es hat nichts damit zu tun, wo ich wohne oder was passiert ist, warum ich mich frage, ob ich an den richtigen Ort gekommen bin.«
»Fragen Sie sich das?«
»Ja.«
Er beschleunigte in der Auffahrt zur Autobahn. Der Verkehr war dicht.
»Aber das alles hängt irgendwie zusammen, nehme ich an. Kaum war ich dort, wurde meine Mutter überfallen, und ich musste nach London zurück.«
»Waren Sie dort, bevor Sie nach Lafferton kamen?«
»Ja. Hilfspriesterin in einer großen Gemeinde in Nordlondon. Davor war ich in Cambridge. Dort hab ich meine Ausbildung gemacht.«
»Warum sind Sie umgezogen?«
»Wegen der Kathedrale. Und die Stelle des Krankenhausseelsorgers wurde frei … Daran war ich interessiert. So passiert es. Das ist den Leuten nicht immer klar.«
»Wie bei der Polizei. Man hält nach einer bestimmten Stelle Ausschau. Bewirbt sich. Zieht um.«
»Werden Sie das tun?«
»Umziehen?« Er zuckte die Schultern.
»Entschuldigung.«
Simon wechselte auf die Überholspur und beschleunigte. »Polizeifahrer«, sagte er, »gut festhalten.«
Sie sprach nicht mehr, bis sie von der ersten auf die zweite Autobahn gebogen waren, wo es ruhiger zuging, nachdem der Stoßverkehr nachgelassen hatte. Dann sagte sie: »Das arme Mädchen. Wo werden Sie nach dem Täter suchen?«
»Wird vermutlich recht einfach sein. Ist es für gewöhnlich. Eine Beziehungssache, der Freund, eine alte Rechnung zu begleichen. Könnte bereits gelöst sein, bis ich zurückkomme.«
»Einfach so.«
»Hm.«
»Nicht wie bei meiner Mutter.«
»Gibt es jemanden, der es auf sie abgesehen haben könnte?«
»Nur die Schläger vom letzten Mal.«
»Die Met ist sehr gut in solchen Dingen. Die kriegen den Täter.«
»Aber das wird ihr nicht helfen, nicht wahr? Sie kann dort nicht bleiben. Ich muss sie irgendwie nach Lafferton holen.«
»Haben Sie Platz?«
»Ich muss Platz finden.«
»Würde sie kommen wollen?«
»Um bei mir zu leben? Nein. Meine Mutter ist eine unabhängige Frau. Und sie findet es ziemlich peinlich, eine Priesterin zur Tochter zu haben.«
»Ah ja. Mein Vater findet es peinlich, einen Polizisten zum Sohn zu haben.«
»Warum um alles in der Welt …«
»Serraillers sind Ärzte. Ist Ihnen das noch nicht aufgefallen?«
»Wie die Fitzroys Juden sind. Meine Mutter ist Kinderpsychiaterin. Eine intellektuelle Atheistin aus Hampstead.«
»Sie streiten sich?«
»Ja. Aber es gibt keine andere Lösung.«
Simon hatte von Janes Handy aus mit der Londoner Polizei gesprochen, daher wusste er, dass der Zustand ihrer Mutter viel ernster war, als ihr bewusst war. Klopapier war ihr in den Mund gestopft worden, man hatte sie mit Draht an das Sofabein gefesselt und dann geschlagen.
Jetzt sagte er beruhigend: »Übereilen Sie nichts. Machen Sie einen Schritt nach dem anderen.«
»Für mich würde es einen Umzug sogar noch schwieriger machen.«
»Lafferton war demnach ein einziger großer Fehler?«
»Ich weiß es nicht, Simon. An manchen Tagen kommt es mir so vor … nichts läuft glatt. Ich mag den Bungalow nicht, aber liegt das daran, dass ich dort angegriffen
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