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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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jetzt dort sein, Lizzie könnte vor ihm zurückgekommen sein. Er glaubte, sie riechen zu können, das leicht scharfe, zitronige Parfüm, das sie immer trug.
    Natürlich war niemand da. Keine Lizzie. Niemand. Die Wohnung brachte Max immer zu sich selbst zurück.
    Seine Kleidung schien zu trocknen. Er holte eine neue Flasche Whisky heraus, schenkte sich ein Glas voll ein und stellte das Radio neben der Spüle an.
    Zehn Minuten später rannte er, der Whisky brannte in seinem Mund und in seiner Magengrube, die Wohnungstür offen, das Radio nach wie vor angeschaltet. Er rannte durch die Straßen wie ein verwirrtes Tier, gejagt von den Stimmen, rutschte auf dem nassen Pflaster aus und fiel fast hin, überquerte eine Straße und wurde beinahe von einem Motorrad angefahren, rannte durch eine Menschentraube, rannte an einem Paar vorbei, an einem Buswartehäuschen, bog falsch ab in eine Sackgasse und musste umkehren, rannte, rannte, rannte, und jetzt strömte der Regen wieder herunter, durchnässte ihn ein zweites Mal und half ihm irgendwie, machte ihm den Kopf klar und wusch alles aus ihm heraus und in den Rinnstein.
    Er rannte, rannte, rannte, fort von den Stimmen und zu dem sicheren Ort.

Zweiundfünfzig
    W as auch immer ich gesagt haben mag, welchen Eindruck ich vermittelt haben mag, meine Kindheit war eine glückliche. Im Vergleich zu den meisten Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe, war es ein Paradies. Das Gleiche trifft vermutlich auch auf Sie zu, also lassen wir die versaute Kindheit beiseite … Entschuldigen Sie den Ausdruck, Reverend.«
    »Wenn Sie mich noch einmal Reverend nennen, geh ich.«
    »Zu Fuß nach Hause?«
    »Genau.«
    Simon blickte sie über den Tisch hinweg an. »Ich wette, das würden Sie glatt machen.«
    Er war von der Autobahn abgebogen, um zu tanken, etwas zu essen und Kaffee zu trinken. Die Raststätte war fast leer. Das Ganztagesfrühstück war erstaunlich gut, der Kaffee miserabel. Jane spießte ein Stück Speck auf die Gabel, schaute es an und legte es wieder ab.
    »Essen Sie.«
    »Hab ich doch.«
    »Eine halbe Tomatenscheibe. Ts, ts, Reverend.«
    Aber er merkte, dass der Witz nicht mehr zog. Kein Witz zog mehr. Es gab keinen Witz darüber, wo sie gewesen waren und warum.
    »Sie haben natürlich recht. Meine Mutter war schwierig, aber mein Vater war wunderbar, wir hatten ein schönes Zuhause, ich mochte meine Schule, ich hatte das Schwimmen. Nichts, worüber man jammern kann. Erwarten die, dass ich morgen noch mal zu ihnen komme?«
    »Nein. Das hat noch ein paar Tage Zeit. Sie werden sich darauf konzentrieren, den oder die Täter zu finden.«
    »Warum sind die wiederkommen und haben nichts mitgenommen? Warum?«
    »Fürs Protokoll, ich glaube nicht, dass sie es waren. Ich glaube, es war jemand anders.«
    Jane schüttelte den Kopf.
    »Ich rufe morgen früh dort an. Sie brauchen da gar nichts zu machen.«
    »Ich bin den ganzen Tag im Krankenhaus Bevham. Das wird mich ablenken.«
    »Sind Sie sicher? Sie können nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen. Ihre Mutter ist ermordet worden, Jane.«
    »Vielen Dank. Ich weiß, was passiert ist.«
    Als sie zur Tür gingen, fuhr ein Auto vor und entlud eine Gruppe junger Männer in verschiedenen Stadien der Trunkenheit. Zwei torkelten direkt ins Café, der Dritte kotzte heftig auf seine eigenen Schuhe. Ein Vierter schwankte auf Simon und Jane zu.
    »Was starrst du mich so an, du Scheißtyp?«
    »Das reicht«, sagte Simon ruhig.
    »Ach ja? Reicht, reicht …« Er spuckte ihnen vor die Füße.
    Simon schaute zurück ins Café. Er sah die Betrunkenen, die sich über den Tresen beugten, brüllten, sich Tabletts und Teller mit Essen schnappten. Hinter dem Tresen waren zwei Frauen, ein Mädchen im Teenageralter räumte Tische ab.
    »Nehmen Sie die Schlüssel, schließen Sie sich im Auto ein. Ich rufe einen Streifenwagen. Los.«
    Jane rannte. Zwei Männer waren noch auf dem Vorplatz. Simon zog sich zurück, damit er sie im Auge behalten konnte, während er telefonierte. Aber jetzt hatte der Fahrer das Auto geparkt und kam auf ihn zu.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, ich bin Polizist. Bleiben Sie stehen.«
    »Fick dich doch ins Knie, Blondschopf, wem sagst du, dass er stehen bleiben soll, ich hab nix getan, was soll ich denn getan haben, du Arschgesicht?«
    »Sie sind betrunken Auto gefahren, um nur eines zu nennen. Ich sagte, bleiben Sie, wo Sie sind.«
    Aus dem Café ertönte ein Schrei, dann noch einer. Simon wirbelte herum und stürmte hinein. Einer

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