Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
überflüssig.« Er nahm den Lemony-Snicket-Band aus der Papiertüte.
Sam kam zu ihm und hielt seine Hand auf. »Danke«, sagte er, »jetzt hat jeder einen. Ich kann meinen selbst lesen. Hannah muss sich ihren vorlesen lassen.«
»Sam …«
»Hören Sie, ich werde Sie zusammenstauchen müssen, DC Deerborn, so redet man nicht mit seinem DCI.«
»Entschuldigung, Chef.«
Simon stellte die Flasche auf den Tisch und ging zum Schrank, um eine Vase für die Blumen zu suchen, Hannah neben ihm, an seinen Arm geklammert, gefolgt von Sam, der versuchte, seine Schwester aus dem Weg zu schubsen.
»Jane und ich wollten uns einen ruhigen Mädchenabend machen.«
»Okay, gut, ich weiß, wo der Fish-and-Chips-Laden ist.«
»Das gibt es hier auch … Na ja, Schellfisch und einen Kartoffelauflauf mit Petersilie.«
»Klingt so viel verlockender.«
Er füllte die Vase mit Wasser, nahm das Papier ab und schnitt die Blumenstengel an. Jane Fitzroy beobachtete ihn.
»O ja, er ist recht geschickt«, sagte Cat, die wiederum Jane beobachtete.
»Onkel Simon, die Blitze waren ganz blau.«
»In Lafferton hatten sie einen roten Rand.«
»Gru-se-lig.«
»Blitze entstehen durch …«, setzte Sam an.
Ein Handy klingelte. Der Raum war ein Bild in einem Rahmen, die Kinder verstummt.
»Oje, das ist meins, tut mir leid, tut mir leid. Wo hab ich es nur?« Jane stand auf und blickte sich in der Küche um.
Eine Stofftasche hing an einem Stuhlknauf neben Simon. Er schaute hinein und sah ein blaues Licht am Handy blinken. »Scheint hier zu sein.«
»Oje, oje … Entschuldigung, wie dumm. Ich hoffe, es ist nichts passiert, ich fühle mich hier gerade so wohl.«
»Das liegt an uns«, behauptete Sam Deerborn, ließ sich aufs Sofa plumpsen und schlug seinen Lemony Snicket auf.
Jane verließ die Küche, das Handy am Ohr, während sie sich immer noch entschuldigte.
»Tut mir leid«, sagte Simon zu Cat, den Blick auf Jane gerichtet.
»Schon gut. Danke für die Versöhnungsgaben.«
»Eigentlich wärst du damit dran gewesen.«
»Was?«
Er hob die Hände.
Cat gab nach. Felix streckte die Hand aus und grabschte nach der Pfeffermühle, die zu Boden krachte.
»Es macht mir nichts aus, wieder zu gehen. Wenn ihr was zu besprechen habt.«
»Mit dem Beruflichen sind wir fertig. Hospizpolitik.«
»Probleme?«
»Ja. Die willst du gar nicht wissen. Bleib.«
»Würde ich gerne.« Er schaute zur Tür, durch die Jane verschwunden war.
»Nein, Si«, sagte Cat. »Absolut nicht.«
»Ich hab es zuerst gar nicht bemerkt. Sie ist schön.«
»Ja, ist sie. Und nein!« Aber dann blickte Cat auf. »Jane? Was ist los?«
Janes Gesicht war so bleich wie eine Kerze.
»Jane?«
Es schien lange zu dauern, bis sie sprechen konnte. »Das war die Polizei. Wegen meiner Mutter.«
»Ist sie wieder zu Hause?«
»Ja. Anscheinend ist jemand eingebrochen.«
»O nein, Jane, nicht schon wieder … Ist viel gestohlen worden?«
»Sie … das hat er nicht gesagt. Ob irgendwas gestohlen wurde. Nur dass sie bewusstlos geschlagen wurde. Ihr geht es sehr schlecht.« Sie schaute sich um, als begreife sie nicht, wo sie war. »Ich muss weg«, sagte sie. »Ich muss nach London.«
Simon stellte das Weinglas ab, das er in der Hand gehalten hatte. »Geben Sie mir Ihr Handy. Wegen der Nummer. Ich rufe dort an.«
»Ich muss weg.«
»Ich weiß.« Er streckte die Hand aus. Jane gab ihm das Handy. »Machen Sie sich fertig«, sagte er und verließ die Küche, um draußen zu telefonieren. »Ich bringe Sie hin.«
Zehn Minuten später schloss Simon die Autotür, blickte zurück und sah, wie Cat ihm Zeichen machte. Er zögerte, winkte dann und lenkte das Auto zum Tor, ohne sich noch einmal umzusehen.
Fünf Minuten später klingelte sein Handy. Er drückte auf den Freisprechknopf.
»Chef?«
»Hi, Nathan, ist was? Ich bin auf dem Weg nach London.«
»Oh. Ach so. Nur, wir haben eine Leiche.«
»Bleiben Sie dran.« Er fuhr langsamer und warf Jane einen Blick zu. »Tut mir leid, ich muss den Anruf entgegennehmen.«
»Reden Sie doch keinen Blödsinn, das ist schließlich Ihr Beruf. Ist schon in Ordnung.«
»Wirklich?«
Sie lächelte. »Machen Sie schon.«
»Nathan?«
»Okay, Chef, junge Frau, Hayley Twiston, alleinerziehende Mutter, ein Junge, wohnen in zwei Zimmern an der Sanctus Road.«
»Hinter dem Kanal.«
»Genau … Nachbarn hörten das Baby ziemlich lange schreien. Sind schließlich hingegangen. Baby lag allein in seinem Kinderbett, völlig verstört, anscheinend schon
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