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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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hämmerte gegen eine Tür. Dann die Schritte und die Schlüssel und wieder das Brüllen. Ed hatte sich das Kissen über den Kopf gelegt, aber es half nicht. Sie hatte Klopapier zusammengerollt und sich in die Ohren gestopft, doch der Lärm war immer noch da, nur hohl, wie Geräusche, die man am Grund eines Brunnens hört. Aber trotzdem hört. Ihr Frühstück war gekommen. Sie hatte den Toast gegessen und den Tee getrunken. Alles andere war Dreck. Schleimig und dreckig und fettig. Doch der Toast war in Ordnung. Mehr oder weniger kalt, aber in Ordnung.
    Dann die Schritte und der Schlüssel.
    »Morgen, Ed.«
    Das war auch so etwas. Sie war gefragt worden, wie sie genannt werden wollte, und sie hatte Ed gesagt, und das war’s dann.
    Die hier hieß Yvonne und war wie ein Spatz, kaum größer als Ed. Ihr Haar hatte eine rote Strähne an der Seite, wo sie eine Farbe ausprobiert hatte, wie sie sagte, nur hatte sie es Gott sei Dank bei der einen Strähne belassen. »Was hab ich mir bloß dabei gedacht?«
    »Wie geht’s Ihnen?«
    Ed zuckte die Schultern.
    »Ihre Mutter hat eine Besuchserlaubnis beantragt.«
    »Ich will sie nicht sehen. Ich muss das nicht.«
    »Nein. Sie müssen das nicht, dazu haben Sie das Recht. Bloß – denken Sie mal darüber nach, Ed. Wie fühlt sie sich?«
    »Keine Ahnung.«
    »Kommen Sie nicht mit Ihrer Mutter aus?«
    Wieder zuckte Ed die Schulter.
    »Habt ihr euch zerstritten?«
    »Nicht so richtig.«
    »Trotzdem, sie ist Ihre Mutter, und Sie haben nur die eine. Sie wäre doch eine Stütze für Sie.«
    »Ich brauch keine Stütze.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    »Warum fragen Sie mich dauernd solche Sachen?«
    »Weil die meisten Menschen in Ihrer Situation Unterstützung brauchen … Sie brauchen alle Unterstützung, die sie kriegen können, fragen Sie mich.«
    »Sie hat nichts damit zu tun.«
    »Sieht aber so aus, als wollte sie das.«
    »Also, ich hab gesagt, dass ich sie nicht will. Ich will sie nicht sehen. Außerdem hat sie genug anderes zu tun.«
    »Sie haben Schwestern und Brüder?«
    »Geht Sie nichts an.«
    Yvonne seufzte. »Gott, Sie machen einem das Leben schwer.«
    Schweigen.
    »Nicht mir, Ed, sondern sich selbst. Worauf sind Sie so stolz?«
    »Die Würstchen waren ekelhaft. Sagen Sie ihnen das.«
    »Okay. Ich meine, okay, Ihrer Mutter wird mitgeteilt werden, dass Sie keinen Kontakt wollen, und nicht, dass ich Ihre Beschwerde an die Küche weitergebe. Sie können von Glück sagen. Die Sache ist allerdings, Ed, dass sie Ihnen schreiben kann. Sie kann nicht ohne Ihre Zustimmung herkommen und Sie besuchen, aber wäre es nicht gut, einen Brief zu bekommen?«
    »Nein.«
    »Denken Sie an sie.«
    »Das haben Sie schon mal gesagt.«
    »Sie wird Ihnen Dinge sagen wollen. Vielleicht Fragen haben.«
    »Sie wird keine Antwort bekommen. Wie gesagt, sie hat anderes … Sie hat wieder geheiratet. Das reicht jetzt.«
    »Sie kommen also nicht mit Ihrem Stiefvater aus? Tja, das ist nicht ungewöhnlich. Ehrlich gesagt, mit meinem hab ich auch nicht viel am Hut, aber er hat meine Mum glücklich gemacht. Denken Sie darüber nach, Ed.«
    »Kann ich in die Bücherei gehen?«
    »Klar. Macht um zehn auf. Ich hol Sie ab.«
    »Warum müssen Sie mich abholen? Lassen Sie mich doch alleine gehen, um alles in der Welt. Wieso brauche ich ständig ein Kindermädchen? Verdammt noch mal.«
    Yvonne lehnte sich an die Wand und blickte Ed einige Momente lang schweigend ins Gesicht.
    Sie ist okay, dachte Ed. Sie ist kein Weichei, sie ist nicht clever, aber sie ist okay. Ich hätte auch was Schlimmeres als Wärterin bekommen können.
    Dreimal pro Woche wurden die Putzsachen gebracht, Mopp und Eimer, Besen, Staubtuch und Politur. Darauf freute sie sich. Sie putzte gerne, es gefiel ihr, die Zelle so gut herzurichten, wie sie konnte, wenn auch nie so gut wie ihr eigenes Haus.
    Sie wollte nicht an ihr Haus denken, aber das Bild kam ihr sofort in den Kopf, und sie konnte es nicht wieder loswerden. Schließlich gab sie es auf, sich dagegen zu wehren, und ging durch das Haus, ein Zimmer nach dem anderen, betrachtete die Möbel, die Tapeten, die Küchenschränke, was in den Küchenschränken war, die Fenster, den Weg zur Haustür, den Garten hinter dem Haus, schaute und schaute, bis sie meinte, verrückt zu werden.
    Sie würde natürlich dahin zurückkehren. Wenn sie entlassen wurde, was passieren würde, weil sie wusste und die anderen wussten und ihr Anwalt mehr oder weniger wusste, dass es keine Beweise gab. Nicht allzu viele

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