Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
schien im Mund anzuschwellen, weil er nie antworten konnte, die richtigen Worte waren nicht da, und die Wahrheit konnte nicht ausgesprochen werden. Er wünschte, sie hätte ihre Stelle nicht aufgegeben. Sie hatte gesagt, sie würde all ihre Zeit für das brauchen, was sie inzwischen ihre Kampagne nannte. Aber er glaubte, dass sie auch Angst haben könnte, Angst davor, dass jemand Bescheid wusste, auf sie zeigte, flüsterte, darüber redete, es verbreitete. Er ging hinaus in die Sonne. In der Stadt war viel los. Er beschloss, zum Buchmacher zu gehen, seine Wette zu platzieren und dann etwas für Eileen zu kaufen, obwohl er nicht wusste, was und ob sie es überhaupt bemerken würde.
Die Quoten für Miljahh waren viel besser, als er erwartet hatte, hundert zu dreißig statt sieben zu vier, also setzte er zehn Pfund anstatt fünf und sah sie um eine Länge gewinnen, was ihn hätte freuen sollen, aber es irgendwie nicht tat. Er ging hinaus, setzte sich in der Sonne auf einen Poller und überlegte, was er Eileen kaufen sollte. Blumen. Schokolade, die sie immer gemocht hatte. Doch er wusste, dass sie die Blumen nicht beachten und die Schokolade ungeöffnet liegen lassen würde.
Er ging zurück zu seinem Auto, fuhr auf dem Kreisverkehr Richtung Zuhause, nahm aber dann die erste Ausfahrt, fast ohne zu wissen, dass er es tat.
Leah war im Garten, ordnete die kleinen Lampions neu, die sie aufgehängt hatte, neben dem Weg beim Steingarten, in den Bäumen. Dougie hatte manchmal überlegt, ob die Lampions etwas mit ihrer Religion zu tun hatten, aber er wollte nicht danach fragen. Sie kletterte von der Leiter, als sie das Tor hörte.
Dougie Meelup hätte nie von sich behauptet, ein Mensch mit Vorurteilen zu sein, hätte gemeint, Hautfarben nicht einmal wahrzunehmen. Mensch war Mensch, selbst wenn es nicht immer einfach war, mit allen auszukommen. Aber als Keith gesagt hatte, er würde eine Filipina heiraten, hatte sich Dougie Sorgen gemacht. Alles war anders, nicht wahr, nicht nur die Hautfarbe, alles, wie sie aufgewachsen war, ihre Erziehung, ihre Familie, ihre Religion, Essen, Wetter, Kleidung, Bräuche. Alles. »Wie wird ihr das gefallen? Das ist es, was mir Sorgen macht. Alles ist neu, alles ist anders, und dann auch noch ein Ehemann. Und wenn sie dann nicht glücklich ist? Du kannst es ihr nicht vorwerfen, aber was würdest du machen? Sie hat alle Brücken hinter sich abgebrochen, ist hergekommen, um hier zu leben, das ist ein großer Schritt, und wenn es schiefgeht, was machst du dann?«
Doch es war nicht schiefgegangen. Es war vom ersten Tag an glatt gelaufen. Leah war noch nie aus ihrem Land herausgekommen, aber ihr Englisch würde ausreichen und bald besser werden, und alles andere schien keine Rolle zu spielen. Es war, als wäre sie geboren worden, um hierherzukommen, dachte Dougie, auch wenn sie hier philippinische Freunde hatte und sich sehr oft mit ihnen traf und inzwischen mit allen zu Hause in E-Mail-Kontakt stand. Er hatte Keith nicht gefragt, wie er Leah kennengelernt hatte, aber Keith war immer ein Wanderer gewesen, immer hier und dort mit dem Rucksack unterwegs, daher hatte Dougie angenommen, dass sie sich in einer Bar oder am Strand oder sogar im Flugzeug begegnet waren.
»Internet«, hatte Keith eines Tages gesagt und sich halbtot gelacht. »Internetvermittlungsagentur für englische Burschen, um philippinische Mädchen zu finden.« Und hatte weiter gelacht über den Ausdruck auf Dougies Gesicht.
»Hallo, du hier, dass ist aber schön, Dougie, ich mach dir was Kaltes zu trinken, oder möchtest du lieber Tee, wie gewöhnlich?«
Immer dasselbe, dachte er, immer bietet sie etwas an, ein Getränk oder etwas zu essen und den besten Sessel, sobald jemand hereinkommt. Wie jetzt, sie sauste in den Schuppen, holte den Liegestuhl heraus, stellte ihn im Schatten auf, wischte ihn mit dem Rockzipfel ab.
»Ach, ist das schön, setz dich, Dougie, und sag mir, was du trinken möchtest.«
Es war richtig gewesen, herzukommen. An den richtigen Ort.
»Keith ist nicht da, was du natürlich weißt, du hast ja nicht erwartet, ihn um diese Tageszeit anzutreffen, aber es ist alles bestens, wenn du auch mit mir allein vorliebnimmst.«
Dougie setzte sich. Er musste sich setzen. Sonst hätte er sie beleidigt.
»Möchtest du etwas Kaltes oder doch lieber Tee?«
»Eine Tasse Tee wär genau das Richtige. Danke, Leah.«
»Kein Problem, dauert nur ein paar Minuten.«
Und fort war sie, schnell wie der Blitz, zurück in die
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