Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
für die Frau verbürgen?«
Serrailler zögerte. Er konnte es nicht. Sleightholme war eine Frau, klein und schlank, leicht zu überwältigen, aber sie war wütend und verängstigt und hatte nicht viel zu verlieren. Er wusste, dass er für nichts garantieren sollte, doch wenn er es nicht tat, was dann? Es gab keine andere Möglichkeit, sie beide in Sicherheit zu bringen. Bis die Ebbe einsetzte und sie hinunter auf den Sand klettern konnten, würden noch Stunden vergehen.
Er beendete die Verbindung und wandte sich an die Frau.
»Hören Sie zu. Ich muss dafür garantieren, dass Sie keine Waffe haben und sich so benehmen, dass Sie niemanden in Gefahr bringen – weder mich noch die Hubschraubermannschaft. Ich muss total verrückt sein, Sie dafür um Ihr Wort zu bitten.«
»Und wenn Sie es nicht tun? Wenn ich es nicht tue?« Sie blickte ihn an, und er sah etwas Tückisches in ihren Augen aufblitzen, das vorher nicht da gewesen war.
»Wenn Sie sich weigern, mitzumachen?«
Sie nickte.
»Dann schlag ich Sie bewusstlos.«
Sie blinzelte.
»Oder sie nehmen mich mit und lassen Sie da.«
»Das würden die nicht wagen.«
»O doch. Darum ging es bei dem Anruf. Also?«
Er sah, wie sie angestrengt nachdachte. Über die Klippe nach unten schaute. Nachdachte. Ihn anschaute. Nachdachte.
»Okay.«
»Was?«
»Okay, hab ich gesagt.«
Er zögerte. Er musste sich darauf einlassen. Ihr vertrauen. Großer Gott. Er rief Chapman an.
»Können Sie den Piloten dazu bringen, mit mir zu sprechen?«
»Legen Sie auf. Ich frage nach.«
Eine Regenbö klatschte gegen die Felswand, durchnässte sie von Kopf bis Fuß.
Nach einigen Minuten klingelte das Telefon.
»Flight Sergeant Cuff, RAF 202 Squadron.«
»DCI Serrailler. Ich verstehe Ihre Besorgnis, Sergeant. Alles in Ordnung.«
»Übernehmen Sie die volle Verantwortung? Es ist Ihre Entscheidung, Chief Inspector.«
»Ja.«
»Sie sehen keine Bedrohung für meine Besatzung?«
»Nein.«
Ein Sekundenbruchteil. Dann: »In Ordnung, wir kommen zurück. Der Mann an der Winde wird auf dem Weg nach unten sein. Aber ich kann nicht näher als knappe fünf Meter an die Klippen heranfliegen, und die Bedingungen sind schwierig. Es könnte einige Zeit dauern. Er wird auf den Vorsprung runterkommen und Sie beide zusammen festschnallen – wir können es nicht riskieren, den Gefangenen einzeln hochzuziehen. Irgendwelche Verletzungen?«
»Unbedeutend.«
»Gut. Halten Sie durch.«
Serrailler hatte es gewusst. Sobald die Rettung unterwegs war, die Sicherheit in greifbarer Nähe, nahm die Spannung eher zu als ab. Die Zeit, die der Hubschrauber brauchte, um nahe genug an die Klippen zu kommen und den Mann an der Winde hinunterzulassen, erschien ihm viel länger als die Zeit, die sie bereits auf dem Vorsprung verbracht hatten. Der Hubschrauber schwebte über ihnen, blies ihnen kalte Luft ins Gesicht, stieg auf und entfernte sich, bevor er aus einem anderen Winkel wiederkam, auswich, abdrehte. Jetzt gingen Serrailler und die Frau beide in die Hocke, und er hielt sie am Handgelenk fest. Ihr Arm war schlaff, ihr Ausdruck flach und müde. Der Regen klatschte ihr kurzes Haar wie eine Kappe an ihren Kopf.
»Die schaffen das nicht, oder?«
»Die schaffen das.«
Der Hubschrauber kam etwas niedriger zurück, drehte sich gegen den Wind. Er schwebte. Stabilisierte sich. Die Tür wurde aufgeschoben. Der Mann an der Winde trat auf den Vorsprung und hob den Arm. Das Windenseil wurde schlaff. Er beugte sich vor und gestikulierte. Eine Windbö blies ihn fast von den Füßen, und es dauerte noch weitere Minuten, bis er Serrailler und Sleightholme erreichte und sie fest zusammenschnallte.
Minuten später wurden sie in den Hubschrauber hineingezogen. Simon fiel wieder ein, wie groß die Rettungshubschrauber der Royal Air Force innen waren, mit Platz genug für ein Dutzend Tragen, zusätzlich zu den Sanitätern und der Besatzung. Es war laut, und das Schwanken und Schaukeln war enervierend.
Edwina Sleightholme sackte zusammen, den Kopf gebeugt, und starrte auf den Boden.
Der Windenmann war zurück, und die Türen wurden zugeschoben und gesichert.
»Wir fliegen Sie ins Krankenhaus. DCS Chapman wird sich dort mit Ihnen treffen. Voraussichtliche Ankunft in vier Minuten.«
»Danke. Großer Gott, das meine ich ernst.«
»Kein Problem. Hab mich kurz gefragt, ob wir nahe genug herankommen würden. Zeigen Sie mir Ihre Hand.«
»Das ist nichts weiter.«
Beide blickten sie zu der Frau, die immer noch
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