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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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feuchten Haar. Sie zitterte.
    Simon saß schweigend da. Cat hatte recht, und er wusste es und war wütend auf sie. Die einzige Person auf der Welt, von der er sich immer bedingungslos geliebt gefühlt hatte, die einzige Person, der er vertraute und der er immer alles hatte erzählen können, war herumgewirbelt und hatte ihn voll ins Gesicht geschlagen.
    »Es tut mir nicht leid«, sagte Cat schwach. Aber sie sah ihn nicht an.
    »Das merke ich.«
    »Ich weiß nicht, warum ich weine, denn ich habe recht, und ich bin froh, dass ich es gesagt habe, es musste mal gesagt werden, du bist derjenige, der weinen sollte.«
    »Lass es gut sein.«
    »Natürlich können wir es nicht gut sein lassen.«
    Die Luft war gewitterschwül. Sie saßen schweigend da, Felix, an Cats Schulter geschmiegt, trat sie mit den Füßen, war reizbar wegen der Hitze. Simon drehte das Bierglas zwischen den Fingern. Er überlegte, ob er besser gehen sollte, gleich, damit sich die Luft zwischen ihnen ein paar Tage lang klären konnte, statt zum Essen zu bleiben und ihnen allen den Abend zu verderben.
    Cat stellte den widerstrebenden Felix in Gras. »Komm, geben wir den Hühnern ihre Körner.«
    Mit dem neben ihr watschelnden Felix an der Hand ging sie langsam zur Koppel. Sie blickte sich nicht um. Simon blieb unglücklich sitzen. Nach seinem letzten Streit mit Cat hatten sie sich erst durch den Tod und die Beerdigung ihrer Schwester wieder versöhnt.
    Er erhob sich. Felix stand auf dem Koppelzaun und winkte den Hühner gebieterisch zu, während Cat fest seine Taille umfasste. Simon stellte sich neben die beiden.
    »Warum?«, fragte er schließlich. »Ich muss verstehen, warum, und ich verstehe es nicht. Ich kann es nicht.«
    »Warum ich dir eine Strafpredigt halte? Warum du dich Frauen gegenüber so mies verhältst?«
    »Warum bin ich so?«
    »O Gott.«
    »Große Frage.«
    »Für einen heißen Nachmittag.«
    »Ich bin ja nicht unglücklich. Fühle mich wohl in meiner Haut.«
    »Wie schön für dich.«
    »Cat …«
    »Entschuldige. Aber hör dir doch an, was du gerade gesagt hast.«
    »Na gut, ich bin ein egoistischer Dreckskerl.«
    »Unter anderem. Unter einer Menge sehr viel besserer Dinge.«
    »Danke.«
    »Hör zu, ich bin nicht deine Psychiaterin, ich bin deine Schwester. Das Einzige, was du meiner Meinung nach verdammt schnell entscheiden musst, ist, was du wegen Diana unternehmen willst. Denn das bist du ihr schuldig. Und sag nicht, du weißt es nicht.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Bist du in sie verliebt?«
    »Absolut nicht.«
    »Magst du sie?«
    »Ich genieße ihre Gesellschaft.«
    »Würde dir das reichen?«
    »Himmel, Cat, ich will sie doch nicht heiraten. «
    Sie blickte ihn an. »Hier, nimm ihn.«
    Simon setzte sich seinen Neffen auf die Schultern, während sie zum Schuppen gingen, um Hühnerfutter zu holen. Felix trommelte mit seinen kleinen Füßen auf Simons Brust, quietschte vor Vergnügen. Der Schuppen war kühl und roch nach süßem Schrot und trockenen Körnern, die in den verzinkten Tonnen an der Wand aufbewahrt wurden. Cat hob einen Deckel und schöpfte einiges davon in einen Eimer, und der Staub hob sich wie eine bleichgoldene Wolke.
    »Also gut«, sagte Simon, »was soll ich tun?«
    »Es ist nicht an mir, dir das zu sagen.«
    »Das wäre ja mal ganz was Neues.«
    »Nein, ich meine es ernst, Simon. Das musst du wirklich selbst herausfinden. Was du willst, wen, wo, wann? Ich tu ja vieles für dich, aber das kann ich nicht.«
    Sie streute die Körner auf die trockene Erde um den Auslauf, und die Hühner kamen angeflattert, pickten eifrig. Felix trommelte wieder mit den Hacken.
    »Vielleicht sollte ich einfach verschwinden, Cat? Und sag mir nicht, dass nur ich das entscheiden kann.«
    Seine Schwester hakte sich bei ihm unter. »Gut, sag das noch mal, aber ersetze diesmal das Wort ›verschwinden‹ durch ›wegrennen‹. Denk darüber nach, während ich Seine Lordschaft hinlege und dir ein neues Bier hole.«

Sechsunddreißig
    L ynsey kam gerade aus der Dusche, als um zehn nach acht das Telefon klingelte.
    »Hi, hier ist Mel von Towers Rogers.«
    »Hallo. Sie sind ja früh dran.«
    »Ich weiß, aber es wird Ihnen gefallen. Kennen Sie den Angelladen?«
    »Hinter der Gas Street?«
    »Genau … Da sind das Lagerhaus und der Laden, der eigentlich das alte Schleusenwärterhaus ist.«
    »Würde man nie drauf kommen. Ziemliche Bruchbude.«
    »Jemand – ich kann nicht sagen, wer – hat Pläne eingereicht, alles abzureißen und durch einen

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