Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Seele weißes Blut

Der Seele weißes Blut

Titel: Der Seele weißes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
Vom Netzwerk:
nichts. Er war aufgestanden, um sie zu begrüßen, jetzt setzten sie sich. Der Kellner kam, brachte die Karten und nahm die Getränke-bestellung entgegen. Maren wollte wie er nur Wasser, keinen Wein. Das hätte vermutlich zu sehr nach Feiern ausgesehen. Und zu feiern gab es nichts. Sie studierten schweigend die Karte, bestellten und schwiegen weiter, bis Halverstett es nicht mehr aushielt.
    »Ich möchte nicht, dass du irgendetwas Falsches denkst«, platzte er heraus.
    »Was wäre denn das Falsche?« Maren nippte an ihrem Wasser.
    »Dass ich dich benutzt habe. Dass ich meiner Frau Dinge über uns erzählt habe, die so nicht stimmen.«
    »Und was hast du ihr erzählt?«
    »Dass wir uns gut verstehen und ich mich in deiner Gegenwart sehr wohl fühle. Dass ich mit dir reden kann und es genieße, nichts erklären zu müssen.« Er hielt inne, bevor er weitersprach. »Und dass ich noch nicht weiß, was daraus wird.«
    Maren sah ihn an. »Warum hast du überhaupt mit deiner Frau darüber gesprochen? Was wolltest du damit erreichen? Dass sie eine Entscheidung herbeiführt, die du dich nicht traust, selbst zu treffen?«
    Halverstett sah sie erstaunt an, dann begriff er. »Nein, das ist es nicht. Ich habe zuerst mit ihr darüber gesprochen, dass ich unsere Ehe für beendet halte. Nicht gescheitert, das klingt so, als wäre sie von vorneherein ein Fehler gewesen. Das wäre gelogen, wir hatten ein paar sehr schöne Jahre zusammen, vor allem, als unsere Söhne noch klein waren. Aber irgendwann haben wir uns auseinandergelebt. Die Liebe ist einfach eingeschlafen, ich weiß auch nicht, wie das geschehen ist. Ich habe ihr gesagt, dass ich mich von ihr trennen will. Sie hat es gut aufgenommen. Ich war mir sicher, dass wir in Freundschaft auseinandergehen können. Deshalb habe ich ihr von dir erzählt. Ich dachte, sie würde es verstehen.«
    Maren lachte auf. »Und kaum hattest du mich erwähnt, da hat sie all deine schönen Worte von der eingeschlafenen Liebe in den Wind geschossen und war stinksauer. Was hat sie gesagt? Dass du auch nicht besser bist als andere Männer?«
    »Sie benutzte das Wort ›schwanzgesteuert‹.«
    Wieder lachte Maren. Ihr Gesicht erschien mit einem Mal nicht mehr müde, ihre Haut sah frisch und rosig aus, so als hätte sie gerade einen Dauerlauf hinter sich gebracht.
    Halverstett sah sie irritiert an. »Ich verstehe nicht, was daran so witzig ist«, sagte er, halb verärgert, halb erleichtert, dass sie ihm offenbar nicht mehr böse war.
    »Was glaubst du denn, wie sie hätte reagieren sollen? Du erzählst ihr die traurige Geschichte von der erloschenen Liebe, und am Ende offenbarst du ihr, dass du dich mit einer anderen triffst: Keine Frau der Welt würde dir in einem solchen Fall Teil eins der Geschichte noch abkaufen.«
    »Aber es ist die Wahrheit.«
    Sie lächelte und griff nach seiner Hand. »Ich weiß.«
    Der Kellner brachte das Essen, und während sie sich über den gegrillten Fisch hermachten, plauderten sie über alle möglichen Dinge. Keiner von beiden hatte das Bedürfnis, weiter über Halverstetts Ehe zu sprechen. Das Thema war erledigt. Vorläufig zumindest. Es hatte nichts mehr mit ihnen zu tun.
    Nachdem Maren auch noch eine Crema Catalana verdrückt hatte, lehnte sie sich genüsslich zurück. »Das hat gutgetan«, sagte sie. »Ich glaube, ich habe in der letzten halben Stunde mehr gegessen als in der ganzen vergangenen Woche. Wenn ich zu viel arbeite, vergesse ich, auf mich zu achten. Danke, dass du mich wenigstens hin und wieder päppelst.«
    »Jederzeit gern.«
    »Kann ich dich etwas fragen?« Sie sah mit einem Mal ernst aus.
    »Sicher.«
    »Du kennst doch Kriminalhauptkommissarin Louis ganz gut, oder?«
    Er blickte sie verdutzt an. »Ja. Ich denke schon.«
    »Was hältst du von ihr?«
    »Was ich von ihr halte? Sie ist ziemlich verschlossen, launisch und unberechenbar. Ich vermute, dass sie sich nicht immer an die Dienstvorschriften hält. Aber sie ist eine gute Ermittlerin.«
    Maren nickte. »Hältst du sie für integer?«
    »Integer? Wie kommst du darauf?«
    »Kann ich dir nicht verraten. Bitte antworte mir einfach.«
    Er betrachtete sie neugierig. Als sie nichts weiter hinzufügte, zuckte er resigniert mit den Schultern. »Ja«, sagte er. »Ich halte sie für absolut integer.«
    »Danke.«
    Halverstett bohrte noch ein bisschen weiter, doch er stieß auf Granit. Also gab er nach und nahm Marens Vorschlag an, einen Spaziergang im Sonnenschein zu machen und danach einen Kaffee in der »Alten

Weitere Kostenlose Bücher