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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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sobald ich aufwache. Aber ich hab einfach meine Augen nicht aufbekommen. Ich konnte mich nicht bewegen und musste mich wach schreien.«
»Und dadurch haben Sie sich selbst aus der Schlaflähmung befreit«, stimmte ihr Caspar zu.
»Wollt ihr mich jetzt kollektiv verarschen?«, fragte Schadeck mit Blick auf Sophia. Da es ihm immer noch nicht gelungen war, den Tropf an dem Schürhaken zu befestigen, hatte er die Ärztin mitsamt Rollstuhl an den Tisch geschoben und drückte hier Yasmin wieder den Beutel in die Hand.
»Zwanzig Minuten? Die sind bei unserer Patientin doch wohl schon lange abgelaufen.«
»Das ist richtig. Und deshalb wissen wir jetzt auch, was der Seelenbrecher mit seinen Opfern anstellt.« »Hä?«
»Er versetzt sie in den Todesschlaf. Ich habe keine Ahnung, wie er das anstellt. Aber Bruck muss eine psychologische Methode herausgefunden haben, sie auf Dauer in der Lähmungsphase zwischen Alptraum und Aufwachen gefangen zu halten. Sophia steckt in einer Dauerschleife des Horrors, wenn man so will. Das ist es, was sie uns die ganze Zeit sagen wollte.«
Tom kniff skeptisch die Augenbrauen zusammen, fuhr sich durch seine gegelten Haare, strich sie wieder glatt und schnalzte dann verächtlich mit der Zunge. »Okay, Mr. Sherlock Holmes, dann verrat mir doch jetzt nur noch eins.«
Caspar verspannte sich in der Erwartung der Frage, die jetzt kommen musste und auf die er keine Antwort hatte. Noch nicht.
»Woher weißt du das alles? Wieso kennst du dich so gut in Erster Hilfe aus, legst unserer hübschen Ärztin einen Zugang und zitierst jetzt auch noch blind aus psychiatrischen Fachbüchern?«
»Keine Ahnung.« Jetzt war es Caspar, der die Hände hob. »Vielleicht bin ich ja Arzt, Apotheker oder Psychologe? Du hast selbst gesagt, wir könnten Kollegen sein, oder ich hab einfach nur gut in meinem Erste-Hilfe-Kurs aufgepasst? Ich wünschte, ich wüsste es.«
»Ja, klar. Versteck dich nur hinter deiner Amnesie. Ich nehm dir das nicht ab.« Tom wandte sich an Bachmann. »Wann ist er eingeliefert worden?«
Der Hausmeister kraulte sich wieder nachdenklich seine Koteletten. »Vor etwa zehn Tagen, glaube ich.« »Und wann genau riss die Serie des Seelenbrechers ab?«
»Was willst du damit andeuten?«
Caspar schlug wütend das Buch zu und sprang vom Tisch auf.
» Du hast uns doch den Wahnsinnigen hier reingeschleppt. Du hast doch dafür gesorgt, dass wir hier keine Hilfe holen können, indem du mit deinem Krankenwagen den Telefonkasten zerstört hast.«
Caspar unterstrich jedes ›du‹ mit einer wütenden Armbewegung, ähnlich einem Ringrichter, der einen angeschlagenen Boxer anzählt. Doch seine verbalen Treffer schienen wirkungslos an Schadeck abzuprallen. Er blinzelte nicht einmal. Trotzdem meinte Bachmann die beiden Streithähne trennen zu müssen und schob sich schnaufend dazwischen.
»Hey, hey, hey … Das bringt doch nichts. Wir müssen zusammenhalten. Und uns vertrauen.«
Vertrauen? Caspar musste daran denken, wie Linus ihm die manipulierte Benzinleitung hatte zeigen wollen und Bachmann auf einmal hinter dem Schneemobil aufgetaucht war.
Ich kann hier keinem trauen, dachte er. Ich kenne hier niemanden. Noch nicht einmal mich selbst.
Er setzte sich wieder an den Tisch, presste mit beiden Händen seine zitternden Knie gegeneinander und starrte auf das Nachrichtenmagazin, das Bachmann aufgeschlagen liegen gelassen hatte.
Während Schadeck und der Hausmeister hinter ihm weiterstritten, verschwammen die Buchstaben vor seinen Augen. Aber er wollte weder zuhören noch sprechen oder lesen. Auf einmal war er unendlich müde, sein Gehirn musste dringend einen Gang herunterschalten, am besten in den Leerlauf, um nach einer kurzen Pause der Ruhe vielleicht einen Neustart in diesen Wahnsinn zu wagen.
Er zwang sich, an nichts zu denken, und im ersten Augenblick schien es sogar zu funktionieren. Doch dann beging er den Fehler, seine Augen zu schließen. Und da er etwas zu lange das Foto des zweiten Opfers in der Zeitschrift angestarrt hatte, glühte das Bild der Lehrerin auf seiner Netzhaut nach, und mit der Ruhe war es vorbei. Dieses Mal hörte er das Quietschen der Gleise, bevor der beißende Rauch der Lokomotive wieder seine Nase füllte. Er öffnete die Augen, und der Erinnerungszug fuhr ein.
     

Echorausch
    »Sie ist schon immer ein sehr stilles Mädchen gewesen. Zu still. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich mir keine Sorgen machen musste, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ja, sicher.«
Er starrte auf die rostigen

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