Der Seelenfänger
»Okay«, sagte Preacher und seufzte. »Wie lange dauert der Flug?«
»Ungefähr drei Stunden.«
Preacher rechnete nach. Wenn er um zehn Uhr texani scher Zeit abflog, war er um elf Uhr Ortszeit in Los Angeles. »Ich nehme Churchland 2«, sagte er. »Holen Sie mich um elf Uhr am Flughafen ab.«
»Wird gemacht«, sagte Lincoln.
Preacher legte den Telefonhörer auf, steckte sich eine Zigarette an und rauchte nervös. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er mochte sich selbst nicht eingestehen, daß Jane tatsächlich recht gehabt hatte. Wieder einmal hatte es Wichtigeres gegeben als ihre Ehe. Aber es war ja auch völlig überflüssig gewesen, daß sie einen Machtkampf zwischen sich und der Kirche entfacht hatte. Er liebte sie doch nicht weniger, weil er Jesus liebte.
Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke, der ihn erschreckte. Ärgerlich drückte er seine Zigarette aus. Vielleicht hatte Jane ja viel mehr recht, als sie selbst ahnte. Sie hatten ja nicht geheiratet, weil er sie leidenschaftlich geliebt hatte. Er liebte sie, aber nicht mehr als andere Mädchen, die er gekannt hatte. Vielleicht war er zu der Liebe, die Jane wollte, ganz einfach nicht fähig.
Die weiße Pullman-Limousine mit den verdunkelten Fenstern stand schon bereit, als Churchland 2 auf der Landebahn ausrollte. Der Steward stieß die Tür auf und drückte den Knopf, der die Gangway ausfahren ließ.
Lincoln begrüßte Preacher am Ende der Stufen. »Hatten Sie einen guten Flug, Reverend?«
»Ausgezeichnet, danke.« Preacher deutete lächelnd zu dem protzigen Straßenkreuzer hinüber. »Was ist denn das für ein Schlitten?«
»Spezialanfertigung für Rock-Stars«, grinste Lincoln. »Ich dachte mir, für Sie ist das Beste gerade gut genug. Es ist alles drin: Bar und Fernsehen, zwei Telefone und eine Schreibplatte, falls Sie arbeiten wollen.«
»Sehr gut«, sagte Preacher. Der Chauffeur hielt den Schlag auf, und die beiden Männer setzten sich in den Fond.
»Ich habe ein Protokoll der bisherigen Vereinbarungen bei mir«, erläuterte Lincoln. »Vielleicht sollten wir das ganz kurz erörtern, während wir ins Hotel fahren, um dann etwaige Änderungswünsche mit den Rechtsanwälten zu besprechen, bevor wir die Hickox’ aufsuchen.«
»Wozu fahren wir denn überhaupt erst ins Hotel?« fragte Preacher verblüfft.
»Ich dachte, Sie würden nach der Reise gern duschen und frische Sachen anziehen. Ich habe einen Bungalow im Beverly Hills Hotel gemietet für Sie. Auf diese Weise brauchen Sie nicht erst durch irgendeine Hotelhalle, wenn Sie Ihr Zimmer aufsuchen wollen. Wir treffen Kim und Jimmy erst nach dem Essen, so gegen halb drei, in ihrem Haus draußen.«
Ein Blick aus dem Fenster zeigte Preacher, daß sie bereits auf dem Highway nach Norden dahinfuhren. Die Aussichten, daß er heute noch nach Dallas kam, waren gering. »Ich dachte, wir brauchten nur noch den Vertrag zu unterschreiben«, sagte er mürrisch.
»Sicher«, erwiderte Lincoln. »Mehr ist es auch nicht. Aber diese Showbusiness-Leute sind schwierig. Für eine Minute ernsthafter Verhandlungen wird zwei Stunden lang Süßholz geraspelt.«
»Na schön«, sagte Preacher. »Zeigen Sie mir das Protokoll.«
Lincoln zog den Klapptisch herunter und nahm zwei Schriftsätze aus seinem Diplomatenköfferchen. »Im wesentlichen ist alles so geblieben, wie ich es Ihnen schon erzählt habe«, sagte er. »Aber sie verlangen noch ein paar Extras.«
»Zum Beispiel?«
»Sie wollen nur neununddreißig Wochen im Jahr arbeiten, und die Gäste für die restlichen dreizehn Wochen wollen sie selbst aussuchen. Nach Rücksprache mit uns, versteht sich. Ich halte das für unproblematisch, denn sie können nichts ohne unsere Zustimmung machen, und ein bißchen Abwechslung kann ja nicht schaden.«
Preacher nickte. »Was noch?«
»Sie verlangen, daß die Sendung Die Jimmy und Kim Hickox-Show heißt.«
»Okay.«
»Sie wollen selbst als Produzenten genannt werden.«
»Geht auch klar.«
»Die Show soll eine Gemeinschaftsproduktion ihrer Gesellschaft und unserer werden. Im Vorspann soll es heißen >Eine Hickox-Churchland-Produktionc. Darüber hinaus wollen sie das Copyright gemeinsam mit uns haben. Das habe ich abgelehnt.«
»Warum?« fragte Preacher.
»Bei einem gemeinsamen Copyright müßten wir sie jedesmal um Erlaubnis fragen, wenn wir die Show später noch weiterverwenden wollen. Ich habe ihnen gesagt, daß das mit der Gemeinschaftsproduktion und dem Vorspann in Ordnung ginge; aber wir das Copyright
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