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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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einen Formbrief erhalten würden, der sie aufforderte, christliche Nächstenliebe walten zu lassen, statt andere zu hassen, und im übrigen in der Heiligen Schrift und den Lehren des Heilands Vergebung und Beistand zu suchen.
    Tarz hob den Kopf, als Preacher hereintrat. »Gestern und heute waren zusammen fast hundertzehn Dollar in der Post«, sagte er stolz. »Nicht schlecht, was?«
    Preacher nickte. »Wie sieht es mit neuen Mitgliedern aus?«
    »Schwer zu sagen«, erwiderte Tarz, »zwei oder drei Leute machen einen guten Eindruck. Ich werde dafür sorgen, daß sie eine Einladung erhalten und zum Wochenende als Gäste herkommen.«
    »Das ist gut«, sagte Preacher. »Eine einzige gerettete Seele ist mehr wert als alle Schätze der Erde.«
    »Amen«, bestätigte Tarz.
    Preacher winkte seinen Assistenten ins hintere Zimmer und schloß dann die Tür hinter ihm.
    »Ich fahre heute nach Frisco«, erklärte er. »Ich bin morgen den ganzen Tag weg und komme wahrscheinlich erst übermorgen zurück.«
    »Du redest also doch noch mit Bruder Robert?« fragte Tarz eifrig.
    Preacher warf ihm einen skeptischen Blick zu. Tarz schien ja geradezu begeistert von dieser Idee. »Nein«, sagte er knapp. »Die Sache ist völlig privat. Außerdem warst du ja selber dabei und weißt genau, was ich Bruder Robert habe ausrichten lassen.«
    »Ich glaube, die werden das nicht einfach so hinnehmen«, erwiderte Tarz. »Die machen garantiert Stunk.«
    »Sie haben nichts gegen uns in der Hand. Wir sind sauber.«
    »Das meine ich nicht«, sagte Tarz. »Du weißt doch, wie die Gottessöhne arbeiten. Die schicken einen ganzen Trupp Missionare und bedrohen uns mit Hölle und Schwefel und ewiger Verdammnis, weil wir in Sünde leben und jeden Tag Unzucht begehen.«
    »Wenn Gott die Liebe nicht vorgesehen hätte, wären unsere Körper wohl nicht mit den Organen ausgestattet, die zur Liebe notwendig sind«, sagte Preacher. »Ich möchte nur, daß du dafür sorgst, daß die Gottessöhne kein LSD in unserer Gemeinde zurücklassen, wenn sie uns wirklich besuchen, solange ich weg bin. Sonst machen die Kinder noch Dummheiten.«
    »Und was ist, wenn sie ihre neunschwänzigen Katzen und Peitschen mitbringen und die Mädchen auspeitschen wollen? Die Kerle sind unglaublich brutal, und es sind nicht genug Männer hier, um sie zu stoppen.«
    »Hast du Angst?« fragte Preacher.
    »Ja«, sagte Tarz. »Vergiß nicht, daß ich ein Jahr bei ihnen war. Ich habe erlebt, was sie mit Leuten machen, die ihnen im Weg sind.«
    Preacher dachte einen Augenblick nach. »Sobald sie auftauchen, rufst du einfach die Polizei über dein Funksprechgerät. Die Polizei wird schon fertig mit denen.«
    »Das werden die Kinder nicht mögen. Die meisten von ihnen hassen die Bullen.«
    »Immer noch besser, man läßt sich von der Polizei helfen, als sich verprügeln zu lassen«, sagte Preacher und seufzte. »Aber ich bleibe sowieso nicht lange weg. Wahrscheinlich kommen die gar nicht, bevor ich zurück bin. Falls sie überhaupt aufkreuzen.«
    »Die kommen bestimmt«, sagte Tarz düster.
    »Was macht dich so sicher?«
    »Bruder Ely hat gesagt, Bruder Robert wäre bestimmt wahnsinnig wütend darüber, daß du Bruder Samuel so übel mitgespielt hast. Er hat schon angekündigt, daß sie zurückkommen werden.«
    »Kann sein«, sagte Preacher. »Aber du weißt ja, was du zu tun hast. Wenn du tust, was ich sage, gibt es bestimmt keinen Ärger.«
    »Okay, Preacher, geht in Ordnung.«
    Preacher hatte noch eine andere Frage. »Wieviel Geld haben wir in der Kasse?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Tarz vorsichtig. »Wieviel brauchst du denn?«
    Preacher lächelte. Tarz ging wirklich sehr sorgfältig mit ihrem Geld um. Jeder wußte, daß er ein Geizkragen war. »Fünfhundert«, sagte Preacher, und als er das Entsetzen im Gesicht des anderen sah, fügte er rasch hinzu: »Es ist nur geliehen. Du kannst es dir wieder zurückholen.«
    Tarz grinste. »In diesem Falle kann ich den Betrag vielleicht für dich zusammenkratzen.«
    Neuntes Kapitel
    Preacher fand einen Parkplatz direkt gegenüber von Otis. Es war kurz vor fünf, und überall strömten die Leute aus den Büros und Fabriken, um Feierabend zu machen. Preacher stieg aus, und während er Geld in die Parkuhr warf, musterte er die Gesichter der Leute. Rasch hatte er gefunden, was er suchte.
    Er ging auf einen jungen Chinesen zu und tippte ihm auf die Schulter. Der junge Mann drehte sich um. Er trug eine verblichene blaue Arbeitsjacke und Jeans. »Ja?« sagte er

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