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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihrem Fahrer doch bitte, daß er sofort zu mir kommen soll. Er muß mir bei ein paar sehr wichtigen Dingen helfen in der Gemeinde.«
    Beim Arbeitsamt erklärte Preacher einem hocherfreuten Beamten, er brauche drei Landarbeiter für die Gemeinde. Man versprach ihm, sie würden am nächsten Tag eintreffen. Einigermaßen zufrieden setzte Preacher sich in den Dodge und fuhr wieder nach Hause.
    Schon von weitem sah er die beiden Wagen, die vor dem Versammlungshaus standen. Einen davon glaubte er zu erkennen: der blaue Chevrolet gehörte eindeutig Tarz. Preacher war glücklich. Tarz war zurückgekommen, er hatte es immer gewußt. Strahlend stürmte Preacher ins Haus. Kaum war er über die Schwelle, wurden seine Arme von kräftigen Fäusten gepackt. Er wurde vorwärtsgestoßen, und Bruder Elys Stimme drang an sein Ohr. »Hallo, Preacher!«
    Ely saß am Kopfende des großen Tisches. Neben ihm Tarz, mit aufgeschürftem, blutverkrustetem Gesicht und zugeschwollenen Augen. Hinter ihnen standen die Mädchen zusammengedrängt an der Wand, von zwei bulligen Männern mit Peitschen bewacht. Sie starrten Preacher mit weit aufgerissenen ängstlichen Augen an.
    Preacher versuchte sich loszureißen, in dem er sich überraschend zur Seite warf, aber es gelang ihm nicht, sich zu befreien. Die beiden Männer hielten ihn eisern fest.
    »Laßt ihn los«, sagte Ely.
    Einen Augenblick lang rieb sich Preacher die schmerzenden Handgelenke. Seine Augen fixierten Ely. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollten sich hier nicht mehr sehen lassen.«
    Ely lächelte. »Wir dachten eigentlich, wir tun dir einen Gefallen, Preacher. Dein Freund Tarz war doch ziemlich unartig, oder? Wir bringen ihn wieder zurück.«
    »Und woher wußten Sie, wo er steckte?«
    »Das war leicht«, lachte Ely. »Er hat bei uns angerufen. Er hat gefragt, ob wir ihn wieder bei uns aufnehmen. Aber du kennst ja
    Bruder Robert, er kann unglaublich stur sein, wenn es um Ehrlichkeit geht. Er will nichts mit Gaunern zu tun haben.« Er warf einen dicken Briefumschlag auf den Tisch. »Wir haben euch sogar euer Geld mitgebracht. Mehr als zwanzigtausend Dollars. Zähl es ruhig nach.«
    Preacher sah ihn nachdenklich an. Dann ging er zu Tarz. Er nahm das zerschlagene Gesicht des jungen Mannes vorsichtig in die Hände und betrachtete es. Die Haut war an mehreren Stellen geplatzt, und Preacher war sich beinahe sicher, daß die Nase und der rechte Backenknochen gebrochen waren. »Im Nebenzimmer ist ein Erste-Hilfe-Kasten«, sagte er, »und vielleicht können Sie eins der Mädchen aus der Küche eine Schüssel mit Eis holen lassen. Damit können wir wenigstens seine Schmerzen etwas lindern, bis wir ihn zu einem Arzt bringen.«
    Tarz bewegte mühsam die Lippen. »Es tut mir so leid, Preacher.«
    »Sprich lieber nicht, es tut dir nur weh«, sagte Preacher leise. »Na, was ist?« fragte er Ely.
    Ely nickte. »Ich hatte schon beinahe vergessen, daß du mal Sanitäter warst, Preacher.« Er winkte einem seiner Männer. »Holt ihm, was er verlangt hat.«
    Preacher hantierte rasch und geschickt. In wenigen Minuten hatte er das Gesicht des Verletzten gesäubert und behutsam einen Verband angelegt. Trotzdem wimmerte Tarz vor Schmerzen, und Preacher verabreichte ihm eine Morphiumspritze. Tarz fiel Sekunden später in Schlaf.
    Preacher richtete sich auf und musterte Ely, der immer noch grinsend am Tisch saß. »Ich gehe nicht davon aus, daß Bruder Robert mit alledem nur christliche Nächstenliebe im Sinn hat?«
    »Was denn sonst?« fragte Ely. »Glaubst du, er hätte andere Gründe?«
    »Allerdings«, sagte Preacher. Er warf einen Blick zu den Mädchen hinüber. »Warum lassen Sie die Kinder nicht ihre Arbeiten machen, während wir uns unterhalten?«
    »Ach, nein«, sagte Ely. »Die Mädchen können ruhig hören, was ich zu sagen habe.«
    Preacher nahm sich einen Stuhl und setzte sich an den Tisch. »Also gut«, sagte er. »Fangen Sie an!«
    »Bruder Robert meint, wir könnten immer noch sehr gut zusammenarbeiten.«
    »Da bin ich mir gar nicht sicher«, erwiderte Preacher. Ely nickte. »Bruder Robert hat schon befürchtet, daß du das sagst. Er hat deswegen noch einen ganz anderen Vorschlag.«
    »Und der wäre?«
    Bruder Ely hob seinen Blick. »Barbara Soong.«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Ganz einfach, du sagst uns, wo wir sie finden, und damit ist die Sache erledigt.«
    »Kein Problem«, sagte Preacher. »Sie wohnt im Haus der Firma Soong in der Grant Street. Im dritten Stock, wenn ich nicht

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