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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Bankreihen hoch.
    »Wollen Sie nicht auch zum heiligen Wasser kommen, um sich reinzuwaschen, Mr. Randle?« rief Preacher hinter ihm her. »Oder sind Sie ganz frei von Sünde und brauchen nichts zu bereuen?«
    Der alte Mann drehte sich um, stützte sich schwer auf seinen Stock und warf Preacher einen verächtlichen Blick zu. »Sie sind ein Hochstapler, Mr. Talbot«, sagte er mit rasselnder Stimme. »In diesen Fässern ist genausowenig Jordanwasser wie in dem ausgetrockneten Fluß auf dem Feld draußen.«
    »Wenn Sie das wirklich glauben, Mr. Randle, dann kommen Sie doch bitte einen Augenblick mit mir.«
    Randle starrte ihn mißtrauisch an. Schließlich nickte er. Preacher führte ihn durch den Seitenausgang hinaus. Hinter ihnen hakten die Mädchen die Opferstöcke von der Tribüne los, um sie zu Preachers Wagen zu bringen, wo das Geld gezählt werden sollte.
    Schweigend gingen Preacher und Randle über den Acker zum Fluß, in einigem Abstand folgte der Leibwächter. Ungläubig starrte der alte Mann hinunter, als sie das ausgespülte Ufer erreicht hatten. Über die rissige Erde floß Wasser, das Flußbett war schon fast bis zur Hälfte gefüllt.
    Randle starrte Preacher fassungslos an. »Ein Wunder!« sagte er heiser.
    Preacher schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Randle. Kein Wunder. Heute mittag um eins wurden zum ersten Mal die Bewässerungsschleusen am Pecos-River-Staudamm geöffnet. Man hatte erwartet, daß das Wasser gegen fünf Uhr hier eintreffen würde.«
    Randle schwieg einen Augenblick lang. Als er den Mund wieder öffnete, klang seine Stimme respektvoll. »Haben Sie Lust, heute abend zum Dinner zu kommen, Mr. Talbot?«
    »Reverend Talbot«, verbesserte Preacher.
    »Wo sind Sie denn ordiniert worden?«
    »Am Christian Unity College in Sioux Falls.«
    Randle kniff spöttisch die Augen zusammen. »Das ist doch ein Mail-Order-College.«
    »Kann schon sein«, sagte Preacher. »Aber es hat eine anerkannte theologische Fakultät.«
    Randle nickte. »Na gut. Also - Reverend Talbot - wie ist es? Kommen Sie heute abend zum Dinner um acht?«
    »Wenn Sie so freundlich sind, Ihren Wagen zu schicken, wird es mir ein Vergnügen sein, Mr. Randle.«

Fünftes Kapitel
    Er verließ die enge Duschkabine, nahm ein trockenes Handtuch und rubbelte sich sorgfältig ab. Charlies Stimme kam von der anderen Seite des Vorhangs, der das »Badezimmer« vom übrigen Wohnwagen abtrennte. »Magst du einen Joint, Preacher?«
    »Wäre nicht schlecht«, sagte er. »Ich bin absolut groggy.«
    Sie schob den Vorhang beiseite und gab ihm den Joint. Sie trug immer noch das wallende Gewand der Hostessen. Preacher schob sich den dünnen Joint zwischen die Lippen, und Charlie riß ein Streichholz ab, um ihm Feuer zu geben.
    »Das tut gut«, sagte Preacher, als er den ersten Zug nahm.
    Charlie lächelte. »Für dich nur das Beste. Dreh dich um, Preacher, dann trockne ich dir den Rücken ab.«
    Sie nahm das Handtuch, und er drehte sich um. »Was macht ihr denn gerade?« fragte er.
    »Tarz und Beverly zählen das Geld«, sagte sie. »Die anderen sind dabei, aufzuräumen und sauberzumachen.«
    Preacher ging zu einem der winzigen Fenster. Das Zelt lag schon wieder am Boden, und die Leinwand wurde um die Masten gerollt. Der Gabelstapler brachte die Bänke zu einem der Tieflader. Preacher nahm noch einen Zug, dann gab er Charlie den Joint zurück. »Das genügt«, sagte er. »Jetzt geht es mir wieder blendend.«
    Charlie schüttelte lächelnd den Kopf. »Das war doch noch gar nichts«, sagte sie.
    Preacher lachte. »Ich glaube, es wäre ein bißchen komisch, wenn ich völlig bekifft beim guten alten Jake Randle aufkreuzen würde.«
    »Ich frage mich sowieso, was du eigentlich bei ihm willst«, sagte Charlie. »Soviel ich gehört habe, ist er so geizig, daß er den Büffel von einer Fünfcentmünze abkratzen könnte.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Einer der Männer, die in der Kirche mit dem Klingelbeutel herumgehen, hat’s mir erzählt. Wenn er überhaupt je zum Gottesdienst kommt, dann wirft er höchstens mal einen Silberdollar hinein.«
    Preacher lachte. »Das sieht ihm ähnlich.«
    »Und warum gehst du dann hin?«
    »Neugier, vermutlich. Außerdem hat er mich eingeladen. Ich nehme an, er wird wissen, warum.« Preacher schlang sich das Handtuch um die Hüften. »Komm, wir sehen mal nach, was wir verdient haben.«
    Charlie nahm noch einen raschen Zug, dann drückte sie den Joint sorgfältig aus und folgte Preacher nach hinten. Tarz und Beverly hatten

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