Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Fellatio, Cunnilingus und Homosexualität zu beflecken? Habt ihr nicht eure Seelen mit Boshaftigkeit, Neid, Betrug und Mordgedanken geschändet?
    Könnt ihr behaupten, ihr hättet euch nicht der Trunksucht und Völlerei hingegeben? Habt ihr nicht stets euren egoistischen Vorteil gesucht? Euch unrechtmäßig Besitz angeeignet? Oder Dinge begehrt, die euch nicht zustanden?«
    Preacher unterbrach sich und ließ seine Augen über die Menge hingleiten.
    »Wahrlich ich sage euch, wenn unter euch auch nur einer ist, der vortritt und sagen kann, daß er keiner dieser Sünden schuldig ist, dann seid ihr alle gerettet.«
    Er schwieg und musterte sie. Nichts rührte sich, die Stille war fast unerträglich.
    Preacher holte tief Luft, und jetzt schien seine Stimme noch intensiver zu werden. »Dann will ich euch sagen, was der Apostel Paulus den Römern gesagt hat: >Ich schäme mich des Evangeliums Christi nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig machet alle, die daran glauben.<
    Diese Worte des heiligen Paulus sind auch das Thema meiner heutigen Predigt. Mißstände im heutigen Amerika sind kein Beleg dafür, daß sich Gott von uns abgewandt hätte. Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben uns von Gott abgewendet! Dieses Land wurde in Gottes Namen gegründet, und es wird seine Geschlossenheit und Stärke nur dann zurückgewinnen, wenn wir ihm Gottes Namen zurückgeben. Dazu haben wir die Kirche der amerikanischen Christen gegründet. Wir wollen den Vereinigten Staaten von Amerika den Segen unseres Herrn Jesus Christus zurückholen!«
    Ein zustimmendes Murmeln schwoll zu einem begeisterten Schrei an: »Amen!« riefen die Leute, und das Echo schien sich für einen Moment in der Leinwand des Zeltes zu fangen.
    Preacher sah kühl auf die Menge herunter. Sein Gesicht zeigte nicht im mindesten, was er dachte. Aber jetzt hatte er sie, das wußte er sicher. Alle Augen hingen an seinen Lippen, gierig warteten sie auf die Botschaft.
    »Der Teufel ist in euch gefahren!« schrie Preacher. »Wo wird man euch finden, wenn der Erlöser kommt? Wenn er eure unsterblichen Seelen heimholen will? Glaubt mir, der Tag ist nahe. Es dauert gar nicht mehr lange. Werdet ihr mit Jesus zum Himmel hinaufgehen können und vor Gottes goldenem Thron stehen? Oder schleift euch der Teufel zur Hölle hinunter ins Feuer, in die Finsternis und in die Verdammnis? Das werdet nur ihr wissen.«
    Dramatisch hob Preacher die Arme und sah zum Zeltdach empor. »Hilf mir, o Herr, diesen mißratenen Sündern hier deine Wege zu zeigen!« betete er. »Hilf mir, gütiger Jesus, in deiner Gnade.«
    Diesmal schrie die Menge noch lauter, und niemand bemerkte, daß die Begeisterung durch eingespielten Beifall und Zurufe aus den Lautsprechern behutsam gelenkt und verstärkt wurde. »Amen! Lobet den Herrn!«
    Mehr als dreißig Minuten lang schleuderte er den Zuhörern seine Worte entgegen. Er beschimpfte, verfluchte und bedrohte sie solange mit den gräßlichsten Bildern der Hölle, zu der sie angeblich verdammt waren, bis sie sich in einem Zustand verängstigter Selbstverleugnung befanden.
    Dann brach er ruckartig ab. Schweiß troff von seinen Haaren und seinem Gesicht, sein Talar hing durchgeschwitzt an seinem Körper. Erneut ließ er seinen Blick über die Menge schweifen.
    »Ich komme jetzt zu euch herunter«, verkündete er, »denn ich sehe, daß in einigen von euch der Teufel noch stärker als bei anderen steckt. Ich komme im Namen von Jesus Christus zu euch, und mit seiner Hilfe werde ich mit dem Teufel kämpfen, um eure Seelen zu retten.«
    In ängstlichem Schweigen sahen die Gläubigen zu, wie Preacher die Stufen herabstieg. Langsam ging er zwischen den Bankreihen hoch und musterte jedes Gesicht. Schließlich blieb er stehen und deutete mit ausgestrecktem Arm auf einen jungen Mann, der so aussah, als ob er vor Angst im Boden versinken wolle. »Du! Komm hierher!«
    Der junge Mann schüttelte ängstlich den Kopf. »Nein«, sagte er. »Nein.«
    Preacher beugte sich vor, zerrte den jungen Mann aus der Bank und schleuderte ihn auf die Knie. »Bekenne, daß du gesündigt hast!«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt, sich Preachers Griff zu entwinden. Aber Preacher hielt ihn eisern fest. »Leg ein Geständnis ab! Bekenne mir deine Sünden!« rief er und schlug den jungen Mann links und rechts auf die Wangen. »Weiche, Satan!« rief er. »Verlaß diesen elenden Sünder! Gib seinem Mund Gelegenheit, die Worte zu sprechen, die ihn erlösen.«
    Der junge

Weitere Kostenlose Bücher