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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ganze Black MuslimGeschichte. Mann, ich wäre wie neu geboren.«
    »Ist das dein Ernst?« fragte Preacher.
    »Und ob!« sagte Elijah. »Ich bin sicher, daß Gott dich mit dieser Prüfung von deinem Wege nicht endgültig abbringen wollte. Wozu hätte er dir dann diese ganzen knackigen Weiber gegeben, die dir unbedingt helfen wollen, sein Wort zu verbreiten?«
    Viertes Kapitel
    Der schwarze Mercedes fuhr pünktlich um 16 Uhr 30 auf den Platz vor dem Zelt. Der Leibwächter sprang vom Beifahrersitz und hielt seinem Arbeitgeber den Schlag auf. Ärgerlich wischte Jake Randle die Hand weg, die ihm der Leibwächter hinstreckte, und stieg allein aus dem Wagen. Ganz langsam, nur leicht auf den goldenen Knauf des Spazierstocks gestützt, ging er zum Eingang des Zeltes.
    Joe gab aus dem Hintergrund das verabredete Zeichen, und die beiden hübschesten Hostessen liefen dem alten Mann mit flatternden Kleidern entgegen und führten ihn zu seinem Platz. Erst schwieg die Menge erstaunt, dann hob ein Raunen an. Jake Randle. Jake Randle war da. Für viele war es das erste Mal, daß sie den Mann, nach dessen Familie die Stadt benannt war, leibhaftig vor sich sahen.
    Alle Augen waren auf Randle gerichtet, als er die Stufen zur vordersten Reihe herabkam, die für ihn reserviert worden war. Nun war den Leuten klar, warum sich dort keiner hatte hinsetzen dürfen. Erstaunlicherweise war niemand deswegen böse. Man hatte Verständnis dafür. Das stand dem alten Mann zu. Randle ging bis zur Mitte der Bank, dann setzte er sich, ohne auch nur einen Blick in die Menge zu werfen. Die Mädchen gaben ihm ein Programm, verlangten aber keine Spende von ihm. Er legte das Heft neben sich auf die Bank, ohne einen Blick hineinzuwerfen. Sein Leibwächter nahm in angemessener Entfernung neben ihm Platz.
    Bedächtig nahm Randle den Hut ab. Ein mächtiger, schneeweißer Schopf kam darunter zum Vorschein. Der alte Mann legte den Hut auf die Bank und richtete den Blick auf die Kanzel. Von dem überdimensionalen Foto starrte Preacher auf ihn herunter. Die Worte JESUS BRAUCHT DICH gleißten im Scheinwerferlicht. Neben dem Podium waren große hölzerne Fässer mit vergoldeten Zapfhähnen aufgebockt, auf jeder Seite fünf. Fanfarenstöße und Trommelwirbel erklangen vom Band, Randies Augen folgten dem Spotlight zum Seiteneingang des Zeltes.
    Die Klappe ging hoch, und Preacher trat ins Rund. Allein stand er im Scheinwerferlicht. Über dem Anzug trug er einen schimmernden schwarzen Talar mit weißem Kragen. Seine sandfarbenen Haare waren straff zurückgebürstet, das Gesicht war blaß und gelassen. In den Händen hielt er eine in Leder gebundene Bibel mit Goldprägung. Der Trommelwirbel dauerte an, und nach einer Pause ging Preacher mit gemessenen Schritten zur Kanzel. Dort blieb er stehen, legte die Bibel hin, und im selben Augenblick verstummte der Trommelwirbel.
    Schweigend musterte Preacher die Anwesenden.
    Via Lautsprecher meldete sich eine tiefe, sonore Stimme. »Ich heiße Sie im Namen unseres Herrn, Jesus Christus, herzlich willkommen in der Gottesgemeinde, der Kirche der amerikanischen Christen. Zu Ihnen spricht nun Reverend C. Andrew Talbot.«
    Ein leises Rascheln ging durch die Reihen, als sich die Gläubigen in Erwartung der Predigt in die Sitze zurücksinken ließen. Preacher ließ seine Augen lange auf ihnen ruhen, ehe er sprach. Dann donnerte seine Stimme aus den Lautsprecherboxen, stark und fest, aber doch mit der Spur eines näselnden SüdstaatenAkzents, der den Leuten zeigte, daß er einer der Ihren war. »Wir alle sind Sünder!«
    Ihre Aufmerksamkeit war ihm jetzt sicher. Während sie darauf warteten, daß er weitersprach, herrschte knisternde Spannung.
    »Ihr seht mich an, und jeder fragt sich im stillen: Wieso bin ich denn ein Sünder? Bin ich nicht regelmäßig zur Kirche gegangen? Hab ich nicht heute morgen erst den Gottesdienst besucht und auf jedes Wort gehört, das der Pfarrer gesagt hat?
    Natürlich habt ihr das alles getan. Aber es genügt nicht, dem Herrn bloße Lippendienste am Sonntag zu leisten. Blickt bis auf den Grund eurer Seelen! Denkt an vergangene Tage und an die Tage, die kommen. Glaubt ihr wirklich, daß ihr sicher seid vor dem Zorn Gottes, wenn das Jüngste Gericht kommt? Wenn er aus dem Himmel herabsteigt und die Gottlosen straft?
    Könnt ihr wirklich behaupten, ihr hättet euch nicht abgewandt von Gott? Haben euch die Gier und die Unreinheit eurer Herzen nicht dazu verführt, eure Körper mit Unzucht, Hurerei, Sodomie,

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