Der Seelenfänger
würde.«
»Ich habe auch ein paar Joints in der Handtasche«, sagte Miß Dawson.
»Wenn das so ist«, lächelte Preacher, »sollten wir vielleicht zu mir in den Wohnwagen gehen und das Tonband noch mal überprüfen. Wer weiß. Vielleicht können wir noch etwas ganz Neues daraus machen.«
Achtes Kapitel
Zehn Tage nach Abschluß der Dreharbeiten war Preacher erneut bei Jake Randle. Aber diesmal fuhr er nicht abends zum Essen hinaus auf die Ranch, sondern morgens um zehn.
Im Konferenzzimmer hinter der Bibliothek saßen dieselben Personen wie bei seinem ersten Besuch. Jake Randle hatte den Vorsitz, er saß am oberen Ende des Tisches und kaute vergnügt auf seiner Havanna.
»Tragen Sie doch Ihre Zahlen noch einmal vor, Mr. Lincoln«, sagte er munter.
Lincoln nickte und schlug die Ledermappe auf, die vor ihm auf dem Tisch lag. »Wir haben die Sendung zweimal über unsere eigenen Fernsehstationen laufen lassen. Am Dienstagmorgen um elf und am Donnerstagabend um zehn. Am Dienstagmorgen haben wir eine Einschaltquote von elf und am Donnerstagabend eine Einschaltquote von fünfzehn Prozent der Zuschauer im Bereich der Sender erzielt. Außerdem haben wir aus dem Material eine halbstündige Hörfunksendung zusammengeschnitten, die wir an verschiedenen Wochentagen zu unterschiedlichen Zeiten über zweiundvierzig UKW- und fünfundfünfzig Mittelwellensender ausgestrahlt haben. Dabei haben wir von Sendung zu Sendung einen ständig wachsenden Zuhöreranteil erreicht. Am Anfang waren es manchmal nur sechs, am Ende der Woche waren es in einem Fall sogar zweiundzwanzig Prozent. Im Durchschnitt hatten wir eine Einschaltquote von über sechzehn
Prozent.« Lincoln klappte die Mappe mit leichter Hand wieder zu und hob lächelnd den Blick. »Ich glaube, diese Ergebnisse sind durchaus ermutigend. Sie weisen darauf hin, daß es für dieses Programm ein beträchtliches Publikum gibt.«
Randle wandte sich an Miß Dawson. »Jetzt Sie, bitte.«
»Danke, Mr. Randle.« Die junge Frau hatte nur ein Bündel Computerausdrucke dabei. Von einem der Blätter las sie jetzt ab. »Aufgrund der Fernsehsendungen registrierten wir insgesamt einhundertelftausendfünfhunderteinundzwanzig Telefonanrufe. Gemessen an der von Mr. Lincoln genannten Einschaltquote und der Reichweite der betreffenden Sender ist das ein außerordentlich starkes Echo. Bei den Hörfunksendungen haben wir dazu aufgefordert, Briefe und Karten an Reverend Talbot zu schik-ken. Die Auszählung ist noch im Gange, und der tägliche Posteingang ist nach wie vor stark. Aufgrund unserer Hochrechnungen nehmen wir an, daß insgesamt über zweihunderttausend Zuschriften eingehen werden. Auch das ist, gemessen an den Zahlen von Mr. Lincoln, ein außerordentlich positives Ergebnis.« Sie legte ihre Aufstellung zurück auf den Tisch. »Alles in allem würde ich sagen, daß wir ein gutes Programm haben.«
»Vielen Dank, Miß Dawson«, sagte Randle und wandte sich an Richard Craig. »Von Ihren Leuten haben die Show doch sehr viele gesehen. Was meinen denn die?«
»Die Gesellschaft für ein Besseres Amerika war sehr beeindruckt, Mr. Randle. Unsere Mitglieder sind überzeugt, daß dieses Programm hervorragend geeignet ist, unseren Standpunkt in der Öffentlichkeit zu verbreiten.«
»Und was meinen Sie, Mrs. Lacey?« fragte Randle.
»Der Vorstand des Christlichen Frauenrats ist der Ansicht, daß Reverend Talbot ein leuchtendes Beispiel für alle amerikanischen Christen und besonders für unsere Jugend abgibt. Es wäre uns eine Ehre, sein Missionsprogramm in jeder erdenklichen Weise zu fördern.«
Randle lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Mr. Everett?«
Der Public Relations-Manager räusperte sich und warf einen Blick in die Runde. »Sie sind sich wahrscheinlich darüber im klaren, daß wir bei unseren Umfragen einen etwas anderen Ansatz wählen müssen als Sie. Wir untersuchen vor allem, welche Reaktionen der Star einer Show beim Publikum auslöst, welches Image er hat, welche Gefühle auf ihn projiziert werden.«
Everett machte eine Kunstpause, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. »Dabei haben wir festgestellt, daß die Reaktionen auf Reverend Talbot außerordentlich positiv sind. Die Männer sehen Führerqualitäten und Stärke in ihm verkörpert, Eigenschaften, die sie selbst anstreben und die sie bewundern. Die Frauen schätzen seine Stärke und seinen jugendlichen Idealismus, und diese Mischung appelliert sowohl an ihre sexuellen als auch an ihre mütterlichen Instinkte.«
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