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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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»Geh noch nicht, Beverly. Ich möchte dich noch etwas fragen.«
    Sie setzte sich wieder. »Ja, Preacher.«
    Er sah sie lange an, ehe er fragte: »Ist das eigentlich alles so geworden, wie du es dir vorgestellt hast?«
    Beverly zögerte einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein«, sagte sie.
    »Ich bin auch enttäuscht«, sagte er.
    »Das tut mir leid, Preacher.«
    Er lächelte bitter. »Das braucht dir nicht leid zu tun. Ich habe es selbst so gewollt. Es hat mich ja keiner gezwungen.«
    Beverly schwieg.
    »Manchmal wünsche ich mir, wir hätten mit der Zeltmission weitergemacht. Trotz aller Probleme. Ich meine, wir hatten kein Geld, aber irgendwie waren wir glücklicher.«
    »Einfach weitermachen? Das hätte nicht zu dir gepaßt, Preacher. Es war Zeit für dich, etwas Neues zu versuchen, und das hast du getan.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Preacher. Er sah Beverly nachdenklich an. »Sag mal, was hast du eigentlich mit dem ganzen Geld aus San Francisco gemacht?«
    »Investiert«, sagte sie.
    »Wie ich dich kenne, ist das doch längst ein Vermögen.«
    »Kann schon sein«, erwiderte die Chinesin.
    »Warum bleibst du dann, wenn es dir hier nicht gefällt?« fragte Preacher.
    »Wegen dir. Und wegen Joe«, sagte sie nachdenklich. »Mir geht es wahrscheinlich genauso wie dir. Keiner von uns kann dahin zurück, wo er hergekommen ist.«
    »Ich verstehe«, sagte er und schob ihr das Bernsteinkästchen mit den Zigaretten über den Tisch. Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde dieses Jahr zweiundvierzig«, sagte er, nachdem er sich selbst eine angesteckt hatte.
    Beverly schwieg.
    »Es heißt, daß Männer in meinem Alter die Midlife-Krise erleben.«
    Beverly lachte. »Mit fünfzig vielleicht.«
    Preacher lächelte. »Gut, das zu wissen. Ich war schon richtig beunruhigt.«
    Beverly zögerte. »Ich wollte dich etwas fragen«, sagte sie schließlich.
    »Ja, was denn?«
    »Ich würde gern nach Los Altos gehen, zu Joe«, sagte sie. »Hier in Churchland bin ich ziemlich allein, seit die Mädchen weg sind. Außerdem ist es nicht gut für meine Ehe, wenn ich Joe bloß alle zwei Wochen mal sehe.«
    »Ich kann dir da nicht gut widersprechen«, sagte Preacher.
    »Natürlich werde ich bleiben, bis du Ersatz für mich gefunden hast.«
    »Gut«, sagte Preacher. »Wir können ein Inserat aufgeben.«
    »Danke«, sagte Beverly. »Das ist lieb von dir, Preacher.«
    »Wir werden uns überlegen müssen, was wir mit unserem Privatkonto machen.«
    »Dafür ist gesorgt, Preacher. Ich habe das Geld bei einer Bank auf den Bahamas untergebracht. Ich weiß nur nicht, wie ich noch weiter Geld einzahlen soll.«
    »Ich glaube, wir sollten dieses Unternehmen jetzt ohnehin einstellen«, sagte Preacher. »Wir müßten inzwischen genug auf der hohen Kante haben, um gegen alle Eventualitäten gefeit zu sein.«
    Beverly lächelte. »Du bist ein merkwürdiger Mensch, Preacher. Im Grunde interessiert dich das Geld überhaupt nicht.«
    »Wie kommst du darauf?« »Du hast mich noch nie gefragt, wieviel auf dem Konto eigentlich ist. Willst du das gar nicht wissen?«
    »Doch, doch«, sagte er. »Aber bisher gab es keinen Grund, sich darüber Gedanken zu machen. Ich wußte ja, daß du dich darum kümmerst.«
    Sie lächelte. »Ich hätte dich seit Jahren betrügen können, und du hättest es nicht mal gemerkt.«
    »Du hättest mich ruhig ausplündern können«, sagte er. »Ich liebe dich trotzdem.«
    Beverly hielt nur mit Mühe die Tränen zurück. »Du hast immer noch nicht gefragt, wieviel es ist.«
    »Okay«, sagte er. »Dann frage ich jetzt.«
    »Über fünf Millionen Dollar«, sagte sie.
    Er starrte sie ungläubig an. »Das ist ja phantastisch.«
    »Ich hole die Kontoauszüge. Dann siehst du es schwarz auf weiß.«
    »Ich hätte im Traum nie gedacht, daß es so viel ist«, sagte Preacher. »Das wird für dich ja von nun an ein schönes Stück Arbeit bedeuten.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir werden uns überlegen müssen, was wir mit dem Geld anfangen. Es gibt so viele Kranke und Hungernde auf der Welt, und es wird gar nicht so einfach sein, die Bedürftigsten unter den Armen zu finden.«
    »Preacher, vergiß nicht: Du wolltest das Konto doch haben, damit dich Randle nicht irgendwie reinlegen kann.«
    Preacher stand auf. Nachdenklich ging er zum Fenster. Direkt unter ihm war soeben einer der Churchland-Busse vor einer Kapelle zum Halten gekommen, und die Passagiere strömten zum Eingang. Preacher wandte sich um. »Hältst du es für möglich,

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