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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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genommen.
    „Ihr solltet doch mit Eurer Abteilung den Eingang zur Höhle sichern. Habt Ihr das vergessen?“, brüllte Wolf wieder.
    „Nein; aber jetzt werde ich hier gebraucht. Der Hutter ist bei der Höhle“, brüllte der Graf zurück und rannte davon, um sich ein weiteres Betätigungsfeld zu suchen.
    „Dieser Narr!“, stieß Wolf ärgerlich hervor. Erneut eilte sein besorgter Blick zur Felswand mit der Gefängnishöhle hinüber. Er erschrak. Hatte soeben noch zumindest ein kleiner Trupp den Eingang zur Höhle gesichert, war der Platz davor nun auf einmal wie leergefegt. Offenbar hatten die Soldaten des Grafen sich vom Stechund Haufieber ihrer Kameraden anstecken lassen und sich aktiv in das Kampfgeschehen eingemischt, das sich immer mehr zur Mitte des Plateaus hin verlagerte.
    „Verdammt, sichert die Höhle“, brüllte Wolf in das Chaos hinein und riss sich mit einem Ruck die Maske vom Gesicht. Vergeblich. Niemand reagierte. Wieder stieß Wolf eine Reihe von Verwünschungen aus. Er musste es selbst tun.
    „Haltet ein, wir ergeben uns!“, schallte plötzlich ein verzweifelter Ruf über den Kampfplatz hinweg, genau in dem Moment, als Wolf vom Steinklotz sprang, um zur Höhle hinüberzurennen. Er hielt inne und bemerkte, dass die in der Mitte des Plateaus kämpfenden Schnapphähne – es war die überwältigende Mehrzahl – ihre Waffen hatten fallen lassen und zum Zeichen der Kapitulation die Arme emporreckten. Im Nu waren die Gallensteiner über ihnen, um sie zu Boden zu werfen und zu binden.
    Erleichterung breitete sich in Wolf aus – mit einem Schlag schien sich die Situation zu ihren Gunsten zu klären. Gehetzt sah er sich um und bemerkte, dass der Kampf jetzt nur noch an zwei Stellen tobte. Rechts von ihm, etwa zwanzig Schritte entfernt, sah er, wie vier Gallensteiner zwei Schnapphähne zu überwältigen such-ten. Und weiter zum Abgrund hin konnte er ebenfalls noch einige wenige hin- und herspringende schwarze Schatten erkennen; die Feuer dort waren fast niedergebrannt. Doch das entfernte Klirren von aufeinanderprallendem Stahl verriet, dass auch dort noch gekämpft wurde.
    Plötzlich sah er, wie Ulrich Hutter mit gezückter Klinge seinen vier Kameraden zu Hilfe eilte, die immer noch mit den beiden Schnapphähnen beschäftigt waren. Diese schienen sich als besonders robuste Haudegen zu erweisen und verteidigten sich nicht nur mit dem Mut der Verzweiflung, sondern auch mit einigem Geschick. Groß und massig gebaut, kämpften sie Rücken an Rücken. Wütend hieben und stachen sie um sich, wobei einer von ihnen, ein schwarz gekleideter, baumlanger Kerl mit schwarzem Bart und ebensolchem Haar, grobe Verwünschungen ausstieß. „Verrat!“, schrie er immer wieder. „Verdammt, da ist Verrat mit im Spiel! … Kämpft, kämpft! Haut sie nieder! … Da, du Schwein … nimm das … und das …!“
    Mit drei wuchtigen Streichen gelang es dem Mann, die ihn umkreisenden Gallensteiner auseinanderzutreiben. Sein letzter Hieb hatte einen der Soldaten schwer getroffen. Als dieser taumelte und plötzlich stöhnend zu Boden stürzte, nutzte der Hüne die dadurch entstandene Lücke, sprang mit einem gewaltigen Satz über den Gestürzten hinweg und rannte in Richtung Hohlweg davon. Sein Komplize versuchte ihm zu folgen, wurde jedoch von Ulrich Hutter daran gehindert, der sich geistesgegenwärtig nach vorne warf, noch im Sprung die Beine des Mannes umfasste und ihn dadurch zu Fall brachte.
    Der Flüchtende hatte inzwischen einen scharfen Haken nach links geschlagen und schien direkt auf die Felswand zuzulaufen.
    Wolf erkannte als Einziger die Gefahr. Der Mann – dem Aussehen nach musste es sich bei ihm um den „Schwarzen“ handeln – war eindeutig im Begriff, zu der Höhle hinüberzurennen, in der die Venezianer untergebracht waren. „Folgt ihm! Fasst den Mann! Er will zu den Geiseln!“, brüllte Wolf und versuchte dem Manne mit weiten Sprüngen nachzusetzen.
    Plötzlich hörte er hinter sich eine Stimme brüllen: „Herr von der Klause, gebt Acht! Seht hinter Euch!“
    Noch bevor er der Aufforderung Folge leisten konnte, verspürte Wolf auch schon einen Schlag, verbunden mit einem stechenden Schmerz im linken Oberarm. Er wirbelte herum, und prallte auf einen einen Kerl, der ein Schlagholz schwang. Instinktiv stieß Wolf sein Schwert nach vorne – ein Reflex, der ihm wahrscheinlich das Leben rettete. Dem Mann entfuhr gerade noch ein gurgelndes Röcheln, dann kippte er zur Seite, während das Schlagholz vor Wolfs

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