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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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plötzlich mit drei, vier gewaltigen Sätzen auf die rechte Seite hinüber und verschwand urplötzlich, als habe ihn der Fels verschluckt.
    Jetzt erst wandte sich Wolf um.
    Was er sah, veranlasste ihn, eine Folge von Verwünschungen vom Stapel zu lassen.
    Arnim von Hallstatt hatte die Geduld verloren, seinem ungehemmten Jagdimpuls nachgegeben und seinen Männern deshalb viel zu früh den Befehl gegeben, nach vorne zu stürmen; noch ehe Wolf nahe genug an den „Prior“ herangekommen war, um ihn unschädlich machen zu können. Der hatte augenblicklich die Situation erfasst, sein Heil in der Flucht gesucht und sich wahrscheinlich in das Höhlenlabyrinth der Felswildnis abgesetzt. Nur so ließ sich sein plötzliches Verschwinden erklären.
    Ein ungeheurer Zorn kochte in Wolf hoch. Doch es machte keinen Sinn, in diesen alles entscheidenden Augenblicken wertvolle Zeit mit Vorhaltungen totzuschlagen.
    Inzwischen war nicht nur der Hallstatter mit seinen Mannen, sondern der gesamte Trupp herbeigeeilt.
    „Mir nach! Aber haltet euch nah an der Felswand“, zischte Wolf den Männern wütend zu und lief voraus.
    Noch bevor sie das eigentliche Ende des Hohlwegs erreicht hat-ten, gebot er ihnen jedoch Halt.
    „Ich denke, hier solltet Ihr mit den Männern warten!“, raunte er dem Grafen hastig zu. Hinter der Maske klang seine Stimme hohl und dumpf. „Mal sehen, wie das Geschmeiß da draußen auf meinen Auftritt reagieren wird“, ergänzte er.
    „Ist Euer Plan inzwischen nicht viel zu gefährlich geworden? Vielleicht erwartet Euch der rote Satan schon.“
    „Das glaube ich nicht. Den Leuten da draußen klarzumachen, dass sie gerade dabei sind, einem falschen „Gebieter“ aufzusitzen, dürfte für den Prior so gut wie unmöglich sein. Er hält sich irgendwo versteckt und wartet ab, was geschieht. Ich mach mich jetzt zusammen mit dem Hauptmann auf den Weg. Während ich mich dem Gesindel nähere, wird er das Plateau von dort aus beobachten.“ Wolf nickte in Richtung des mächtigen, felsigen Schattenumrisses, der sich schwarz vor dem hellen Lichtschimmer abzeichnete. „Er wird Euch das Zeichen geben, wenn Ihr mit Euren Männern vorrücken sollt. Ansonsten bleibt alles, wie wir’s besprochen haben. Und bläut Eurem Neffen ein, sich diesmal an die Verabredung zu halten. Er hat mit seinen Männern den Eingang zum Hohlweg zu sichern; ich will ihn nicht auf dem Plateau sehen. – Was ist übrigens mit dem Schmelzer?“
    „Den haben wir natürlich in der Bucht zurückgelassen. Ich habe fünf zuverlässige Männer abgestellt, die ihn bewachen.“
    „Gut. Dann also, voran! Die Zeit drängt. – Kommt, Helfrich!“
    Rasch hatte Wolf zusammen mit dem Hauptmann das Ende des Hohlwegs erreicht. Das beidseits hochaufragende Felsmassiv verjüngte den Pfad an dieser Stelle zu einem schmalen Spalt. Verborgen hinter der steinernen Barriere, konnten sie nun das gesamte Versteck der Bande in seiner ganzen beeindruckenden Größe übersehen, und Wolf begriff, warum die Schnapphähne es ihren „Horst“ nannten.
    Sie blickten auf eine fast kreisrunde Ebene, die von mehreren großen und einer Anzahl kleinerer heller Feuer ausgeleuchtet wurde. Zu etwa drei Vierteln von drohend aufragenden Felsen umschlossen, besaß sie die Form eines an einer Seite offen stehenden Kessels. Direkt gegenüber der Stelle, wo der Hohlweg auf den Platz mündete, etwas über hundert Schritt weit entfernt, fiel das Plateau jäh ab – matt zeichnete der Schein der Feuer die Abrisskante in das nachtschwarze Dunkel und markierte so die Linie, an der der Fels schroff und steil dem dumpfen Rauschen des in der Tiefe schäumenden Wildbaches entgegenstürzte.
    Dort, wo die emporstrebenden Felsen das Plateau begrenzten und der Feuerschein verebbte, säumten einige verkrüppelte Bäume sowie dichtes Buschwerk und Gräser den Rand. Ihr Schatten barg die schwarzen Silhouetten mehrerer massiger Körper, die sich bei näherem Hinsehen als Maultiere entpuppten.
    Um die Feuer herum gruppierten sich, seltsam reglos, bestimmt mehr als zwei Dutzend Personen, die alle in Richtung Hohlweg zu starren schienen. Jetzt erst nahm Wolf wahr, dass sie nicht saßen, sondern knieten. Eine Bö, die sich plötzlich erhob, wehte einen eigenartig scharfen Geruch zu den beiden heimlichen Beobachtern herüber – offenbar verstärkten mit Pech getränkte Äste die Kraft der Flammen.
    Wolfs Blick wanderte nach rechts. Ein großes, dunkles Loch klaffte dort im Fels; wahrscheinlich der Eingang zur Höhle,

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