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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Füße rollte. Gleich darauf erblickte Wolf auch denjenigen, dem er den warnenden Zuruf zu verdanken hatte: Es war der glatzköpfige Heiner.
    Es blieb ihm weder die Zeit, sich zu wundern, noch für ein Wort des Dankes, denn plötzlich drangen aufgeregte Schreie und entsetztes Rufen an sein Ohr.
    Wolf fuhr herum.
    Etwa zehn Schritt von ihm entfernt standen der Graf sowie der Hauptmann und einige der Soldaten wie vom Donner gerührt und starrten zum Eingang des Hohlwegs hinüber.
    Wolf folgte ihrem Blick – und unterdrückte nur mühsam einen Fluch.
    Unmittelbar neben dem schwarzen Spalt bildete eine Gruppe eng beieinanderstehender Männer ein dichtes Knäuel aus Leibern, aus dem zwei gleißende Pechfackeln emporragten. Hart und hell leuchteten sie die Szene aus. Wolf zählte acht Personen. Und inmitten der zusammengedrängten Leiber drei gefesselte, ausgemergelte Gestalten, in deren Augen nackte Angst brannte – Dolche schmiegten sich an ihre Kehlen. Wolf brauchte nur den Bruchteil eines Augenblicks, bis er begriff, dass es dem flüchtenden Schnapphahn tatsächlich gelungen war, unbehelligt in die Höhle zu gelangen und sich der Venezianer zu bemächtigen. Woher die anderen vier Halunken allerdings so schnell hergekommen waren, war ihm jedoch ein Rätsel.
    „Jeder bleibt, wo er ist. Keinen Schritt näher. Sonst liegen hier drei verdammte Leichen mehr herum – Venezianerleichen!“, hallte der heisere Schrei des „Schwarzen“ über das Plateau.
    Wolf versuchte, sich dennoch langsam auf die Gruppe zuzubewegen, was der Hüne aber sehr wohl bemerkte.
    „He! Du hörst wohl schlecht! Bleib stehen, du verdammter Hundesohn. Noch ein Schritt, und ihr könnt den Ersten von den dreien hier beerdigen.“
    In diesem Moment verfluchte Wolf den Feuerschein, der trotz des unaufhörlich niedergehenden Regens nach wie vor weite Teile des Plateaus mit Licht erfüllte. Er blieb stehen.
    „Hör zu, was ich dir zu sagen habe, du Ratte“, schrie der Hüne weiter. „Ich schicke jetzt einen meiner Männer zu den Tieren hinüber. Er wird einige von ihnen holen. Ihr werdet uns bald los sein. Wir hauen ab. Natürlich mit den werten Herren hier“, er riss den Kopf eines der Gefangenen nach hinten, dessen Züge sich im Schein der Fackeln schmerzhaft verzerrten. „Bildet euch bloß nicht ein, uns zu folgen. Es wäre der Tod der Venezianer. Wir nehmen sie mit. Du wirst deinen Männern Befehl geben, stillzuhalten. In ein paar Tagen lassen wir die Geiseln frei – natürlich nur dann, wenn wir uns sicher fühlen. – Rutger, hol jetzt die Mulis, aber beeil dich!“
    Während einer der Kumpane des „Schwarzen“ auf diesen Befehl hin zügig in den Schatten der Felswand eintauchte, um zu der Stelle hinüberzueilen, wo die Tiere lagerten, begann sich der Hüne zusammen mit seinen drei verbliebenen Spießgesellen und den Geiseln langsam rückwärtszubewegen. Unmittelbar vor dem schwarzen Spalt, der den Eingang zum Hohlweg kennzeichnete, blieb die Gruppe stehen.
    Auf dem Plateau war, vom monotonen Rauschen des Regens und dem entsetzten Murmeln einiger Soldaten einmal abgesehen, betretene Stille eingekehrt. Nach dem Lärm des Kampfes wirkte sie fast bedrohlich. Bis auf die fünf Schurken, die die Venezianer in der Gewalt hatten, lagen inzwischen alle Schnapphähne am Boden. Die Meisten von ihnen gebunden, viele von ihnen verwundet, über ein Dutzend tot, wie sich später herausstellen sollte. Trotz ihres Sieges standen die Waffenknechte des Saurauers verstört herum. Sie hat-ten begriffen, in welch prekärer Lage sie steckten, und verhielten sich dementsprechend zurückhaltend.
    Wolf kochte. Da war es ihnen nach vielen Wochen und unsäglichen Mühen gelungen, der Bande endlich habhaft zu werden, und nun das. Fieberhaft überlegte er. Seine vor Anstrengung brennenden Augen wichen keinen Augenblick von den Männern am Hohlweg, deren Gesichter maskenhaft im Schein der Fackeln leuchteten.
    Obwohl es empfindlich kühl war, begann Wolf mit einem Mal zu schwitzen.
    Dann aber: ein kurzes, stählernes Aufblitzen aus der Schwärze des Hohlwegs …
    Mit angehaltenem Atem starrte Wolf auf den dunklen Schlund. Die Nerven zum Zerreißen gespannt, wartete er. Plötzlich, ein erneutes Aufblitzen, diesmal unmittelbar hinter den Männern, die die Venezianer umfasst hielten. Wolfs Blick flatterte, seine Lider begannen zu zittern. Wieder blitzte Stahl. Obgleich Wolf es gehofft hatte, wagte er seinen Augen nicht zu trauen, als es nun tatsächlich geschah: Wie von

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