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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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die Fackel hin und her. Ein Funkenregen stob auf, um gleich darauf wieder in der schwarzen Nässe zu verglimmen.
    Da, endlich.
    Dunkle Gestalten mit Pechfackeln quollen aus dem Spalt, ergossen sich auf das Plateau und bewegten sich lautlos auf die am Boden liegenden Männer zu. Die rasch näher kommenden Hundsgugeln und Plattenbrüste glänzten nass im Schein der Feuer.
    Plötzlich erfüllte ein Prasseln die Luft; mit aller Macht pladderte der Regen herunter. Ein Geschenk des Himmels, dünkte es Wolf, – denn in dem tosenden Lärm ging das Geräusch der herbeieilenden Stiefel fast völlig unter.
    Raubvögeln gleich, die mit lautlosen Flügelschlägen und ausgefahrenen Krallen über ihre Beute kommen, fielen die Soldaten des Saurauers über die ausgestreckt am Boden Liegenden her. Den Dolch zwischen die Zähne geklemmt, warfen sie sich auf sie, stießen ihnen die Knie in den Rücken und rissen ihnen die Arme nach hinten. Rasch lösten sie die an ihren Gürteln befestigten Stricke und fesselten ihnen mit fliegenden Fingern Hände und Füße.
    Die Schnapphähne sahen sich völlig überrumpelt. Schreckensrufe und Flüche hallten durch die Nacht. Doch der Plan Wolfs, alle Mitglieder der Bande auf dem Boden liegend überwältigen zu wollen, schlug fehl. Einigen der Halunken gelang es nämlich wider Erwarten, ihre Angreifer abzuschütteln und sich in Kampfposition zu bringen. Andere wiederum hatten die heranstürmenden Soldaten noch in letzter Sekunde wahrgenommen, bevor es diesen gelungen war, sich auf sie zu werfen. Sie stießen laute Flüche und grässliche Verwünschungen aus, schnellten empor und liefen erst einmal konfus umher, ohne zunächst Freund und Feind auseinanderhalten zu können. Doch schnell gelang es ihnen auszumachen, von welchen der wie schwarze Furien umherspringenden Gestalten ihnen Gefahr drohte. Sie zogen ihre Schwerter, und ehe die Gallensteiner es sich versahen, sahen sie sich auch schon mehr als einem Dutzend Schnapphähnen gegenüber, die ihnen verzweifelt Paroli boten und wild um sich hieben. Erbittert prallten Klingen aufeinander; ein wilder Kampf begann zu toben. Fünf oder sechs der Halunken gelang es sogar, einigen ihrer am Boden liegenden Spießgesellen die Fesseln durchzuschneiden, die sofort aufsprangen und sich ebenfalls ins Kampfgetümmel mischten.
    War es den Gallensteinern anfänglich gelungen, fast lautlos über die Bande zu kommen, hallte das Plateau mittlerweile von wildem Kampfeslärm wider. Hektische Rufe, Schreien, Stöhnen und Flüche mischten sich zusammen mit Schwerterklirren und dem dumpfen Klatschen hin- und herspringender Stiefel in das Tosen des Regens, während der Schein der Feuer die Szenerie auf eine faszinierend gespenstische Art erhellte.
    Wenige Schritte vom Kampfgetümmel entfernt, stand – noch immer die alberne Maske vor dem Gesicht und in das mittlerweile klitschnasse Mönchshabit gehüllt – Wolf von der Klause auf einem Steinklotz und versuchte die Lage zu sondieren.
    Mit zunehmender Besorgnis beobachtete er das um ihn herum tobende Chaos. Er blickte zum Eingang der Höhle hinüber, in der die Venezianer gefangen saßen, und suchte den Grafen, der sich eigentlich dort hätte befinden müssen; immerhin hatte er den Befehl über die Abteilung inne, welche die Venezianer schützen sollte. Doch er hatte offenbar seinen Posten verlassen; lediglich sechs oder sieben der Soldaten schienen sich vor der Höhle postiert zu haben.
    Plötzlich entdeckte er ihn in der Nähe eines der kleineren Feuer, wo er mit einem wild aussehenden Kerl erbittert die Klinge kreuzte. Gerade war es dem Grafen gelungen, einen Stoß zu parieren, der auf seinen Hals gezielt hatte. Indem er seiner Parade einen mächtigen Hieb folgen ließ, schlug er seinem Gegner das Schwert aus der Hand, als auf einmal ein zweiter Schnapphahn in seinem Rücken auftauchte.
    „Gebt Acht, Graf. Hinter Euch!“, brüllte Wolf, der die Gefahr erkannte. Gleichzeitig zerrte er seinen Dolch unter der Kutte hervor, fasste ihn vorne an der Schneide und schleuderte ihn mit aller Kraft auf den Angreifer. Tief bohrte sich der Stahl in den Rücken des Mannes, der, wie von einer unsichtbaren Hand gestoppt, jäh innehielt und lautlos zusammen brach.
    „Ich danke Euch!“, rief der Saurauer, der sich nur kurz umgewandt hatte, um sich gleich darauf wieder einem neu aufgetauchten Gegner zuzuwenden. Doch dieser hatte, kaum dass er mitbekam, wie sein Spießgeselle das Zeitliche segnete, den Zwischenfall genutzt und Reißaus

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