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Der Seelenjaeger

Der Seelenjaeger

Titel: Der Seelenjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Unge
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Rauschen auszublenden.
    „Was wollen sie?“, klang es mit feiner Stimme.
    Sitzt dort oben jemand und beobachtet uns?,
fragte ich mich beunruhigt.
    „Was tun wir?“, rauschte es an mein Ohr.
    „Haben sie uns gefunden?“
    „Nein, sie wissen nichts.“
    „Sie können uns nicht hören.“
    „Was tun wir?“
    „Wer sind sie?“
    „Was wollen sie?“
    Immer mehr Stimmchen mischten sich hinzu, immer undeutlicher wurde das Gesagte, da gleichzeitig gesprochen wurde und das Rauschen im Blätterdach zunahm.
    Mir wurde heiß und kalt. Sollte ich mich den Unbekannten zu erkennen geben? Wer waren sie? War dies das Ende unserer Verschnaufpause und die Hatz ging weiter?
    „… sollten … entfernen … bringt … Tod!“
    Okay, das war’s! Bei den letzten Worten sprang ich auf und forderte die Aufmerksamkeit der anderen.
    „Seid mal leise“, flüsterte ich.
    „Was ist denn?“, fragte Tefan und ließ mich zusammenfahren. So laut klang seine Stimme in der Stille.
    „Pssssst“, fuhr ich ihn an und hielt den Zeigefinger vor den Mund.
    Mit großen Augen sah mich der Bandit an, als ich vorsichtig gen Himmel zeigte. Lara und Zad hatten sich ebenfalls erhoben und gesellten sich zu mir.
    „Sie können uns ja doch hören”, wisperte es durch das Blätterdach.
    „Weil du immer so herumschreist“, erboste sich eine andere Stimme.
    „Wer ich? Ihr seid doch noch viel lauter“, motzte eine weitere.
    „Was fällt dir denn ein? Jedes Mal, wenn du redest, zuckt der ganze Baum vor Schreck zusammen!“
    „Jetzt mach aber mal einen Punkt!“
    „Punkt!“, kam es aus dem Hintergrund.
    Hunderte von Fistelstimmen begannen zu lachen und aufgeregt durcheinander zu reden. Auch wenn allgemeine Unruhe über unseren Köpfen aufgekommen war, konnte man die Gespräche nur mit äußerster Konzentration verfolgen. Obwohl sie sich gegenseitig beschuldigten, lauter als die anderen zu sein, blieb es hier unten weiterhin ein kaum wahrnehmbares Flüstern. Das Rascheln in den Blättern tat sein Übriges, um zu verschleiern, was dort in der Baumkrone vor sich ging.
    Ich schaute in die verblüfften Gesichter der anderen. Auch Knox wollte sich dies nicht entgehen lassen und war neben mich getreten.
    „Wer ist das?“, fragte Zad vorsichtig und schaute erwartungsvoll zwischen Tefan und dem Krix hin und her.
    Diese legten unwissende Mienen auf und zuckten mit den Schultern.
    „Jeden kenne ich nun auch nicht in Bota Ëndërr“, gab Knox etwas trotzig zurück.
    Zad blickte ihn gespielt überrascht an. „Nicht?“, fragte er ironisch.
    Eine herausgestreckte blaue Zunge bekam er als Antwort. Lara grinste, wie ein Honigkuchenpferd, schüttelte resignierend den Kopf und richtete ihren Blick wieder zur Baumkrone.
    „Oh Schreck“, flüsterte dort oben jemand – oder etwas?
    „Was? Was ist passiert?“, wurde aufgeregt gefragt.
    „Dort drüben! Seht!“ Angst vibrierte in der Stimme und das Rauschen der Blätter schwoll augenblicklich an.
    Ich spürte noch immer keinen Lufthauch und fragte mich gerade, ob es möglich sei, dass der Wind allein die Baumkrone beherrschte, als Knox neben mir erschrocken quietschte.
    „Da … da … dadada …“, stotterte er ängstlich und zeigte an dem Stamm vorbei.
    Ich lehnte mich zur Seite, wohl wissend, welches Bild sich mir präsentieren würde. Doch obwohl ich mich innerlich darauf vorbereitet hatte, zuckte ich ängstlich zusammen, als ich den Mann in dem schwarzen Mantel aufrecht auf dem Feld stehen sah.
    „Mist“, war mein einziger Kommentar. Doch dieser war vollkommen ausreichend, um die anderen in Alarmbereitschaft zu versetzen. Jeder von ihnen wusste, dass der Seelenjäger die Suche nach uns fortsetzte.
    Zad begann sich hektisch im Kreis zu drehen, er schien in den Weiten der kargen Landschaft nach einem Ausweg zu suchen. Seine Flügel waren nach unserer Ankunft an dem Baum ‚verschwunden’. Den letzten Fetzen, der sich T-Shirt nannte, hatte er sich bereits während der Flucht über das Feld vom Körper gerissen. Lara war direkt an den Stamm getreten und schaute abschätzend nach oben. Sie fummelte an ihren Haaren herum und versuchte erfolglos die wilde Mähne zurück in den Pferdeschwanz zu zwingen.
    „Das könnte man schaffen“, gab sie grübelnd von sich, nachdem sie sich entnervt das Haargummi entfernt hatte.
    Knox’ Glöckchen begannen, aufgeregt zu klimpern. „Bist du irre?“, fuhr er sie an. „Wie zur Träumerin soll ich da bitte hochkommen?“ Mit fragendem Blick und energisch gestrecktem

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