Der Seelenjaeger
sich um und nickte zufrieden.
„Schon besser“, befand sie. „Danke“, sagte die Fee und drückte Lara einen Kuss auf die Wange.
Während meine beste Freundin noch mit ihrer Gesichtsfarbe und Atmung zu kämpfen hatte, setzte die weiß gewandete Frau erneut an: „Dann wollen wir mal. Ihr habt einen Wunsch frei, aber wählt weise“, riet sie uns mit erhobenem Zeigefinger.
„Hat man nicht immer drei Wünsche frei?“, wollte Zad wissen und strahlte die hübsche Fee wissend an.
„Drei?“, entfuhr es ihr empört. „Ähm … Augenblick, ich schaue kurz nach.“
Sie griff in ihr Kleid und förderte ein silbernes Büchlein zutage. Mit kritischem Gesichtsausdruck und undeutlichem Gemurmel blätterte sie suchend durch die Seiten. „Da ist es ja“, freute sie sich und hob den Blick. „Wenn eine Hexe …“, las sie laut vor und schüttelte ihr blondes Haar. „Nein, doch nicht, oder ist eine Hexe anwesend?“ Sie starrte Lara in die Augen, welche verschmitzt lächelte und mit einer Geste verneinte.
„Also nicht. Dann … Moment noch, ich hab’s gleich.“ Ihr Blick wanderte zurück in das Büchlein, während sie sich eine lange störrische Strähne hinters Ohr klemmte. Die Seiten flogen von links nach rechts und wieder zurück. Ein Leuchten lief durch die grauen Augen, als sie innehielt. „Das müsste es sein“, trällerte die Fee und tippte auf die aufgeschlagene Seite. Sie nickte, schlug das Buch geräuschvoll zu und verstaute es im Kleid.
„Dann also, drei Wünsche“, sagte sie und schwang den Stab.
„Natürlich drei. Das weiß doch jeder … mal abgesehen von dir“, kicherte Knox neben mir.
Wenn Blicke töten könnten – und da war ich mir bei einer Fee nicht hundertprozentig sicher – wäre der Krix auf der Stelle aus den Latschen gekippt.
„Wer ist dieser vorwitzige blaue Knirps?“, fragte sie forsch, „und welcher Trottel hat ihm das Sprechen beigebracht?“
Knox zuckte zusammen, die Farbe wich aus seinem Gesicht und er verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Ich starrte ihn fragend an und er ließ seine Zunge in Richtung der Frau hervorschnellen.
„Wie süß“, lachte diese und wandte den Blick ab.
„Noch einmal: Ihr habt drei Wünsche frei. Also los, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit“, setzte sie uns in Kenntnis.
„Jeder hat drei Wünsche frei, oder wir alle gemeinsam?“, bohrte Zad nach. Mit einem genervten Stöhnen rollte sie die Augen und ließ die zuvor gestrafften Schultern hängen. „Woher zur Träumerin soll ich das …?“ Den Satz vollendete sie nicht, griff stattdessen mit einer energischen Bewegung in ihr Kleid. Erneut blätterte sie in dem silbernen Kunstwerk.
Knox zupfte an meinem Ärmel und tippte sich mit dem Finger gegen die Stirn. Ich grinste und nickte zustimmend. Solch eine unsortierte Fee hatte auch ich nie zuvor getroffen – davon mal abgesehen, dass es die Erste in meinem Leben war, der ich überhaupt begegnete.
Hoffentlich ist sie in der Erfüllung der Wünsche nicht auch so verpeilt
, dachte ich beunruhigt.
„Ich finde nichts in diesem Durcheinander“, gab sie zu und schaute uns betroffen an. „Wer soll denn mit so etwas vernünftig arbeiten?“, rief sie die Frage in den Wald hinein. Dieser blieb ihr die Antwort schuldig, sodass sie sich gezwungen sah, uns eine Erklärung zu liefern.
„Ich … also, wie soll ich es sagen? Ich kam noch nie in die Verlegenheit, jemandem Wünsche zu erfüllen“, erklärte sie stockend.
„Wie das?“, erkundigte sich Tefan.
„Ich war bisher immer schnell genug verschwunden“, antwortete sie und lachte herzerwärmend.
„Du hast noch nie einen Wunsch erfüllen müssen?“, hakte ich vorsichtshalber nach.
„So ist es“, grinste sie, „aber nun scheint der Moment der Wahrheit gekommen, also los!“, forderte sie uns auf.
„Gib uns einen Moment, um uns zu beraten“, bat ich und nahm Lara zu meiner Linken und Zad zu meiner Rechten in den Arm. Knox und Tefan schlossen den Kreis und wir diskutierten mit zusammengesteckten Köpfen über die ausstehenden drei Wünsche.
Im Augenwinkel sah ich wie die Wartende, ihrer Meinung nach unauffällig, ein paar Schritte näher trippelte. Mich hätte es nicht im Geringsten gewundert, wären ihre Ohren auf die Größe einer Satellitenschüssel angewachsen. Ich drehte den Kopf in ihre Richtung. Eilig schaute sie sich interessiert die Dinge, die in den Baumkronen vor sich gingen an, pfiff unschuldig in die Stille des Waldes und schlenderte ein paar Schritte
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