Der Seelenjaeger
Baum fort.
„Ähm … Wisper?“, fragte Zad.
„Genau, der der euch vor dem Seelenjäger in Sicherheit brachte“, erklärte er.
„Wisper, also“, stellte Lara trocken fest, „und wie kannst du uns helfen?“
„Wir sollten damit beginnen, dass ihr euch nahe um meinen Stamm versammelt.“
„Wieso das?“, klang Knox Stimme zwischen knarrenden Geräuschen, die ihren Ursprung im Geäst zu haben schienen.
„Die Sucher sind auf dem Weg?“, schlug der Baum als Antwort vor.
„Wer sind nun wieder die S …“, setzte Tefan an.
„Nicht jetzt. Los, beeilt euch“, schnitt ihm der Baum das Wort ab und drängte zur Eile.
„Ich verstehe nicht ganz“, gab Zad zu.
„Da gibt es nicht viel zu verstehen. An meinen Stamm mit euch!“, befahl er. „Die Zeit wird knapp, sie sind nah!“
Tefan wollte gerade wieder auffahren, wie ich dem Schnaufen entnahm, doch auch dieses Mal wurde der Bandit von einem Zischen des Baumes unterbrochen.
Dann hörte ich es. Dumpfe Schritte näherten sich im Stil einer marschierenden Einheit. Lauterwerdende Paukenschläge drängten an meine Ohren. Auch meine Gefährten schienen das gleichmäßige Wummern vernommen zu haben, denn ich spürte ihre aufkeimende Unruhe um mich herum. Mit vorsichtigen Bewegungen wurde ich auf den Rücken gedreht, dann zog jemand an meinen Schultern und lehnte mich gegen den Baumstamm. Den Geräuschen nach zu urteilen, scharrten sich die anderen ebenfalls um mich und den Baum.
„Sehr gut. Und jetzt keinen Ton mehr!“, befahl das sprechende Holz in meinem Nacken.
Es raschelte auf allen Seiten, was die Vermutung nahelegte, dass sich das Astwerk, wie ein Schleier um uns herum zuzog.
Bis auf das sich nähernde Wummern der Schritte und den Pauken war nichts zu hören. Der komplette Wald – oder wo immer wir uns derzeit befanden – hielt mit uns gemeinsam den Atem an.
Zu den tiefen Tönen mischten sich Trommeln, die einen festen Marschrhythmus bestimmten. Ich hörte schwere Stiefel, deren Schnallen bei jedem Schritt drohend klirrten an unserem Versteck vorüberziehen. Knox, der neben mir stand und endlich einmal auf gleicher Augenhöhe war, atmete mit hektischen flachen Zügen genau an meine Schläfe. Wäre ich zu Bewegungen fähig, ich hätte seinen Kopf dezent zur Seite gedreht. Jeder Atemzug kitzelte die Härchen in meinen Ohren. Es war kaum auszuhalten. Ich wurde von diesem furchtbaren Gefühl abgelenkt, als der Boden unter meinem Hintern zu beben begann. Die Soldaten, oder was auch immer gerade an uns vorbei marschierte, schienen nun genau auf der Höhe des Baumes angelangt. Das Dröhnen ihrer Paukenschläge hätte mich schmerzhaft das Gesicht verziehen lassen. Doch auch dies war mir, Dank meines gelähmten Körpers, nicht vergönnt. Außerdem verwehrte er mir ein panisches Zittern, was ich ohne Frage normalerweise zustande gebracht hätte. Die Schweißdrüsen, die mir den Angstschweiß über meine Stirn hätten fließen lassen, waren ebenso unter den Einfluss der Lähmung geraten – wofür ich ihnen sehr dankbar war, da ich das salzige Nass nicht aus den Augen hätte wischen können.
Die Stiefel donnerten im Gleichschritt vorbei. Es dauerte für mein Empfinden ziemlich lange, bis die Geräusche leiser wurden. Ich schätzte, dass es sich um ein Korps von mindestens fünfzig Mann handelte. Das Schnaufen an meinem Ohr nahm bald ruhigere Züge an und relativierte sich merklich. Die Gefahr schien vorüber und ein Rascheln verkündete, dass der Baum den Vorhang lüftete.
„Sie sind vorbei“, verkündete er unnötigerweise.
„Danke dir …“, setzte Lara an.
„… Altweid“, half der Baum aus.
„Altweid?“, stutzte Knox.
Es raschelte kräftig. „So ist es kleiner Krix. Ich bin die älteste Trauerweide in ganz Bota Ëndërr“, tat er mit stolzer Stimme kund.
„Das erklärt den Namen natürlich“, schmierte ihm Lara noch Honig um den Mund. Die Weide überging diese Anmerkung ohne weiteren Kommentar und setzte an zu erzählen: „Ich habe eine Nachricht von Wisper für euch.“
„Lass hören“, unterbrach Tefan, was dem Baum ein mürrisches Grummeln entlockte.
„Bin schon ruhig“, schob Tefan knapp hinterher und schwieg.
Die Weide räusperte sich gekünstelt und fuhr fort: „Wisper berichtete davon, dass der Seelenjäger ihn erneut aufsuchte, nachdem ihr euch getrollt hattet. Wir wussten zuerst nicht, was er damit meinte, als er sagte, er habe einen erwischt. Nun sehe ich mit eigenen Augen, wovon er sprach. Er hielt Wisper seine
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