Der Seelenjaeger
Klinge vor die Nase und zeigte ihm, wie sich regenbogenfarbene Luft hineinkräuselte. Das, so erklärte er, sei die Seele des Verwundeten …“
Lara stieß einen spitzen Schrei hervor und schien ihre Hand auf meine Wange zu legen. „Oh Ben, es tut mir so leid.“
„Und … und … was können wir nun … tun?“, fragte Zad stotternd. Er schien den Tränen nahe, so wackelig klang seine Stimme. Am liebsten hätte ich laut gerufen: Hey, Leute, mir geht’s gut, ich kann mich nur nicht bewegen.
„Ich bin mir nicht sicher, ob dieser sogenannte Seelenjäger wirklich so schusselig ist, doch es scheint, als habe er die Lösung auch dieses Mal direkt ausgeplaudert. Das hatte er ja schon bei seinem ersten Besuch getan, wie ihr wisst, als er …“
„Ja ja, das wissen wir“, fuhr im Knox über den Mund. „Nun sag schon, wie wir Ben helfen können.“
„Du hast recht“, gestand die Weide in einer Ruhe, die nur ein Baum an den Tag legen konnte. Unendlich gemütlich kam es mir vor. Ich wurde immer ungehaltener, denn es ging schließlich um mein Leben. Es war meine Seele, die sich langsam aber sicher aus dem Körper schlich.
„Wie gesagt, wandert seine Seele Stück für Stück in die Klinge des Seelenjägers und damit anscheinend auch in den Düsteren selbst. Es wird, so wie er es Wisper erklärte, noch lange dauern, bis die Seele den Körper eures Freundes komplett verlassen hat, doch er habe ja Zeit zum Warten. Dennoch solltet ihr euch beeilen, denn der Düstere berichtete weiterhin, dass es ihm möglich sei, den leeren Körper ausfindig zu machen, sobald er selbst im Besitz der zugehörigen lebenswichtigen Essenz sei.“
„Und … und was … sollen wir nun tun?“, stotterte Lara.
„Auch dazu hat der Seelenjäger unüberlegt Auskunft gegeben …“, setzte Altweid erneut an.
„Und zwar?“, fuhr Zad aufgeregt dazwischen.
„Silber“, erklärte der Baum knapp.
„Wie Silber?“, fragte Tefan verwirrt.
Es raschelte erneut um mich herum, sodass sich mir das Bild einer riesigen Trauerweide, die bestätigend nickte, vor mein inneres Auge schob.
„Ihr könnt die Wunde mit Silber heilen und auch verschließen. Seine Seele wird in den Köper zurückschnellen, sobald die offene Stelle mit dem Metall in Berührung kommt.“
„Das ist ja einfach“, kommentierte Knox platt. „Silber gibt es ja in Bota Ëndërr fast überall“, freute sich der Krix. Die Glöckchen seiner Kappe klimperten aufgeregt. Ich vermutete, dass er gerade zu einem Freudentanz ansetzte, als Altweid sich erneut räusperte.
Jetzt kommt das ‚aber’
, dachte ich mir gerade, als genau dies geschah:
„Nicht ganz, mein blauer Freund“, bremste der Baum Knox’ Euphorie, „denn die Armee der Nussknacker, die vor einem Augenblick an uns vorbeimarschiert ist, hat alles Silber im Land ausfindig gemacht und an einen sicheren Ort gebracht. Auf Geheiß des Seelenjägers versteht sich. Das hat er Wisper verraten, doch wo sich dieser Ort befindet leider nicht.“
„Mist!“, fuhr Lara auf, „das ist doch nicht zum Aushalten!“
Eine Armee von Nussknackern?,
fragte ich mich gerade, als ich aus den Gedanken gerissen wurde. Der Baum schüttete sich aus vor Lachen und entlockte meinen Freunden verstimmte kehlige Laute.
„Was ist daran so witzig!?“, fuhr Zad die Weide mit vor Wut zitternder Stimme an.
Das amüsierte Gelächter Altweids erstarb abrupt.
„Er hat … der Düstere hat dabei … etwas übersehen“, kicherte der Baum.
„Und das wäre“, fragte Knox genervt.
„Die beiden Silberahorne am Schloss“, erklärte er und ließ mich innerlich glücklich seufzen. Es gab doch noch Rettung für mich und bei dem Tumult, der sogleich um mich herum losbrach, war mir klar, dass meine Freunde alles daran setzen würden, nach diesem verbliebenen Strohhalm zu greifen.
„Was stehen wir dann hier noch herum?“, fragte Tefan.
„Ich werde euch die beiden Ahorne beschreiben“, schlug Altweid vor.
„Zwei silberne Bäume werden wir wohl gerade noch ausfindig machen“, gab Knox zu bedenken.
„Werdet ihr nicht“, donnerte der Baum und ließ mich zusammenzucken.
„Nicht?“, fragte der Krix offensichtlich eingeschüchtert.
„Nein“, wurde bestätigt. „Die beiden Silberahorne wären den Nussknackern zum Opfer gefallen. Sie haben einen Aufruf an sämtliche Spinnen gestartet, die gerne zu Diensten waren und in Scharen angekrabbelt kamen. Nach nur einer Nacht und einem weiteren Tag hatten diese fleißigen Helfer die beiden Bäume zur
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