Der Seelenjaeger
erzählen, dass die Wünsche verbraucht sind, egal, was ihr daraus tatsächlich macht, oder?“, brauste Lara auf und stemmte die Hände in die Hüften. Ich stimmte meiner besten Freundin uneingeschränkt zu. Es konnte nicht angehen, dass, wenn sich jemand zum Beispiel eine Doppelgarage voll mit Gold wünschte und stattdessen einen Schokotaler bekam, dass der Wunsch damit aufgebraucht war.
Noch ehe die etwas verstört dreinblickende Fee antworten konnte, dröhnte eine laute und bestimmende Stimme in meinen Ohren.
„Gestan!“, schrillte die Unbekannte.
Die Fee zuckte zusammen. Gestan? Komischer Name. Irgendwie begann ein Wortspiel in meinen Gedanken Form anzunehmen, doch bevor ich es richtig greifen konnte, antwortete die Fee und erlangte meine gesamte Aufmerksamkeit zurück.
„J … j … ja Mësues?“, stotterte die offenbar Angesprochene.
„Ich habe dir bereits mehrfach mitgeteilt, dass nicht alles in deinem Feenbuch steht. Dafür haben wir die Feenschule ins Leben gerufen. Hättest du uns dort häufiger mit deiner Anwesenheit erfreut, wüsstest du, dass du diesen Personen noch einen Wunsch schuldest!“, erboste sich Mësues.
Gestan war mit jedem gesprochenen Wort weiter in sich zusammengesackt. Ich hatte zwar keine Ahnung, um wen es sich bei Mësues handelte, doch dass sie gegenüber Gestan eine Respektperson war, konnte man nicht übersehen.
„Und gerade bei dieser Gruppe solltest du ein Auge zudrücken, denn sie haben sich einer Mission verschrieben, die unsere gesamte Welt retten kann … und damit auch dich“, keifte die Frauenstimme.
„Ja Mësues“, murmelte die Fee mit gesenktem Kopf.
„Dann hör auf Reue vorzutäuschen und bring euch alle zum Riss!“, wurde gefordert.
„Sofort Mësues“, bestätigte Gestan. Sie schwang ihren Stab, wir verfolgten das Geschehen weiterhin stillschweigend, bis sich erneut ein Portal in Form eines sich windenden Nebels auftat.
„Sicher, dass es diesmal richtig ist?“, fragte Knox herausfordernd.
„Ja, ganz sicher. Bitteschön“, sagte die Fee und deutet auf das Portal.
Ich machte mich auf den Weg, doch meine Beine gaben nach zwei Schritten unter mir nach.
„Hey, hey. Immer ruhig mit den jungen Pferden“, tadelte mich Zad. Glücklicherweise hatte er schnell genug reagiert und fing mich auf, bevor ich fiel. Er warf meinen Arm um seine Schultern und stützte mich auf dem Weg zum Portal.
„Es ist erst ein paar Minuten her, dass sich die Wunde, die der Seelenjäger dir verpasste, geschlossen hat. Der Kerl hat dir einen Teil deiner Lebenskraft entzogen, da denkst du doch nicht etwa, dass du direkt wieder über die Wiesen hüpfen kannst, oder?“
Grimmig und im gleichen Maße belustigt über seine Ansprache schaute ich ihm in die Augen. „Ja, Papa“, gab ich zurück und grinste brav.
„Wollt ihr da Wurzeln schlagen, oder können wir jetzt mal weiter?“, nörgelte Lara hinter uns.
„Ist ja gut, bleib mal geschmeidig“, spielte ich den Genervten.
Gemeinsam mit meinem Partner trat ich durch den Nebel. Die Umgebung hatte sich einen Lidschlag später komplett gewandelt. Wir waren in einem kleinen Wäldchen in das Portal hineingetreten und blickten nun auf eine saftig grüne Hügellandschaft. Eine mächtige Trauerweide stand nicht weit entfernt auf einer dieser Anhöhen. Man gewann den Eindruck, dass der Baum von der angehobenen Position aus über das Geschehen unter ihm wachte.
Hinter uns stolperten Lara und Tefan aus dem Nebel, Knox und die Fee stießen einen Augenblick später ebenfalls dazu.
„Wow“, entfuhr es meiner besten Freundin lang gezogen.
Ich nickte, stahl mich aus Zads Umarmung und trat zu ihr. „Beeindruckend, nicht wahr?“, fragte ich unnützerweise.
„Aber hallo“, pflichtete sie bei, was der Fee einen irritierten Ausdruck auf ihr hübsches Puppengesicht zauberte.
„Dein Name ist Gestan?“, wandte ich mich an diese.
Die Fee nickte, dass ihre blonden Haare wild durcheinanderwirbelten. „Das stimmt“, bestätigte sie knapp.
„Mir ist da vorhin, als ich ihn zum ersten Mal hörte, eine seltsame Geschichte in den Kopf geschossen: Gibt es auch eine Morgan?“, tastete ich mich vorsichtig vor.
Lara setzte aufgrund meines Wortspiels zu einem heiteren Lachen an, welches sogleich im Keim erstickt wurde und sie husten ließ, als die Fee mich aufgeregt anfuhr: „Du kennst Morgan!?“
Die Blonde griff an meine Schultern und begann, wie von Sinnen an mir zu rütteln.
„Kennen wäre … zu viel … gesagt“, brachte ich
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