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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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bekommen. Und es überrascht mich auch nichts mehr, was die Frage angeht, was Männer bereit sind, anderen anzutun, um Sex zu bekommen. Aber Sex ist nicht die einzige Sache, für die Männer bis ins Extrem gehen. Am Anfang dachte ich nicht einmal, dass es um Sex ginge. Wir trafen uns zufällig…«
    » Wie genau ist das passiert?«, unterbrach Fane sie.
    » Wir holten beide Kleidung aus der Wäscherei ab. Sie hatten irgendetwas bei seinen Sachen verwechselt, und während wir warteten, kamen wir ins Gespräch. Er trug die Verwechslung recht gelassen. Wir fanden heraus, dass wir ähnliche Dinge mochten beziehungsweise nicht mochten. Wir haben uns dann beim Mittagessen weiter unterhalten. Ein paar Tage später sind wir zusammen einen trinken gegangen. Dann hat er mich eines Abends ausgeführt. Und so ging es immer weiter.
    Er wusste, dass ich verheiratet bin. Ich wusste, dass er es wusste, aber wir haben beide das Thema vermieden. Nach einer Weile änderte es sich dann: Aus einer Beziehung ganz ohne Sex wurde eine, in der es nur noch um Sex ging.«
    » War das der Zeitpunkt, wo er paranoid in Sachen Geheimhaltung wurde?«
    » Ja, als ich ihm sagte, wer mein Ehemann ist. Das wäre beinahe das Ende gewesen.«
    » Und warum endete es nicht?«
    » Wir hatten zu der Zeit eine ziemlich intensive Beziehung. Er stellte dann die ganzen Sicherheitsregeln auf. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt war mir auch aufgefallen, dass Ray diese verblüffenden Einblicke in mich hatte. Als ob er meine Gedanken lesen könnte. Es war verrückt. Im Verlauf mehrerer Monate entwickelte es sich dann von verrückt zu intensiv und dann zu nur noch angespannt. Und dann wurde es grausam. Davon habe ich Ihnen ja bereits erzählt. Schauen Sie«, sagte Elise schließlich und räusperte sich, » ich war jetzt fünf Monate lang in eine emotionale Bindung mit Ray Kern verwickelt. Vier Monate davon hatten wir eine äußerst intensive Beziehung. Ich hatte nie auch nur daran gedacht, dass er Hintergedanken haben könnte– erst nach den letzten Begegnungen.« Sie hielt inne. Als sie weitersprach, war ihre Stimme angespannt. » Diese… Wendung der Ereignisse ins Krankhafte zerreißt mich fast«, sagte sie. » Ich habe nicht den leisesten Schimmer, was passiert ist. Ich finde es nur verstörend. Es macht mir Angst. Und ich möchte, dass es endet.«
    Am Sloat Boulevard macht Fane kehrt und begann durch den dichten Nebel zurückzufahren.
    » Zu Kerns Besessenheit wegen möglicher PrivatdetektiveIhres Mannes– denken Sie, dass sie gerechtfertigt war?«
    Sie zögerte kurz. » Rays Sorge hat mich darüber nachdenken lassen, ob er recht haben könnte. Ohne es ihm zu sagen, beauftragte ich einen Privatdetektiv. Seine Leute arbeiteten einen Monat daran. Nichts. Keine Wanzen. Niemand folgte mir. Keine angezapften Telefone. Kein GPS in meinem Auto. Gar nichts.«
    Fane war wie elektrisiert. » Haben die Leute irgendwelche Anzeichen für Sicherheitsmaßnahmen gefunden, die Kern getroffen hatte?«
    Sie schüttelte den Kopf. » Ich hatte denen ja gesagt, dass ich eine Affäre habe und dass sie sich da heraushalten sollten. Ich wollte bloß wissen, ob mein Ehemann mich überwachen ließ.«
    » Hat es Sie überrascht, dass die Detektive nichts gefunden haben?«
    » Bis ich Ray kennengelernt habe, war ich Jeffrey nie untreu gewesen«, sagte sie. » Es ist demütigend, das zugeben zu müssen, aber Jeffrey kümmert sich kein bisschen darum, ob ich treu bin oder nicht, und er hat sich nie bemüht, seine eigene Untreue zu verbergen. Das ist für ihn einfach keiner Rede wert.«
    » Und Sie haben Kern nichts davon gesagt?«
    » Hinterher habe ich es ihm gesagt.«
    » Und wie hat er reagiert?«
    » Nun, das war ziemlich interessant. Ich glaube, er war erleichtert, aber er war irgendwie auch… erschüttert. Aus irgendeinem Grund hat ihn das mitgenommen.«
    An der Balboa Street bog Fane auf einen der Parkplätze ein, von denen man einen Blick auf die Promenade hatte. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Elise ihn musterte, aber sie sagte nichts.
    Er parkte in Richtung Pazifik. Gelegentlich waren die Lichter des Cliff House durch den Dunst hindurch erkennbar, der aus dem Wasser aufstieg. Vor ihnen in der Nacht und dem Dunst rollten die brechenden Wellen wie Blütenbänder an den Strand, geisterhaft weiß.
    Fane stellte den Motor ab. Er drehte sich zu ihr um. Eine Straßenlaterne warf ein gedämpftes Licht in das Auto.
    » Ich will nichts mit Privatdetektiven zu tun haben«, sagte er. » Ich

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