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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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hat.«
    Lore nickte und blickte zu Boden. Sie hatte im Sitzen den Körper leicht zur Seite gedreht, damit sie ihre Beine übereinanderschlagen konnte, und sie hatte begonnen, mit dem Fuß zu wackeln. Elise hatte schon in Veras Praxis beobachtet, dass sie das immer tat, wenn sie ungeduldig wurde oder irritiert war.
    » Ich muss dauernd an das denken, was Townsend uns über Krolls Hintergrund erzählt hat«, brauste Lore auf. » Verdammter Mist, ich hab doch an so etwas nicht gedacht, als ich ihn gebeten habe, Kroll aus meinem Leben zu entfernen. Ich dachte– ach, ich weiß nicht, was. Dass er halt so ein kranker Widerling ist, jemand, den Townsend einschüchtern könnte. Aber der Kroll, den Townsend uns geschildert hat, klingt nicht nach jemandem, der sich einfach so vertreiben lässt. Und das macht mich gerade nur verrückt.« Lore blicke auf die regennasse nächtliche Straße hinaus.
    » Ich vermute, dass Townsend das alles mitbedacht hat«, sagte Elise.
    » Und warum hat er uns dann nichts davon erzählt? Wir beide sind doch diejenigen, die sich mitten im Zentrum von diesem ganzen Wahnsinn befinden. Das passiert mit uns, oder? Aber sie sagen uns nicht, was sie mit diesem Irren anstellen werden?«
    » Townsend lässt sich nicht so leicht in die Karten schauen«, sagte Elise. » Er wird es uns mitteilen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
    » Aber das reicht nicht. Wir haben doch gedacht, dass wir jemanden anheuern, der unsere Interessen vertritt. Tatsache ist aber, dass er für Vera arbeitet.«
    » Ihre Interessen sind unsere Interessen.«
    » Bis zu einem gewissen Punkt.«
    » Wie meinst du das?«
    » Nun«, feuerte Lore zurück. » Zum Beispiel hat Vera nicht Ryan Kroll gevögelt, oder?«
    Elises Gesicht brannte. Zu hören, dass Lore von Ähnlichkeiten in den Beziehungen ausging und dies auch noch so grob ausdrückte, vermehrte ihre Erbitterung darüber, wie Kroll sie behandelt hatte.
    » Und sie musste auch nicht die ganzen Monate seinen dummen Sicherheitstick ertragen.« Lore war nicht zu stoppen. » Sie musste nicht seine plötzlichen Erniedrigungen ertragen oder die Grausamkeit, die gelegentlich bei ihm aufblitzte und die über alles hinausging, was…« Ihre Stimme brach. » Was auch immer.«
    Elise blickte Lore lange an, und ihr Magen ballte sich zusammen, als sie sich an die Demütigungen durch ihn erinnerte. Und diese Erinnerungen waren umso beschämender, weil sie noch nicht mal etwas Exklusives, etwas Einzigartiges waren. Das Wissen, dass Lore und vielleicht noch andere Frauen das Gleiche hatten durchleben müssen, erniedrigte Elise nur noch mehr.
    Wie hatte sie sich einbilden können, dass einzigartig wäre, was sie mit ihm hatte. Es war abscheulich, dass jede beiläufige Enthüllung Lores diese Einbildung Lügen strafte. Und es reduzierte Elises Rolle innerhalb ihrer Affäre mit Kroll zu einer leichtgläubigen Gespielin eines Serienvergewaltigers. Plötzlich war sie so aufgeregt und von Wut erfüllt, dass sie glaubte, gleich zu explodieren.
    » Ich muss hier raus«, sagte sie und sprang auf. » Ich muss gehen.«
    Auch Lore sprang auf. » Warte! Wohin gehen?«
    » Heim.«
    Lore griff nach ihrer Hand. » Aber… Was ist mit mir…?«
    Die Angst im Gesicht der normalerweise so unerschrockenen Lore ließ Elise innehalten. Sie bemerkte sofort, dass Lore Cha schon von dem Gedanken, alleine sein zu müssen, wie versteinert war. Und dass sie niemanden hatte, zu dem sie gehen konnte.
    Elise nahm sie an der Hand. » Na los«, sagte sie. » Komm mit.«

Kapitel 36
    Kroll zog sich in der Garage aus und warf alles, einschließlich der Schuhe, in den Mülleimer. Er trug nur noch den USB -Stick am Schlüsselband um seinen Hals, als er die Treppen nach oben in sein Schlafzimmer ging. Er warf den Speicherstick auf sein Bett und ging unter die Dusche.
    Eine halbe Stunde später stieg er im Bademantel noch ein Stockwerk höher und betrat sein Arbeitszimmer, von dem aus er einen schönen Blick auf China Beach hatte. Der Raum war leer, bis auf einen Tisch aus Chrom und Glas und einen Aeron-Drehstuhl. Auf dem Tisch standen drei Laptops. Er setzte sich an einen, legte den Speicherstick ein und öffnete ein Dokument.
    #248/Jane8
    Nach der heutigen Sitzung mit Jane8 bin ich sehr bekümmert. Ihre Beziehung zu RK hält an, obwohl sie sich verschlimmert, unterliegt aber anscheinend einer radikalen Entwicklung. (Sie weigert sich immer noch, mir irgendetwas über ihn zu erzählen, was es mir einfach machen würde zu

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