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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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davon haben, worauf er aus ist. Warum würden sie ihm sonst so einen Köder hinwerfen? Keine der Frauen weiß, worüber die andere mit mir geredet hat, und trotzdem kommen sie beide mit Variationen des gleichen Szenarios an.«
    » Sie wollten, dass Sie das in die Protokolle schreiben?« Fane war genauso geschockt wie Vera. » Dass sie über Selbstmord nachdenken würden?«
    » Lore schlug sogar ein Szenario vor, in dem Kroll erwähnen würde, dass er gerne dabei wäre, wenn sie es täte. Sie haben ihre Szenarien in unterschiedliche Kontexte gepackt, natürlich– aber jeweils war der Selbstmord der Köder, den sie angeboten haben.«
    » Das ist… Es fällt mir schwer, einen Sinn dahinter zu erkennen. Warum in drei Teufels Namen könnte er sie in diese Richtung manipulieren wollen?«
    » Es ist krank«, sagte Vera. » Wahrscheinlich ergibt das für niemanden außer für Kroll einen Sinn.«
    Als Fane Veras Wohnung verließ, war es bereits kurz vor Mitternacht. Er ging in der nassen, nur von stetem Tröpfeln unterbrochenen Stille zu seinem Wagen und machte sich Gedanken darüber, wie sie mit Kroll verfahren sollten, sobald sie Veras Daten zurückerlangt hatten.
    Eine der Grundsäulen seines (und Romas) Geschäfts war, dass sie den Auftrag, den sie bekamen, so ausführten, dass hinterher keine Spuren davon zu finden waren, dass überhaupt ein Problem existiert hatte. Unsichtbarkeit. Anonymität. Schweigen. Keine offenen Enden. Manchmal mussten sie kleine Lücken hinterlassen, aber echte Beweise würde es nicht geben.
    Deswegen stellte Kroll eine besondere Schwierigkeit für sie dar. Fane spürte, dass Kroll nie eingestehen würde, dass er ausgespielt hatte– hier hatten sie es mit einem Gegenüber zu tun, das sich auch von Drohungen nicht beeindrucken lassen würde. Zu wissen, dass es Kroll gab, bedeutete, dass früher oder später der Tag kommen würde, an dem sie sich mit ihm auf eine Weise auseinandersetzen mussten, die einen Schlussstrich zog.
    Während er in sein Auto stieg, wählte Fane Romas Nummer auf seinem BlackBerry.
    » In fünf Minuten hättest du von mir gehört«, antwortete Roma.
    » Wo bist du gerade?«
    » Daheim. Ich mache mich bettfertig.«
    » Was ist geschehen?«
    » Nach unserem Gespräch habe ich eine Quelle am Flughafen angezapft und sie die Flüge nach Las Vegas durchschauen lassen. Da war keine Celia Negri.«
    » Und unter einem anderen Namen?«
    » Das kann ich mir nicht vorstellen. Nachdem ich bei Bücher raus bin, bin ich zu Celias Wohnung in der Pomroit gefahren.«
    » Das war nicht klug«, brauste er auf, dann bemühte er sich, seinen kurzen Temperamentsausbruch wieder unter Kontrolle zu bekommen. » Verdammt, Roma.«
    » Celia hatte mir einen Schlüssel gegeben. Die Wohnung ist leer, Marten. Alles ist weg: Kleider, leerer Medizinschrank. Sie ist weg.«
    » Vielleicht hatte sie mehr Angst, als wir dachten.«
    » Das Licht im Treppenhaus war aus. Birne rausgedreht. Vor zwei Nächten war das noch nicht. Die Wohnung fühlte sich gruselig an.«
    » Wie meinst du das?«
    » Ich glaube nicht, dass sie sich aus dem Staub gemacht hat. Ich glaube, Kroll war es«, sagte Roma mit dünner Stimme.
    » Falls du recht hast«, stellte Fane fest, » dann hat er sich bewusst selbst den Zugang zu Veras Unterlagen abgeschnitten. Entweder denkt er, dass er sie nicht mehr benötigt, oder irgendetwas hat ihm einen solchen Schreck eingejagt, dass er seine Zelte abbricht.«
    Roma blieb still. Fane erzählte ihr vom Nachmittag, von den fiktiven Einträgen, die in Veras Praxis erstellt worden waren, und von dem verstörenden Gespräch, das er mit Vera über Selbstmord hatte.
    Roma war am Boden zerstört. » Das ist doch nicht zu glauben! Meine Güte, dieser Mann ist so krank.«
    » Doch je länger ich darüber nachdenke«, sagte Fane ernst, » desto stärker bin ich geneigt zu vermuten, es könnte etwas anderes dahinterstecken als Krolls eigener Irrsinn.«
    Er lächelte, weil er förmlich zu hören meinte, wie es in Romas Gehirn arbeitete, wie sie versuchte, ihm mit der Lösung des Rätsels zuvorzukommen. » Moretti hat uns doch erzählt, dass Kroll die CIA unter ziemlich obskuren Umständen verließ«, fuhr Fane fort. » Was wäre, wenn Krolls Experimente sich darum drehten, seine Gefangenen psychologisch so zu manipulieren, dass sie sich schließlich selbst umbrachten? Falls ihm das verlässlich gelungen ist, dann hat er sich eine tödliche und sehr gut zu vermarktende Fähigkeit angeeignet. Denk das mal durch:

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