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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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Scheinwerfer blendet sie. RK gibt ihr, was er in seinem Mund hatte. Es ist etwas Glattes, Kaltes mit einer ihr vertrauten Form. Sie steckt es in den Mund. Er gibt ihr die Pistole und tritt aus dem Licht.
    Plötzlich erkennt sie, dass das Objekt in ihrem Mund der grüne Glasvogel ist. Sie beginnt, hysterisch zu weinen, hebt die Pistole an den Kopf und drückt ab.
    Dann schreckt sie weinend aus dem Schlaf auf.
    Als ich Jane8 fragte, woran sie dachte, als sie danach im Bett saß und über den Traum reflektierte, sagte sie: » An nichts. Da war nur Erleichterung. Endlich hatte es ein Ende.«
    Kroll starrte Veras Eintrag auf seinem Computerbildschirm an. Das war mehr, als er erhofft hatte. Elise hatte die nötige Verfassung für den letzten Akt des Dramas erreicht. Sie hatte sich der Vorstellung angenähert. Dazu noch hatte er, Kroll, die Rolle des Mentors übernommen. Elise war jetzt in Reichweite.
    Was Vera Lists Entscheidung betraf, Elise warnen zu wollen– da hatte er Glück gehabt. Lists Terminkalender zeigte an, dass sie alle Termine für den kommenden Tag abgesagt hatte, an dem normalerweise Lore am Morgen und Elise am Nachmittag zu ihr gekommen wären. So würde sie die beiden frühestens am Montag wiedersehen. Und bis dahin würde es egal sein.
    Er klickte sich auch durch die letzte Eintragung für Lore Cha.
    #62/Jane12
    Jane12 kam zu unserer heutigen Sitzung in einem erschreckt gelähmten Zustand, nachdem ein Zusammentreffen mit » Robert«, bei dem sie ein Fantasie-Rollenspiel durchgeführt hatten, eine ungute Wendung genommen hatte. (Siehe Sitzungsprotokoll.)
    Jane12 hat entdeckt, dass » Roberts« Führerschein eine Fälschung ist: Sie weiß nicht, wer dieser Mensch ist, mit dem sie in den letzten vier Monaten eine Affäre hatte. Diese Entdeckung treibt sie zur Raserei. Doch darüber hinaus schmückte » Robert« das Nachspielen ihrer letzten Fantasie mit Details aus, von denen sie behauptet, dass nur ich sie wissen könne: geheime Fantasien, über die sie in der Analyse geredet hat.
    Ich finde das zwar besorgniserregend, aber ich bin nicht völlig überzeugt, dass sie sich genau daran erinnert, mit wem sie welche Fantasien geteilt hat. So weiß ich zum Beispiel, dass sie einige der Fantasien einfach vergessen hat, über die sie mit mir geredet hat. Ich konnte es nicht glauben, als dies das erste Mal passiert ist, aber es ist inzwischen einige Mal geschehen, daher kann ich nicht zu sehr schockiert sein, wenn sie mir erzählt, dass » Robert« sich auf wundersame Weise in ihre Gedanken eingeschlichen hat und sogar die Fantasien kennt, die sie ihm nicht erzählt hat.
    Aber ihre Angst ist echt. Seitdem dies vor fünf Tagen geschehen ist, hat sie nicht mehr gut geschlafen. Sie ist überreizt, hat keinen Appetit und weint schnell. Aber am meisten beunruhigt mich, dass sie seit Neuestem Fantasien hat, die sich um Selbstmord drehen und in denen » Robert« verschiedene und wesentliche Rollen spielt. (Siehe Sitzungsprotokoll.) Bei ihrer Vergangenheit mache ich mir Sorgen, dass ihre Instabilität sich schnell verschlimmern könnte– möglicherweise zu schnell, um darauf reagieren zu können.
    Bemerkenswert ist: Sofort nach Weinkrämpfen, in denen sie über » Roberts« Hinterhältigkeit und Vertrauensmissbrauch jammert, sagte sie, dass sie sich weiterhin unwiderstehlich zu ihm hingezogen fühlt. Sie scheint fest entschlossen, sich wieder mit ihm zu treffen, wenn er das nächste Mal anruft und sie sehen will. Dies ist ein bereitwilliges Akzeptieren von selbstzerstörerischem Verhalten, und sie gibt zu, dass sie sich dessen auch bewusst ist.
    Ich weiß, dass dies zu ihrem Krankheitsverlauf gehört und dass sie einen schweren Kampf dagegen austrägt, aber ich hatte gedacht, dass wir schon gute Fortschritte erzielt hätten. Doch diese neuesten Entwicklungen hinterlassen den Eindruck, dass sich der ganze Fortschritt ins Gegenteil umwandelt.
    Ich habe einen Termin bei Dr. S. J., um den sich plötzliche verschlechternden Zustand von sowohl Jane 12 als auch Jane8 zu besprechen.
    Kroll war erleichtert. Er hatte sich Sorgen gemacht, dass er bei seinen letzten Treffen mit Elise und Lore beide Frauen zu schnell zu weit getrieben hatte. Er hatte Angst gehabt, dass sie vielleicht sogar auf die Idee kommen würden, dass er ihre Akten las und dass sie Vera List damit konfrontieren würden. Doch anscheinend hatte er sich da unnötige Gedanken gemacht. Im Gegenteil, er schien beide Frauen genau richtig eingeschätzt zu haben. Er

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