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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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ihrem Glas. Er schmeckte Wodka. Und Limette. Auf Eis.
    Sie beobachtete ihn, wie er sie anschaute. Sie empfand seine Gelassenheit als abstoßend. Er schien den Drink und den Ausblick zu genießen, ebenso wie die Vorfreude auf mehr. Sie wusste, dass er versuchen würde, zwischen ihre Beine zu kommen, bevor er das tat, was er tun würde.
    » Ich muss auf die Toilette gehen«, sagte sie.
    » Das kannst du vergessen.«
    » Ich muss dringend, Ray.«
    » Dann pinkle halt aufs Sofa«, sagte er grob.
    Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu und stand langsam auf, ohne Furcht, ohne Trotz. » Erschieß mich, wenn du das musst.« Sie trat um das Sofa herum und wandte sich in Richtung des Badezimmers. Sie hörte, wie er ihr folgte. Es war völlig irrsinnig.
    Das Licht im Ankleidezimmer war aus, aber aus dem Schlafzimmer fiel etwas Helligkeit herein, sodass der Durchgang zum Badezimmer in schummriges Licht gehüllt war. Die Badezimmertür war geschlossen. Sie öffnete sie und sah eine völlig erstarrte Lore, die seitlich hinter der Tür stand, sodass Kroll sie nicht sehen konnte.
    Elise gönnte ihr keinen weiteren Blick. Sie drehte sich um und wollte die Tür schließen.
    » Lass offen«, sagte Kroll von draußen. » Ich schaue zu.« Er hielt immer noch das Glas mit ihrem Wodka in der Hand.
    Elise ging zur Toilette und hob ihr smaragdgrünes Nachthemd an. Sie schob die Daumen seitlich in ihre Unterhose. Kroll kam näher, um zuzuschauen, und hob sein Glas, um einen Schluck zu nehmen.
    In diesem Augenblick warf sich Lore mit all ihrer Kraft und ihrem Gewicht gegen die Tür, die ihm ins Gesicht schlug– zersplitterndes Glas, ein schmerzerfüllter Aufschrei. Kroll stürzte zu Boden.
    » Schließ ab! Schließ ab! Schließ ab!« Elise schrie sich die Seele aus dem Leib und ließ ihr Nachthemd wieder nach unten rutschen. Lore rappelte sich auf und versuchte angestrengt, an das Schloss zu kommen.
    In diesem Moment flog die Tür wieder auf und schleuderte Lore gegen den Waschtisch. Kroll, bemüht, das Gleichgewicht nicht zu verlieren, polterte in den Raum. Er blutete heftig aus den Schnitten in seinem Gesicht, die ihm das zersplitterte Glas zugefügt hatte.
    Benommen starrte er auf die Frau, die auf dem Fußboden lag. Auf einem Auge konnte er nichts sehen, und er stellte sich breitbeinig hin, um im Gleichgewicht zu bleiben und nicht das Bewusstsein zu verlieren. Er richtete die Pistole auf Elise, um sie in Schach zu halten, und wandte dann sein blutiges Gesicht der gestürzten Frau zu. Er starrte sie an, und als er Lore erkannte, war die Verwirrung in seinem Gesicht nicht zu verkennen.
    » Zur Hölle!«, geiferte er durch das Blut. Das Glas hatte ihm einen Schnitt vom Mundwinkel über die gesamte Wange zugefügt, und es steckten immer noch viele Glasscherben in seiner Haut.
    Lore war wie versteinert. Sie bewegte sich nicht und antwortete auch nicht.
    » Steh auf!«, befahl Kroll krächzend.
    Sie zog sich hoch und lehnte sich gegen den Waschtisch.
    Kroll bewegte die Pistole von Elise zu Lore hinüber. Er senkte sie in ihren Genitalbereich und rammte sie ihr hart in den Leib, während er zu Elise hinüberblickte.
    » Du bleibst, wo du bist«, blubberte er und spuckte Blut aus, » oder ich puste ihre Innereien durch den ganzen verdammten Raum.«

Kapitel 43
    Beim Fahren entriegelte Fane ein Seitenfach in der Fahrertür und holte seine alte Walther heraus. Er überprüfte kurz das Magazin und den Abzug. Roma wäre explodiert, wenn sie ihn dabei gesehen hätte. Sie hatten sich zu Beginn ihrer Zusammenarbeit darüber verständigt, dass dies nicht die Art und Weise war, wie sie arbeiteten. Aber Fane hatte sich auch nicht vorstellen können, dass sie es jemals mit jemandem wie Kroll zu tun haben würden.
    Er benötigte eine Beschreibung des Aufbaus von Elises Haus. Er rief Vera an.
    Als er schließlich oben auf dem Hügel angekommen war, fuhr er mehrmals über die Kreuzung und beobachtete das Haus. Nur die Eckfenster im Obergeschoss waren erleuchtet, wo laut Vera Elise ihre Suite hatte.
    Er parkte ein Stück den Hügel hinunter. Er entschied sich gegen einen Regenschirm, sondern nahm stattdessen einen alten Übermantel und einen weichen Filzhut vom Rücksitz und stieg aus. Der Regen war nur noch ein leichtes Tröpfeln, als er bergauf stapfte.
    Er ging direkt zur Tür in der Gartenmauer, die er vor zwei Tagen entdeckt hatte, als er vor dem ersten Treffen mit Elise das Grundstück in Augenschein genommen hatte. Abgesehen vom eigentlichen

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