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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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Haupteingang und der Garage war das der einzige Zugang zum Grundstück von der Straße aus.
    Er ging davon aus, dass die Tür verschlossen war. Wenn nicht, wäre das ein schlechtes Zeichen. Er legte die Hand auf die eiserne Klinke, drückte sie nach unten und merkte, wie der Schnappriegel aufsprang.
    Vorsichtig schob er die Tür auf und ging in den Garten. Zu seiner Linken führte ein Weg zu einem Eingang auf der Vorderseite des Hauses. Ein Pfad nach rechts führte durch eine umrankte Pergola zur Garage. Er schlich zum Dienstboteneingang und drehte am Türknopf. Auch diese Tür war nicht verschlossen. Verdammt.
    Er griff unter seinen Übermantel und zog die Walther aus dem Hosenbund, wo er sie im Kreuz getragen hatte. Behutsam drückte er gegen die Tür, bis sie sich so weit geöffnet hatte, dass er hineinschlüpfen konnte, und betrat den Hauswirtschaftsraum. Ein Männerregenmantel hing neben einem Regenschirm auf dem Wäscheständer an der Wand. Er fasste sie kurz an. Beide waren noch nass.
    Schnell bewegte er sich durch die Vorratskammer und die Küche. Er umging das Esszimmer und ging durch den breiten Flur zum Foyer vor dem Haupteingang. Ohne eine Pause einzulegen, eilte er die gewundenen Stufen hoch, durchquerte das Zwischengeschoss und nahm die zweite Treppe.
    Es war nicht schwer, den Weg zur Tür von Elises Suite zu finden. Jetzt blieb er stehen, zog seinen Übermantel aus, nahm den Filzhut ab und ließ beides geräuschlos in einer Ecke des kleinen Vorraums auf den Boden gleiten. Er näherte sich der Tür und legte sein Ohr daran. Nichts.
    Das war der kritische Moment. Falls er Glück hatte und das Arbeitszimmer leer war, war seine Chance viel höher, sie in einem der anderen Räume zu hören, ohne dass sie mitbekamen, dass er hier war. Er musste sich einfach auf sein Glück verlassen.
    Kroll saß auf einem Bänkchen neben dem Waschtisch und starrte auf die beiden Frauen, die auf dem Boden kauerten, den Rücken gegen die Glasscheibe der Dusche gedrückt. Er blutete immer noch aus den Wunden, Glassplitter hatten sich unter seinem linken Auge in das Jochbein gebohrt. Sein Mund war auf der gleichen Seite geschwollen, doch dort hatte die Blutung aufgehört.
    Lore hatte die größten Scherben entfernt. Niemand sprach ein Wort. Die Tür hatte Kroll beinahe bewusstlos geschlagen, doch mit jeder Minute, die verging, wurde sein Kopf wieder klarer. Die entsetzlichen Schmerzen, als Lore die Glasscherben aus seinem Gesicht gezogen hatte, hatten geholfen.
    Jetzt starrte er die beiden einfach nur an. Die CZ zeigte in ihre Richtung.
    » Was ist hier los?«, brach er das Schweigen.
    Wie gelähmt blickten die Frauen ihn an.
    » Elise, woher kennt ihr euch, zum Teufel?«
    Ihr Gesicht war ausdruckslos.
    » Verdammt noch mal!«
    » Schau mal…«, stammelte Elise, » die Wahrheit…, also die Wahrheit ist, dass wir eine Affäre miteinander haben.«
    » Wie bitte?« Wie zum Teufel konnte er so etwas übersehen haben? » Scheißdreck.« Er glaubte es nicht.
    » Das… zwischen uns läuft schon eine Weile«, fuhr Elise fort. » Niemand weiß davon, und…«
    Er richtete die CZ wieder auf Lores Unterleib. Beide saßen mit angezogenen Knien da, und unter ihren kurzen Nachthemden konnte er ihre Unterhöschen sehen.
    Er richtete das Wort wieder an Elise. » Ich bin nicht in der Stimmung für Albernheiten. Du sagst mit jetzt, was hier wirklich los ist. Und wehe, wenn du mich anlügst.«
    Ganz langsam drehte Fane am Türknopf und öffnete die Tür.
    Niemand war im Raum.
    Schnell verschaffte er sich einen Überblick über die Lage der Räume und verglich sie im Kopf mit Veras Beschreibung. Das Licht im Ankleidezimmer war aus, dahinter schimmerte es.
    Er hörte Elises Stimme, doch sie war leise, und er konnte ihre Worte nicht verstehen. Dann die Stimme eines Mannes. Es klang wie eine normale Unterhaltung, keine Diskussion oder Drohungen. Aber warum im Badezimmer? Und wo war Lore?
    Der Weg zum Badezimmer führte durch den breiten Durchgang des Ankleideraums. Ein Perserteppichläufer bedeckte den Boden und schluckte alle Geräusche. Etwas Glitzerndes in der Nähe der Badezimmertür fiel ihm ins Auge. Glasscherben.
    Fane schlich durch das dunkle Ankleidezimmer und blieb wenige Schritte vor der Badezimmertür stehen.
    Lores Stimme. Irgendjemand bewegte sich. Dichter konnte Fane nicht heran, und er konnte immer noch kein Wort von dem verstehen, was sie redeten.
    Er musste annehmen, dass Kroll bewaffnet war, deswegen musste Fane ihn überrumpeln.

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