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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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dass sie vor ihm dort ankamen.
    Er ließ seine Gedanken kurz zu der Beziehung abschweifen, die sich zwischen Elise und Lore entwickelte. Die Unterschiede zwischen den beiden Frauen schmolzen in der flammenden Hitze der gemeinsamen Erfahrungen mit Kroll dahin. Beide waren wahrscheinlich auch mehr als nur ein wenig neugierig, etwas über die Ähnlichkeiten zu erfahren, die Vera in Krolls Interaktion mit den beiden Frauen gesehen hatte.
    Was würde Kroll tun, wenn er nach Hause kam und seine Computer nicht mehr vorfinden würde? Fane hatte bereits eine Entscheidung bezüglich Krolls Schicksal getroffen, aber er wagte nicht, den entscheidenden Telefonanruf zu machen, bevor Romas Leute nicht weit weg und in Sicherheit waren.
    Falls sie schneller als Kroll bei den Dateien wären, könnte Fanes Anruf den ganzen Spuk beenden. Falls es anders herum war, dann war alles wieder offen. Es gab immer noch viel zu viele Möglichkeiten und viel zu wenige Informationen.
    Es würde noch eine Weile dauern. Fane hielt unterwegs und kaufte sich einen Becher Kaffee, bevor er sich wieder nach Sea Cliff aufmachte. Er fand einen Parkplatz in der Lake Street und machte es sich auf dem Fahrersitz bequem.

Kapitel 41
    Als sein Taxi am Fairmont vorbeifuhr, war Kroll nicht überrascht, dass Elises Mercedes nicht mehr auf dem Kurzzeitparkplatz vor dem Hotel stand.
    Er gab dem Fahrer eine Adresse in Pacific Heights und lehnte sich zurück, um die Logistik dessen zu überdenken, was er als Nächstes vorhatte.
    Kroll wusste, dass Elises Beziehung zu ihrem Mann sich so sehr verschlechtert hatte, dass ihre Kommunikation aus kurzen Gesprächen ein- bis zweimal pro Woche bestand. Oft verging auch eine Woche oder zwei, ohne dass sie miteinander sprachen.
    Je länger ihre Entfremdung von Currin andauerte, desto zurückgezogener lebte Elise. Zu dem Zeitpunkt, als sie sich mit Kroll zu treffen begann, hatte sie ihrem Personal– Köchin, Haushälterin und Gärtner– bereits das Wochenende auf drei Tage verlängert. Das bedeutete, dass sie Freitag bis Sonntag ganz alleine in der alten Villa verbrachte.
    Zusammengefasst: Es gab niemanden, der sich wirklich um sie kümmerte. Deswegen unter anderem war sie so sehr von ihren Sitzungen bei Vera List abhängig. Und deswegen hatte Kroll so geringe Probleme gehabt, sich in ihr Leben einzufügen. In den letzten vier Monaten war Kroll die Person gewesen, die sie– abgesehen von Vera– am häufigsten sah.
    An der Fillmore Street bat er den Taxifahrer, kurz an einem Eckladen zu halten, und betrat ihn, um sich einen Regenschirm zu kaufen. Zwanzig Minuten später setzte ihn der Fahrer zwei Straßen von Elises Haus entfernt ab.
    Nachdem das Taxi um die Ecke verschwunden war, überquerte er die Straße und stieg den Hügel hoch. Der leichte Regen tropfte an seinem Regenschirm herunter, während er an wunderbar erhaltenen viktorianischen Häusern im Queen-Anne-Stil vorbei zum höchsten Punkt des Hügels ging.
    Am Broadway blieb er stehen und blickte zu dem alten dreistöckigen neoklassizistischen Haus an der Ecke hinüber. Alles war dunkel, nur aus den Eckfenstern im dritten Stock, die zur Bucht hinausgingen, drang Licht. Elise war zu Hause.
    Er überquerte die Straße zu der Seite des Hauses hin, die zum Broadway lag, und ging zu einer Holztür in der von Ranken bewachsenen Gartenmauer. Er bückte sich und fischte aus dem Efeu am Mauerfuß einen kleinen Druckverschlussbeutel. Er nahm einen Schlüssel heraus und schloss die Gartentür auf.
    Zum gleichen Zeitpunkt, als Kroll begonnen hatte, regelmäßig in Veras Praxis einzubrechen, noch bevor er dafür andere Leute anheuerte, hatte er auch damit angefangen, in Elises Haus einzubrechen. Geduldig erarbeitete er sich eine Basis, lernte ihre Routinen, fand heraus, wann die Angestellten da waren und wann nicht, und kümmerte sich um die Details ihrer Alarmanlage, sodass er nach Belieben kommen und gehen konnte. Oft war er dort, während Elise schlief.
    Jetzt stand er im baumreichen Garten, lauschte dem leichten Regen und ging vorsichtig im Kopf noch einmal durch, was er gleich tun würde.
    Irgendetwas musste Elise aufgerüttelt und damit Monate sorgsamer Planung zunichtegemacht haben, in denen er bei ihr eine Denkweise genährt hatte, die sie für einen Anfall außergewöhnlicher Verzweiflung anfällig machte.
    Er wusste nicht, was geschehen war, aber er glaubte, dass er es umkehren konnte. Er hatte die ganze Nacht Zeit, und er kannte sich in ihrem Kopf besser aus, als sie

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