Der Seelenschluessel
Verbindung tot.
»Wir haben das Signal verloren«, las Eddington von den Anzeigen auf seiner Seite des Kontrolltisches ab. »Irgendjemand hat uns unterbrochen.«
»Die Klingonen?«, fragte O’Brien.
»Vielleicht.« Schweißtropfen erschienen auf seiner hohen Stirn. »Glaubst du, sie haben die Übertragung bemerkt?«
»Ich glaube, das ist mir egal. Luther, was macht meine Zielerfassung?«
»Ziel wurde erfasst«, meldete Sloan. Nun, da die Schlacht – und vielleicht der Tod – nah war, kam eine nahezu surreale Ruhe über ihn. »Die Waffen sind geladen und bereit.«
»Feindliche Schiffe nähern sich unserer Reichweite«, berichtete Ishikawa. »Noch eine Minute.«
Eddington schüttelte den Kopf. »Wenn nur die
Defiant
hier wäre …«
»Wie viele Schiffe siehst du?«, wandte sich O’Brien an Ishikawa.
»Zwölf. Inklusive der
Negh’Var
.«
O’Brien schenkte ihr ein freudloses Grinsen. »Dann haben wir ja auch ohne die
Defiant
gute Chancen.«
»Das ist nicht witzig, Miles … Was, wenn sie dich
tatsächlich
zwingen, Bajor zu beschießen?«
»Dazu wird es nicht kommen.«
»Aber …«
»Keiko, vertrau mir«, sagte Smiley und sah sie beruhigend an. »Dazu wird es nicht kommen.«
Opaka Sulan stand auf der obersten Balustrade des Wachturms und ließ den Blick über ihr Arbeitslager schweifen. Die Disziplin der Arbeiter und ihrer Kontrolleure gefiel ihr. In den drei Jahren, die sie die Mine nun schon leitete, hatte sie für Ordnung und eine nahezu mechanische Effizienz gesorgt. Nördlich des Lagers führten riesige Grubenschächte tief in Bajors Inneres wie Stufen in eine mythische Unterwelt.
Aufgrund der neuen Adern von Rohuridium, die sie kürzlich entdeckt hatten, mussten sie nun weiter als je zuvor in die bereits stark in Mitleidenschaft gezogene Kruste ihrer Welt eindringen. Doch Bajor erlebte einen nie gekannten wirtschaftlichen Wohlstand, seit es zum Hauptlieferanten dieses wertvollen Metalls in der gesamten Allianz geworden war. Auch Bajors politische Macht war seit den dunklen Tagen des Terranischen Imperiums exponentiell gestiegen. Die Bajoraner hatten gelernt, die Großen und Mächtigen des Quadranten zu manipulieren. Bajors Fähigkeiten als verborgener Strippenzieher hatten aus einem einfachen Untertanen einen respektierten Verbündeten gemacht.
Inzwischen dienten die Terraner und ihre früheren Alliierten den Bajoranern. Sie schufteten sich die Buckel krumm, um den Wohlstand Bajors – und damit auch den der Allianz – zu erhalten. Eines Tages, und dieser Tag mochte früher kommen, als die Mächtigen glaubten, würden die Rohstoffe von Opakas Welt erschöpft sein. Sie hoffte, diesen Tag nicht mehr zu erleben. Doch sie hatte schon vieles nicht zu erleben gehofft, und es war trotzdem geschehen.
Wie sich die Zeiten ändern
…
»Woran denkst du?«, fragte ihre Begleiterin.
Opaka wandte den Blick nicht von den Zäunen. »An die Vergangenheit«, gestand sie und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. »Und die Gegenwart … und die Zukunft.«
»Wirklich?«, fragte die andere Frau. »Also ehrlich, manchmal kommt’s mir vor, als seist du
stolz
auf diesen Ort.«
Opaka runzelte die Stirn und sah die Freundin an. Winn Adami mochte die Bemerkung als Tadel gemeint haben, doch ihr Lächeln signalisierte das Gegenteil. »Du machst dich über mich lustig«, sagte Opaka.
Winn zuckte mit den Schultern. Die Bewegung war unter der dicken Schutzkleidung, die ihren Oberkörper umhüllte, kaum zu erkennen. »Vielleicht. Ein bisschen.«
Kopfschüttelnd widmete sich Opaka wieder der Aussicht. Östlich der Mine wurden mehrere Frachtskimmer mit Rohuridiumerz beladen. Die Lieferung würde nach Ilvia gehen, ins Verarbeitungszentrum. »Hast du nichts Besseres zu tun, als mich zu ärgern?«
»Dich
muss
man hin und wieder ärgern«, meinte Winn. »Schon allein, damit du wachsam bleibst.«
»Bislang bin ich’s noch.«
»Richtig. Aber als du hierherkamst, warst du deutlich unsicherer als heute.«
»Das war eine andere Zeit«, erklärte Opaka. »
Ich
war eine andere.«
»Genau das meine ich«, erwiderte Winn. »Das Unerwartete hatte dich überrascht und alles verändert. Du musst aufpassen, Sulan. Sonst wird die
nächste
Veränderung weit weniger zu deinen Gunsten sein.«
Allmählich verlor Opaka die Geduld. »Falls du mir etwas zu berichten hast, spuck’s aus, Adami! Ich werde langsam zu alt für das Vorspiel, mit dem du unangenehme Nachrichten abzuschwächen versuchst. Raus damit!«
»Terok Nor wird
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