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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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ihn, zur Seite auszuweichen, so dass er mit knapper Not der Klinge entging. Die schnitt sich zwar durch den Waffenrock, doch das Kettenhemd darunter hielt ihr stand.
    »Keinen Schritt weiter, Bastard eines Stewart.« Grange wich zurück und zog Isobel mit sich. »Werft Euer Schwert weg, sonst werdet Ihr sterben.«
    »Da es meine Familie ist, die Ihr so verabscheut, solltet Ihr sie freilassen und stattdessen mich mitnehmen.« Wolf sah dabei Isobel in die Augen und ließ sie erkennen, was er fühlte. Er wollte nicht länger das vor ihr verbergen, was sich in seinem Herzen abspielte.
    Tränen traten ihr in die Augen.
    »Warum wollt Ihr unbedingt meine Tochter beschützen?«
    Granges Worte ließen ihm einen Schauer über den Rücken laufen. »Eure Tochter?« Er sah zu Isobel. »Ist das wahr?«
    Ihr verletztes Gesicht wurde bleich. »Ich wollte es dir sagen«, flüsterte sie. »Ich habe es versucht, aber …»
    Ein gehässiges Lächeln zeichnete sich auf Granges Lippen ab, als er abermals Isobels Kopf nach hinten riss, dass der Rest ihrer Worte in einem gequälten Stöhnen unterging. »Das Geheimnis ist gelüftet.«
    Wolf verkrampfte sich, als ihm klarwurde, was das bedeutete. Granges Tochter. Sein eigener Vater hatte ihn gezwungen, das Kind seines Feindes zu heiraten. Ein weiterer listiger Schachzug seines Vaters, um die Situation immer unter Kontrolle zu haben.
    Isobel drehte sich zu ihm um, obwohl es ihr sichtlich Schmerzen bereitete. Unermessliche Traurigkeit stand in ihren Augen, und in diesem Moment wirkte sie reifer und weiser als je zuvor. Er wollte diese Weisheit am liebsten sofort wieder ungeschehen machen.
    »Mein Angebot gilt. Nehmt mich an ihrer Stelle.«
    »Das kann ich wohl nicht annehmen.«
    »Dann lasst sie frei, und ich gewähre Euch einen unbehelligten Rückzug.«
    Grange stieß ein boshaftes Gelächter aus. »Habt Ihr etwa schon vergessen, dass Ihr derjenige seid, der von meinen Leuten umstellt ist?«
    Von draußen war ein Geräusch zu hören, das man leicht mit einem Donnergrollen verwechseln konnte. »Tatsächlich?«, gab Wolf voller Selbstbewusstsein zurück.
    Schweigend betrachtete Grange ihn, dann zog er Isobel mit sich und warf einen Blick durch die Tür. Wolf konnte nicht sehen, was sich unter ihnen abspielte, doch der Kampflärm war deutlich zu hören. »Ihr habt jetzt beide Hälften des Schicksalssteins.« Wolf machte zwei Schritte auf ihn und Isobel zu.
    Granges Augen funkelten. War es Wahnsinn oder die Panik eines in die Enge getriebenen Tiers? »Ich will alles. Alles, was Ihr Stewarts besitzt. Ich will den Thron, das Land und Euer Vermögen.« Sein Blick wanderte zu Isobel. »Und sie will ich auch haben. Glaubt Ihr etwa, sie bedeutet mir nichts?«
    Wolf machte noch einen Schritt auf ihn zu, blieb aber sofort stehen, da Grange ihren Kopf abermals weit in den Nacken zog.
    »Nicht, wenn ich sehe, wie Ihr sie im Moment behandelt.«
    Grange stieß einen wüsten Fluch aus und fuchtelte mit dem Schwert. Dann redete er einfach drauflos, erzählte davon, wie er Wolf, den König und jeden Stewart-Erben töten wollte, bis niemand mehr der Rückkehr der Balliols auf den Thron im Weg stand. Es waren verrückte Ideen, die sich gar nicht hätten in die Tat umsetzen lassen, doch Grange glaubte sie und verkündete sie mit solchem Eifer, dass er darüber vergaß, wie er Isobel festhielt.
    Sie sah ihn mit Bedauern an, doch das verwandelte sich rasch in Entschlossenheit.
    Wolf stutzte, denn der Mann war zu gefährlich und unberechenbar, als dass sie auf eigene Faust einen Versuch unternehmen konnte, sich in Sicherheit zu bringen. Doch ehe er sie von einer möglichen Dummheit abhalten konnte, rammte sie Grange den Ellbogen in den Bauch.
    Der stöhnte vor Schmerz auf und löste die Hand aus ihrem Haar. Gerade wollte sie davonlaufen, da bekam er sie erneut zu fassen. »Verräterin!«, brüllte er sie an, während er sie durchschüttelte. »Du würdest ihm den Vorzug vor deinem eigenen Vater geben?«
    Er zog sich mit ihr bis zur offenen Tür zurück, hinter der es in die Tiefe ging. »Du bist genauso wie deine Mutter«, zeterte er und stieß sie nach draußen.
    Ihr entsetzter Schrei wurde von Wolfs grenzenlosem Zorn gepaart mit Schmerz übertönt, und er stürmte mit vorgehaltenem Schwert auf Grange zu.
    Wolf gestattete seiner Trauer, dass sie jedem seiner Hiebe Kraft verlieh. Als er die Klinge über sich hob, riss diese zahlreiche Glaskugeln von der Decke. Schon bald mischte sich das Knirschen der Glassplitter

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